EM-Eklat nach Türkei-Spiel: Wolfsgruß muss Konsequenzen haben
Der türkische EM-Held Merih Demiral jubelt mit dem rechtsextremen Wolfsgruß, der auch auf Heilbronns Straßen zu sehen ist. Wenn die Uefa es ernst meint mit ihrer Werte-Orientierung, muss sie den Spieler sperren.

Rassismus, Ultranationalismus, Antisemitismus - das ist das Gebräu, aus dem die türkischen Grauen Wölfe ihre Ideologie zusammenrühren. Die Anhänger der Ülkücü-Bewegung, deren politischer Arm in einer Koalition mit dem türkischen Präsidenten Erdogan regiert, träumen von einem großtürkischen Reich vom Balkan bis nach China. Die Ideen fallen auch bei jungen türkischstämmigen Menschen in Deutschland auf fruchtbaren Boden.
Experten sehen in den Grauen Wölfen die größte rechtsextreme Gruppierung in Deutschland. Sie wird vom Verfassungsschutz beobachtet, ist aber nicht verboten. Ihr Zeichen ist der Wolfsgruß, der nicht nur bei Jubelkorsos wie in Heilbronn traurige Normalität wird, sondern jetzt auch in den Stadien, wo sich Torschütze Demiral damit in Pose setzte.
EM-Eklat mit Wolfsgruß nach Türkei-Spiel: Uefa-Wertekanon nur ein Lippenbekenntnis?
„Europäische Werte wie Nachhaltigkeit, Freiheit und Frieden, aber auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ hat sich die Uefa für die EM auf die Fahnen geschrieben. Die Grauen Wölfe stehen für das Gegenteil. Wenn das kein Lippenbekenntnis ist, muss der Wolfsgruß Konsequenzen haben.
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Derzeit ermittelt die Uefa gegen den Engländer Jude Bellingham, der sich beim Jubel in einer obszönen Geste in den Schritt fasste. Sollte er gesperrt werden, Demiral aber nicht, wäre das ein weiterer Beleg für die Doppelmoral der Fußballverbände.
Auf politischer Ebene muss die Diskussion über den Umgang mit den Grauen Wölfen weitergehen. Frankreich hat die Organisation verboten, sie schüre, so heißt es zur Begründung, „Diskriminierung und Hass“. Da mag das Motto der EM nicht dazu passen: „United by Football.“