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125 Jahre VfR Heilbronn: Ein Blick auf die bewegte Historie

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Vor 125 Jahren wird der VfR Heilbronn 1896 gegründet. Nach mehreren Fusionen ist der ursprüngliche komplette Name inzwischen verschwunden. Doch die Neugründung des VfR Heilbronn 96/18 schickt sich an, die Tradition des Vereins fortzuführen.

Highlights in der Geschichte des VfR Heilbronn waren auch die Derbys mit dem Stadtrivalen Union Böckingen − das Bild zeigt eine Szene aus dem Jahr 1959 im Städtischen Stadion. Beide Vereine sind im FC Union Heilbronn aufgegangen.
Foto: Archiv/HSt
Highlights in der Geschichte des VfR Heilbronn waren auch die Derbys mit dem Stadtrivalen Union Böckingen − das Bild zeigt eine Szene aus dem Jahr 1959 im Städtischen Stadion. Beide Vereine sind im FC Union Heilbronn aufgegangen. Foto: Archiv/HSt  Foto: Eisenmenger

Es gibt in der Region wohl keinen Fußballverein, der so polarisiert wie der VfR Heilbronn, der vor 125 Jahren gegründet wurde Die Schwarz-Weißen haben in ihrer langen Geschichte Erfolge gefeiert, aber auch für Skandale gesorgt. Geliebt und gehasst, das ist der VfR. 2003 verschwand der Name nach der Fusion mit der Heilbronner Spvgg zum FC Heilbronn. 2012 schlossen sich der FCH und die Fußball-Abteilung des FV Union Böckingen zum FC Union Heilbronn zusammen. 2018 gründete eine Gruppe ehemaliger Schwarz-Weißer um den heutigen Vorstand Onur Celik den VfR neu, unter dem Beinamen 96/18. Seither wird diskutiert, wie viel alter VfR steckt im neuen?

Der Verein hieß zunächst Heilbronner Fußball-Klub 1896

Am 2. Februar 1896 fand in der Gaststätte "Zur Hopfenblüte" in der Schulstraße 5 in Heilbronn die Gründungsversammlung des VfR Heilbronn statt, der Verein hieß zunächst Heilbronner Fußball-Klub 1896. Zusammenschlüsse, beziehungsweise Fusionen gab es schon damals. 1900 fusionierte der Verein mit dem FC Württemberg 1900 Heilbronn zur Heilbronner Fußball-Gesellschaft 1896. Im gleichen Jahr konstituierte sich eine Verbindung aus Gymnasiasten und Realschülern zum Schüler FC, der sich der Fußball-Gesellschaft angliederte. 1905 kam der FC Amicitia Heilbronn hinzu. 1920 war es soweit, der Vereinsname wurde in VfR Heilbronn geändert.

Das Premierenspiel einer Heilbronner Fußballmannschaft wurde im Frühjahr 1897 auf dem "Engländerplatz" in Karlsruhe zwischen dem FC Phönix Karlsruhe und dem Heilbronner Fußball-Klub 1896 ausgetragen und endete mit einer 0:7 Niederlage. Die Heilbronner gehörten im selben Jahr zu den acht Gründungsvereinen des Verbandes Süddeutscher Fußballvereine. Erstes Trainingsgelände war der "Hammelwasen", später wurde dem Verein ein Gelände bei den "Brückentorwiesen" in der Bahnhofsvorstadt zugewiesen. Fußballteams gab es in den wilden Anfangsjahren wenige, und so hießen die Gegner Kronenklub Cannstatt, Germania Mannheim, Union Stuttgart oder Stern Cannstatt.

1922 steigt der VfR Heilbronn in die württembergische Oberliga auf

1920 wurde das Städtische Stadion fertiggestellt. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Zusammen mit dem VfB Stuttgart und den Stuttgarter Kickers stieg der VfR Heilbronn 1922 in die württembergische Oberliga auf. 1933 gehörten die Schwarz-Weißen zu den Gründungsmitgliedern der Gauliga Württemberg, der höchsten Spielklasse jener Zeit.

 


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Der erste Skandal: Die "Affäre Franz"

1934 kam es zu einem ersten Skandal, der als "Affäre Franz" in die Vereinsanalen einging. Der ehemalige Fürther Nationalspieler Andreas Franz wurde vom VfR als bezahlter Trainer eingestellt, lief dann aber als Stürmer auf und wurde daraufhin von Richard Walter, Spieler der Union Böckingen, des verbotenen Berufsspielertums bezichtigt. Die Folgen waren verheerend: Der VfR wurde während der Saison vom DFB gesperrt und vorübergehend vom Verband ausgeschlossen. Der nationalsozialistische Kreisleiter Richard Drautz verfügte wenig später eine Umbenennung in SV Heilbronn 96.

Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte der Verein wieder als VfR Heilbronn. 1954 wurde das zerstörte Städtische Stadion wieder aufgebaut mit Angliederung des Vereinsheimes (die heutige Pizzeria Lo Stadio). Mitte der 80er Jahre folgte der Umbau zum Frankenstadion. Einweihung war 1988 mit einem Spiel gegen den VfB Stuttgart.

Das Jahr 1951 war ein Wendepunkt 

Sportlich war das Jahr 1951 der Wendepunkt mit dem Aufstieg in die 1. Amateurliga. Glanzzeiten des Vereins war die Zugehörigkeit in insgesamt acht Spielzeiten in den zweithöchsten Spielklassen 1956/57 (2. Division Süd), 1962/63 (2. Division Süd), 1969/70 bis 1973/74 (Regionalliga Süd) und die wohl am besten in Erinnerung gebliebene Saison 1974/75 in der neugegründeten 2. Bundesliga Süd. 1956, 1963 und 1969 wurde der VfR jeweils württembergischer Meister.

Als größten Sieg einer Männermannschaft wird der 2:0-Erfolg am 12. Dezember 1970 gegen den amtierenden Pokalsieger und Bundesligist Kickers Offenbach im DFB-Pokal vor 15.000 Zuschauern bezeichnet. Das Achtelfinale verlor der VfR beim FC Schalke 04 mit 0:4. Volles Haus hatte der VfR des öfteren, unter anderem 1973/74 gegen den TSV 1860 München und FC Augsburg mit je rund 18.000 Besuchern.

Sportlich erfolgreich, sorgte immer mal wieder das liebe Geld für eine Schieflage. So wie im Sommer 1974 als nach der Einstufung in die 2. Bundesliga Süd ob großer Finanznot Torjäger Bernd Hofmann und Mittelfeldstratege Martin Kübler an den Karlsruher SC verkauft werden mussten. Der VfR stieg 1975 ab, der KSC in die erste Liga auf. Die klamme Kassenlage blieb dem VfR treu - mal mit mehr, mal mit weniger Schulden. Nach der Jahrtausendwende wurden gar einmal die Tageseinnahmen gepfändet. 2002 folgte die Insolvenz.

 


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Erfolgreiche Jugendarbeit kann Niedergang nicht stoppen

Die A-Junioren des VfR Heilbronn 1996 nach dem 2:1-Sieg im inoffiziellen Supercup gegen Borussia Dortmund. Zuvor wurde gegen Cottbus der DFB-Pokalsieg gefeiert. Hinten von links: Rüdiger Rehm, Patrick Stoss, Mutlu Cherie, Björn Rotkopf, Markus Heinzmann, Aydin Cetin, Jochen Schmidt, Timo Dörflinger, Marc Kern, Tim Bilohoubeck, Artur Glaser. Vorne von links: Christian Layher, Marco Freudentaler, Sven Seeg, Michael Kotischke, Trainer Otte Frey.
Foto: Archiv/Krüger
Die A-Junioren des VfR Heilbronn 1996 nach dem 2:1-Sieg im inoffiziellen Supercup gegen Borussia Dortmund. Zuvor wurde gegen Cottbus der DFB-Pokalsieg gefeiert. Hinten von links: Rüdiger Rehm, Patrick Stoss, Mutlu Cherie, Björn Rotkopf, Markus Heinzmann, Aydin Cetin, Jochen Schmidt, Timo Dörflinger, Marc Kern, Tim Bilohoubeck, Artur Glaser. Vorne von links: Christian Layher, Marco Freudentaler, Sven Seeg, Michael Kotischke, Trainer Otte Frey. Foto: Archiv/Krüger  Foto: Krüger

Während die Aktiven zwischen Ober- und Verbandsliga auf und abstiegen, sorgte die A-Jugend 1996 für einen sensationellen Erfolg, wurde deutscher Pokalsieger und das zum 100-jährigen Vereinsjubiläum. Im Finale vor mehr als 6000 Zuschauern wurde der FC Energie Cottbus mit 6:1 besiegt. Doch auch die erfolgreiche Jugendarbeit konnte den Niedergang der Schwarz-Weißen nicht bremsen. Das Ende war der Zusammenschluss mit der HSV.

"Die Fusion war für mich in jener Zeit notwendig - rückblickend sehe ich das aus heutiger Sicht aber nicht mehr so. Sie war ein Fehler. Tradition lässt sich nicht fusionieren, das gilt für den VfR, wie auch die HSV", sagt Dieter Wolf, der letzte Präsident des alten VfR Heilbronn.

Schlusskapitel sorgte für Skandal

Das Schlusskapitel sorgte aber nochmals für einen Skandal. Im Zuge der Fusion mit der HSV tauchte ein Schuldüberschreibungs-Dokument auf, unterschrieben mit Dieter Wolf, der somit für die Schulden der Schwarz-Weißen hätte haften müssen. Wolf bestritt, diese Unterschrift getätigt zu haben. "Sie war nachweislich eine Fälschung", erzählt Wolf. Vor Gericht wurde dies mit einem Schriftgutachten belegt.

Die Fusion 2012 des FC Heilbronn mit der Fußballabteilung der Union Böckingen sorgte ebenfalls nicht für den erhofften Aufschwung. Es blieb nur verbrannte Erde und das Verschwinden eines dritten traditionsreichen Heilbronner Fußballvereins. Nun will der 2018 gegründete VfR Heilbronn 96/18 an vergangene Erfolge anknüpfen.

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