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Europameisterschaft 2024
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Finanzberater kümmert sich als Volunteer bei EM 2024 um beeinträchtigte Personen

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Sven Rügner kümmert sich wie schon bei der Fußball-WM 2006 auch bei der EM 2024 in Deutschland als Volunteer um die beeinträchtigten Stadionbesucher. Was seine Arbeit besonders wertvoll macht.

Von Frank Hellmann
Sven Rügner ist wie bei der WM 2006 wieder als Volunteer tätig − und hilft Menschen mit Beeinträchtigung. Er selbst hat einen Sohn mit Down-Syndrom.
Sven Rügner ist wie bei der WM 2006 wieder als Volunteer tätig − und hilft Menschen mit Beeinträchtigung. Er selbst hat einen Sohn mit Down-Syndrom.  Foto: privat

Über zu viel Zeit kann Sven Rügner nicht klagen. Er hat einen Job als selbstständiger Finanzberater. Und eine Familie mit drei Kindern. Trotzdem hat sich der 44-Jährige diese Wochen freigeschlagen, um bei der EM 2024 als Volunteer zu helfen. Er ist einer von sehr vielen. Weil er in Hanau wohnt, ist Frankfurt sein Einsatzort, wo er bei allen Gruppenspielen den Menschen mit Behinderung hilft, die ins Stadion kommen.

Die an dieser Stelle eingesetzten Freiwilligen brauchen ganz besonders viel Gespür. Er kennt sich damit aus: Sein ältester Sohn hat das Down-Syndrom, auf Vereinsebene arbeitet Sven Rügner als Übungsleiter für beeinträchtigte Kinder, teilweise auch mit motorischen Defiziten. Insofern war für ihn klar, dass er diesen Bereich besetzen würde: Jede erfahrene Hand kann es im Notfall brauchen.


Finanzberater hilft als Volunteer bei EM 2024 – gepackt vom "Helfer-Syndrom"

Das erste Mal war er beim Confed Cup 2005 im unentgeltlichen Einsatz - und dort hatte ihn das "Helfer-Syndrom" gepackt, wie er zugibt. Danach war er bei der Weltmeisterschaft 2006 in ähnlicher Funktion wie in dieser Woche dabei. Was zu tun ist? "Die Rollstuhlfahrer haben eine Begleitperson dabei, aber es kann sein, dass auch diese etwas betagter ist - dann helfe ich natürlich, den Rollstuhl die Rampen hochzufahren."

Oder er hat beim ersten EM-Spiel in der Frankfurter Arena sehbehinderten Belgiern geholfen, in der Uefa-App das Angebot des audiodeskriptiven Kommentars zu aktivieren. "Und ich musste sie beruhigen, als die beiden Tore von Romelu Lukaku aberkannt worden sind", erzählt er und lacht.

44-jähriger Volunteer ist Fan von Borussia Dortmund

Insgesamt sind in jedem Stadion etwa 30 Volunteers dafür zuständig, beeinträchtigte Personen zu unterstützen. Auch bei diesem Turnier wollte Sven Rügner unbedingt dabei sein. "Ist vermutlich die letzte Heim-EM in meinem Leben", meint der Fan von Borussia Dortmund.

Mit 44 Jahren fühlt er sich inmitten vieler deutlich jüngerer Volunteers als "alter Hase". Auch er hat im Vorfeld der EM festgestellt, dass kein richtiges Fußballfieber aufkommen wollte, doch das hat sich ja geändert. Als Mitglied im Fanclub Nationalmannschaft hatte er Karten für das zweite deutsche Gruppenspiel gegen Ungarn bekommen.

Volunteer bei EM 2024 spürt Freude über "coole Atmosphäre"

Die Stimmung zauberte ihm ein Grinsen ins Gesicht. "Das war wirklich eine coole Atmosphäre." Noch am späten Abend ging es mit dem Zug direkt nach Hanau, wo der ICE halbwegs pünktlich nach Mitternacht noch einen Stopp machte. Am Tag danach stand er wieder an den Aufgängen der Frankfurter Arena zur Nordwestkurve. Wie alle der 16.000 Volunteers bekommt er nichts außer der Bekleidung und einem Rucksack.

Aber Geld, auch wenn er sonst in seinem Job damit zu tun hat, ist eben nicht alles. Wenn es für ihn rund um den Fußball menschelt, und zwar auch bei denen, die ein Leben mit Handicap bestreiten, erklärt Sven Rügner sei das unbezahlbar. Vieles erinnert ihn gerade wieder ans Sommermärchen 2006. Die Fröhlichkeit und Freundlichkeit, die Begegnungen und Begeisterung. Nur eines war damals besser: "Das Wetter!"

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