Kevin Conrad: Das Ende einer langen Leidenszeit für den Hohenloher Fußballprofi
Elversbergs Kapitän Kevin Conrad bleibt als Kapitän des Zweitligisten im Test gegen seinen Ex-Club TSG Hoffenheim in Heilbronn am Mittwoch (18 Uhr) nur die Zuschauerrolle. Zum Zweitliga-Saisonstart soll sich das aber ändern.

Mittlerweile kann Horst Steffen wieder kopfschüttelnd darüber lachen. "So einen Anruf habe ich auch noch nie erhalten", sagt der Trainer der Spielvereinigung Elversberg. Der 54-Jährige befand sich in der WM-Pause im vergangenen Winter gerade auf einer Kreuzfahrt, als sich nicht der Kapitän von der Brücke, sondern sein Drittliga-Kapitän aus dem Hohenlohischen telefonisch meldete. "Mit den Details habe ich ihn lieber verschont", sagt Kevin Conrad.
Der Fußballprofi baut gerade in Amrichshausen, einem Künzelsauer Stadtteil, ein neues Heim für die Familie. Beim Zuschneiden von Styrodurplatten rutschte ihm das Cuttermesser so unglücklich aus, dass der Muskel im Oberschenkel in Mitleidenschaft gezogen wurde. "Man sollte halt nix selber machen", sagt Conrad.
Fußballprofi hatte das Cuttermesser im Oberschenkel

Wie gegensätzlich es doch laufen kann: Die Spielvereinigung Elversberg erlebte mit dem Durchmarsch aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga das beste Jahr ihrer Vereinsgeschichte, bei Kapitän Kevin Conrad ging hingegen so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen kann.
Vier Verletzungen reihten sich seit vergangenem Oktober aneinander, der Heimwerkerunfall war dabei gar nicht mal das Schlimmste. Conrad kam viel zu oft unters Messer in den vergangenen Monaten. Auf einen Riss des Sehnenansatzes der Wade folgte besagter Unfall inklusive nötiger Operation. Nach nur vier Wochen zurück auf dem Platz bremste ihn ein Meniskusriss, in dessen Folge ein Knorpelschaden im April nochmals eine Operation nötig machte. Der Mann aus Hohebach sieht sich mit bald 33 Jahren im Herbst seiner Karriere. "Da ist so ein Jahr natürlich nicht leicht wegzustecken", sagt er.
Conrad ist ein echter Aufstiegsexperte
Seit vergangenem Montag ist Conrad zurück, beim Trainingslager in Bad Kreuznach mittendrin, statt nur dabei. An diesem Mittwoch (18 Uhr), beim Testspiel des Zweitliga-Aufsteigers gegen die TSG Hoffenheim in Heilbronn (Erbe Arena), bleibt ihm gegen seinen Ex-Verein nur die Zuschauerrolle. Zum Zweitligastart Ende Juli will der Abwehrchef dann eine Alternative sein - und die ersten Zweitligaminuten seines Lebens erleben. "Ich hätte mir nie erträumt, dass ich mal Zweitligaluft schnuppern darf", sagt Mister Aufstieg, der in seiner Karriere mit Hoffenheim II in die Regionalliga, Waldhof Mannheim in die 3. Liga und nun zwei Mal nacheinander mit der SV Elversberg aufgestiegen ist.
Wobei er sich auch nicht erträumt hätte, direkt aus der Reha in seine erste Zweitligasaison zu starten. "Ich mache mir keinen Druck und gehe ohne Erwartungen in die Saison", spricht er irgendwie stellvertretend für alle vor dem großen Abenteuer 2. Liga. Sein Trainer ist froh, dass sein Kapitän nun endlich wieder fit ist. "Kevin hat uns schon brutal gefehlt in der Zeit. Er ist hier ein Vorbild. Ein Junge, der die ganze Gruppe mitnimmt, auch im Training immer vorangeht", sagt Horst Steffen, einst selbst Erstligaprofi.
Elversberg ist Klein-Hoffenheim
Seit 2020 spielt Kevin Conrad in der saarländischen Provinz. "Elversberg ist schon ein bisschen so wie Klein-Hoffenheim", sagt Conrad, der beide Vereine kennt. Im Saarland verwirklicht Ex-Profi Frank Holzer als Pharmaunternehmer (Ursapharm) zusammen mit Sohn Dominik erfolgreich die Idee, den Profifußball in die Region zu bringen. "Man kann es schon vergleichen, aber natürlich mit einem anderen Maßstab", sagt Conrad. Zuletzt sind sie dabei aus dem Feiern gar nicht herausgekommen. "Das ist ja das Gute am Mannschaftssport", sagt Kevin Conrad: "Man kann erfolgreich sein, auch wenn man selbst nicht mitspielen kann."
Unterstützung vom Teampsychologen
Am frühen Mittwochabend in Heilbronn steht das eine oder andere Wiedersehen an. Als Jungspund in der Hoffenheimer U23 hieß ein Teamkollege noch Alexander Rosen. Dessen heutiger Geschäftsführerkollege Jan Mayer gab Conrad übrigens als Teampsychologe "schon viele Werkzeuge mit, um mit solchen Situationen wie in der vergangenen Saison klarzukommen", wie es Conrad ausdrückt.
Die helfen aber nicht immer beim Umgang mit zwei frechen Söhnen. Der vierjährige Matti und der zweijährige Mats hatten nämlich sehr schnell raus, wie man den eigenen Papa hilflos wie einen Käfer auf dem Rücken zurücklässt. "Die beiden haben immer meine Krücken versteckt", erzählt Kevin Conrad.
Kommentare öffnen


Stimme.de
Kommentare