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MHP-Chef über VfB-Sponsoring: "Neckarstadion? Das können wir nicht machen"

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Darum gibt es kein Neckarstadion: Ralf Hofmann, der Geschäftsführer von MHP, spricht im Interview übers Namensrecht für die Stuttgarter Arena, über Fußball-Glücksgefühle und die Verbundenheit des Unternehmens zur Region.

Die Bundesliga-Fußballer des VfB Stuttgart spielen künftig in der MHP-Arena.
Die Bundesliga-Fußballer des VfB Stuttgart spielen künftig in der MHP-Arena.  Foto: Tom Weller (dpa)

Es war eine große Überraschung, als Alexander Wehrle, der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart, den Einstieg von Porsche beim Fußball-Bundesligisten bekanntgab. Außerdem ist die Porsche-Tochtergesellschaft MHP jetzt Namensgeber der Stuttgarter Arena. Im Interview spricht der in Bad Rappenau lebende MHP-Geschäftsführer Ralf Hofmann über seinen Stolz beim Blick aufs Stadion, die Glücksgefühle beim Bundesligaaufstieg des 1. FC Heidenheim mit den Buchstaben MHP auf der Brust sowie weitere Sportsponsoringaktivitäten des Unternehmens. Er macht auch deutlich, warum der Fan-Wunsch, ein MHP-Neckarstadion zu haben, nicht realistisch ist.


Herr Hofmann, in Stuttgart ist die Fußball-Farbenlehre eigentlich klar geregelt: blau oder rot, das ist ein krasser Gegensatz. Stuttgarter Kickers oder VfB, da gibt es kein sowohl als auch. Nur MHP kann das. Ihr Unternehmen ist seit 2015 Hauptsponsor der Blauen und gibt nun viel Geld aus als Namensgeber fürs Stadion, in dem der VfB spielt. Respekt! Wie geht das?

Ralf Hofmann: Da fangen Sie gleich mit der wichtigsten Frage an. Das ist schon was Spezielles. Aber wenn man es genau nimmt, sind wir ja nicht Sponsor des Bundesliga-Teams des VfB. Wir engagieren uns zwar beim VfB auch in Themen wie eSports, Frauen- und Mädchenfußball oder Leichtathletik. Aber es geht hier um das Stadion, denn das heißt jetzt MHP-Arena. Schauen wir also aufs große Ganze, auf die Region, aufs Stadion als Leuchtturm − mit nationaler und internationaler Strahlkraft. Wir sind schon ein sehr großer Mittelständler mit viereinhalbtausend Leuten. Wenn man dann vor der Arena steht und da hängt unser Name oben, dann ist das schon eine große Nummer. Und darauf sind wir sehr stolz.

Aber es ist nicht nur der VfB Stuttgart, der da zu Hause ist. Wenn etwa Robbie Williams oder die Rolling Stones nach Stuttgart kommen würden, dann wären sie auch dort. Natürlich unterstützen wir indirekt auch den VfB. Und das ist gut so. Aber ganz entscheidend ist auch, dass Porsche gesagt hat: Ja, wir geben dem VfB Rückendeckung. Als Teil der Gesamtlösung. Zum Wohle des VfB.

 

Sie hätten sich auf ewig einen Ehrenplatz in den Herzen sehr vieler VfB-Fans sichern können, wenn die Arena nun MHP-Neckarstadion heißen würde. Warum geht das nicht?

Ralf Hofmann: Das war klar, dass wir daran nicht vorbeikommen (lacht). Da muss ich ehrlich sagen: Ja, das wäre schön. Ich habe die Sehnsüchte der Fans natürlich mitbekommen. Aber wir müssen es als Sponsor auch wirtschaftlich betrachten. Wir haben ambitionierte Ziele und wollen weiter wachsen. Die MHP-Arena Stuttgart macht uns noch bekannter. Unsere drei Buchstaben stehen auf einem der größten Stadien in Deutschland − das ist allerdings nicht gerade günstig. Und kaum einer würde dann sagen, der VfB hat das 1:0 im MHP-Neckarstadion geschossen. Sondern alle würden sagen: Neckarstadion.

Für uns ist es schon von Bedeutung, dass ein Reporter ruft: Elfmeter in der MHP-Arena. Natürlich wäre es für die Fans ein Riesending, würde es wieder Neckarstadion heißen. Sie glauben nicht, wer sich in dieser Sache schon alles bei mir gemeldet hat. Aber ich bitte da um Verständnis in der Region: Das können wir nicht machen.

 


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Die Firma will den Menschen in der Region etwas erhalten, was ihnen Freude macht, sagt Ralf Hofmann.
Die Firma will den Menschen in der Region etwas erhalten, was ihnen Freude macht, sagt Ralf Hofmann.  Foto: privat

Sie erwähnen oft die Region. Man spürt, dass es für Sie eine Herzenssache ist. Auch die Ludwigsburger Bundesliga-Basketballer werden von MHP gesponsert, ebenso wie die Handballteams der SG BBM Bietigheim.

Ralf Hofmann: Unser Hauptsitz ist in Ludwigsburg. Wir fühlen uns hier sehr verbunden. Es geht uns insbesondere auch um Corporate Social Responsibility − als Unternehmen tragen wir gesellschaftliche Verantwortung. Wir wollen den Menschen in der Region etwas erhalten und ermöglichen, was ihnen wichtig ist, was ihnen Freude macht. Als wir in Ludwigsburg beim Basketball eingestiegen sind, hatte EnBW als Hauptsponsor aufgehört. So ein Engagement zu ersetzen, ist für einen Club nicht einfach. Aber da sind alle zwei Wochen bis zu 4000 Leute in der Halle. Deshalb sind wir als MHP damals eingesprungen. Sowas muss erhalten bleiben. Und in den letzten Jahren sind wir sehr verwöhnt worden.

Riesen-Chef Alexander Reil behandelt dieses Thema ganz großartig, sportlich hat Trainer John Patrick die Riesen auf ein ganz hohes Niveau geführt und das wird jetzt sogar fortgeführt. Seit knapp zehn Jahren sind wir auch Hauptsponsor der Männer- und Frauen-Handballteams in Bietigheim. Das Frauenteam ist aktuell das beste deutsche Vereinsteam.


Sportsponsoring ist schwer berechenbar. Sie geben auch Geld für die Ludwigsburger Schlossfestspiele. Da kann man große Namen verpflichten, Dirigenten, Orchester, Sänger − und alle sind begeistert. Im Sport kann viel schief gehen. Sie haben es bei den Stuttgarter Kickers erlebt, die in der 3. Liga waren, als MHP eingestiegen ist. Dann ging es abwärts.

Ralf Hofmann: Ja. Das war schwer. Aber ich habe selten so viel schönes Feedback erhalten wie jetzt, als die Kickers aus der Oberliga in die Regionalliga aufgestiegen sind. Wir haben den Club nie im Stich gelassen. Da steckt ganz viel Tradition drin − 120 Jahre. Auch Liebe, Hingabe. Da kommen bis zu 3000 Zuschauer in der 5. Liga. Anderswo sind das 400. Das ist erhaltenswert. Das ist cool.

Wie schon gesagt: Einen Hauptsponsor zu ersetzen, ist schwer. Und so lange es uns als MHP gut geht, wollen wir auch etwas zurückgeben. Wir machen das mit dem Sport ja auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir auch in Zukunft zu uns hinführen wollen. Wir wachsen. Wir stellen jedes Jahr viele Leute ein − um die 1000. Und die wollen wir für uns begeistern. Wir sind nicht Porsche, auch wenn das unser Hauptgesellschafter ist. Wir sind keine solche Marke mit solch einer Bekanntheit. Wir wollen uns über den Sport ein Image aufbauen. Und man muss klar sagen: In Deutschland kommt lange nichts, was vor allem in den Medien auch nur annähernd an den Fußball heranreichen könnte.

Ich persönlich bin gar nicht der ganz große Fußballer. Aber alles dreht sich hier darum, das bestmögliche Team zu bauen − ob jetzt nach dem Aufstieg mit den Kickers in die 4. Liga oder in der Bundesliga beim VfB oder in Heidenheim, wo wir ja auch Sponsor sind. Der Teamgedanke ist das Herz von allem. Deshalb unterstützen wir den Teamsport und keinen Einzelsportler. Wir sind eine People Company. MHP ist ein Team, wir sind im Beratungsgeschäft abhängig vom Teamgedanken. Und deshalb ist es uns ganz wichtig, den Mannschaftssport zu stärken.

 


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Sie haben gerade den 1. FC Heidenheim erwähnt. Da ist MHP Trikotsponsor − und schwupps hat es der FCH in die Fußball-Bundesliga geschafft. Ein Märchen. Und ein Volltreffer für den Sponsor.

Ralf Hofmann: Sie sagen es. Für uns eine ganz besondere Erfolgsgeschichte. Heidenheim haben wir analysiert vor zwei Jahren. Das war ein bisschen vergleichbar mit Freiburg. Und der FCH hat eine ähnliche Geschichte wie wir als Unternehmen: Stetig gewachsen, organisch gewachsen. Als das Trikot frei wurde, haben wir gesagt: Ja, das machen wir. Schon wenn man in der 2. Liga vorne mitspielt, hat man sehr viel Medienpräsenz. Und die Heidenheimer mit ihrem Dauertrainer Frank Schmidt und ihrem Vorstandsvorsitzenden Holger Sanwald sind extrem sympathisch und erfolgreich. Aber jetzt der Aufstieg in die Bundesliga, dass es dermaßen abgeht: grandios.

 

Es war ja ein sehr dramatischer letzter Spieltag in der 2. Liga. Erst weit, weit in der Nachspielzeit sicherte sich Heidenheim die Meisterschaft und schickte den großen Hamburger SV in die Relegation. Wie ist da Ralf Hofmann abgegangen?

Ralf Hofmann: Wir waren auf einem kleinen Straßenfest in Österreich an diesem Tag. Da gab es von mir für alle eine Runde nach diesem Irrsinnsfinale. Fußball ist eben eine emotionale Sache, da kann man sich nicht rausnehmen. Dass wir da so vom Erfolg verwöhnt wurden als Sponsor, das war schon eine tolle Geschichte. Und jetzt kommen die Heidenheimer als Bundesligist in die MHP-Arena nach Stuttgart. Das ist ein Traum.


Apropos Träume. Wie wäre es denn, wenn in der Stuttgarter MHP-Arena ein Champions-League-Finale stattfinden würde. Oder ein Endspiel in der Europa League?

Ralf Hofmann: Klar, als Namensgeber des Stadions hofft man natürlich auf die ganz großen Geschichten. Das ist überhaupt keine Frage. Ganz große Spiele und Spieler in der MHP-Arena, das wäre eine tolle Sache. Auch wenn unser Name bei diesen Spielen dann nicht sichtbar wäre, weil es entsprechende Uefa-Regeln gibt. Ich bin aber grundsätzlich sehr demütig. Ich hätte es nie gedacht, dass der Name unserer Firma überhaupt mal an diesem Stadion ganz oben hängt. Da möchte ich auch Mercedes danken, dass sie so großzügig waren, auf ihre Namensrechte zu verzichten. Zum Wohl des Ganzen.


Auch der Fußball in Heilbronn könnte Unterstützung sehr gut gebrauchen. Wollen Sie nicht die Region noch ein bisschen Richtung Norden ausdehnen?

Ralf Hofmann: Nein, da gibt es momentan keine Überlegungen. In Heilbronn engagieren wir uns in Bereich Ausbildung − bei der 42.

 
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