Gemischte Gefühle bei ehemaligen VfR-Akteuren
Für viele Ehemalige ist der 2018 neugegründete Verein mit dem Zahlenanhängsel 96/18 der legitime Nachfolger des Traditionsclub 1896. Andere sehen die Geschichte des Ursprungsvereins hingegen als beendet an. Was alle eint, sind positive Erinnerungen.

"Es steht in der Satzung, dass wir uns als traditionellen Nachfolger des VfR Heilbronn 1896 sehen", stellt Onur Celik klar, dass sein 2018 gegründeter VfR Heilbronn 96/18 die Geschichte der Schwarz-Weißen weiter schreibt. Emotional ist das sicherlich so, rechtlich aber eher nicht. Der alte VfR wurde ja nicht aufgelöst oder stillgelegt, sondern ist in zwei Fusionen aufgegangen. Faktisch ist der FC Union Heilbronn der Nachfolgeverein.
Jürgen Schöpf
(60 Jahre), VfR-Rekordspieler 1982 bis 1994 und später Co-Trainer unter Eike Immel.
"Käme ich nochmals auf die Welt, würde ich wieder für den VfR spielen, da er mir über zwölf Jahre sehr viel gegeben hat. Es war eine super Zeit, trotz aller Querelen. Wurde eine Baustelle geschlossen, tat sich schon die nächste auf. Dieser Verein ist aber Kult. Zur damaligen Zeit war es das Größte, für die Schwarz-Weißen zu spielen. Auch wenn bei der Neugründung die Zahlen hinter dem Namen VfR Heilbronn verdreht worden sind, ist es in der Umgebung des Frankenstadions für mich der legitime Nachfolgeverein. Dazu stehe ich und bin natürlich Mitglied. Ich finde es toll, dass es Personen gibt, die diesen Verein wieder zum Leben erweckt haben."
Manfred Grimm
(73), VfR-Spieler 1974 bis 1983 und später Abteilungsleiter sowie 2. Vorstand beim Nachfolgeverein FC Heilbronn.
Man kann schon sagen, der VfR ist meine sportliche Heimat geworden. Ich habe mich hier immer wohl gefühlt und so sind auch bleibende Freundschaften entstanden. Des Berufs wegen ist Heilbronn auch mein Lebensmittelpunkt geworden. Als der VfR neu gegründet wurde, bin ich Mitglied geworden. Es ist nicht der gleiche VfR, aber es steckt vieles vom alten Verein drin, auch weil viele Ehemalige jetzt wieder dabei sind.
Oliver Walla
(51), VfR-Spieler der letzten Verbandsliga-Meister-Mannschaft 1997.
Ich habe nur eine Saison hier gespielt, es war für mich, der vom Dorf aus Berlichingen gekommen war, eine völlig andere Welt. Jeder wollte gegen den VfR spielen, und dann durfte ich sogar für diesen Verein spielen und wurde mit ihm Meister, das war eine Auszeichnung, ein Traum. Da war Betreuer Martin Wörner, der sich wirklich um alles gekümmert hat. Wir wurden umsorgt, konnten uns voll auf den Sport konzentrieren. Man kann schon sagen, es war ein ganz besonderes Jahr meiner Karriere, ein Heranschnuppern an die große Fußballwelt. Was den neugegründeten Verein betrifft, gibt es sicherlich Pro und Contra, aber er ist für mich der eine VfR Heilbronn. Es ist die Fortführung der Geschichte, aber ein eigenes Kapitel.
Horst Eisele
(79), VfR-Mäzen und von 1981 bis Mitte der 90er Jahre in zwei Etappen insgesamt 13 Jahre lang VfR-Präsident.
Rede ich von Tradition, dann meine ich die Schwarz-Weißen von früher. Juristisch gesehen hat der Verein seine Selbstständigkeit aufgegeben und ging erst im FC Heilbronn und dann im FC Union Heilbronn auf. Beide Fusionen verliefen nicht glücklich, da ist einiges verrutscht. Der neue VfR, da stecken viele ehemalige Funktionäre und Spieler des alten VfR drin, das ist alles in Ordnung, auch ich bin Mitglied und gehe zu den Spielen. 125 Jahre VfR Heilbronn ist ein schönes Jubiläum, hat aber mit dem VfR Heilbronn 96/18 nichts zu tun, den gibt es ja erst seit drei Jahren.
Gerd Schneider
(65), VfR-Spieler 1974 bis 1986.
Mit dem VfR verbinden mich sehr viele Erinnerungen, positive wie negative. Es ist ein Verein mit einem gewissen Mythos, der auch bewahrt wurde, als es ihn jahrelang nicht mehr gegeben hat. Kein anderer Verein hat den Fußball in unserer Region so geprägt, wie der VfR. Ich bin daher dankbar, hier hängen geblieben zu sein. Rückblickend habe ich das nicht bereut, während meiner aktiven Zeit aber schon das ein oder andere Mal. Immer dann, wenn es Probleme gab, meistens aus finanziellen Gründen. Der jetzige VfR Heilbronn ist schon irgendwie eine neue Geschichte, ich bin aber überzeugt und beeindruckt von dem, was hier geleistet wird und versuche, dem Verein stets mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es ist eine schöne Sache, dass es wieder einen Verein gibt, der die Tradition des alten VfR fortführt.
Dieter Wolf
(51), Ex-VfR-Spieler und letzter Präsident des VfR von 2001 bis 2003.
Der VfR Heilbronn hat mir viel bedeutet. Es war ein toller Verein mit einer wahnsinnigen Tradition und einer unglaublichen Nachwuchsarbeit, von der das gesamte Umland profitiert hat. Die Badstraße war so etwas wie ein Kompetenzzentrum. In allen Teams aus dem Unterland, die damals in der Landesliga spielten, waren Talente aus der VfR-Jugend. Vieles davon ist verloren gegangen – und das ist bedauerlich. Zum neuen VfR habe ich keine Beziehungen mehr, aber ich weiß, was es heißt, einem Verein vorzustehen und wünsche Onur Celik daher alles Gute und viel Glück.