Wo Mauern noch immer Menschen trennen
Die Berliner Mauer ist Geschichte. Doch andernorts sind Mauern und Grenzzäune noch immer ein beliebtes Mittel, um Menschen zu trennen und Landschaften zu spalten. Wir haben Mauern aus aller Welt gesammelt.
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Zwei Koreas, einen Schritt vom Krieg entfernt
Nordkorea gilt als isoliertestes Land der Erde. Machthaber Kim Jong-un schottet sein Volk von der Außenwelt ab, sein Regime terrorisiert die Bevölkerung. Auf der anderen Seite der koreanischen Halbinsel liegt Südkorea, das als technologischer Vorreiter und entwickelte Volkswirtschaft gilt.
Die Teilung beschäftigt beide Länder seit Ende des Koreakriegs im Jahr 1953. In Panmunjeom, ein Ort in der demilitarisierten Zone, stehen sich Soldaten beider Länder auf wenigen Metern gegenüber. Ein Schritt über die schmale Grenze kommt einer Kriegserklärung gleich.
2018 treffen sich Kim und Südkoreas Präsident Moon Jae-in dort und überschreiten die Grenze gemeinsam. Eine Wiedervereinigung war seitdem immer wieder Thema, doch angesichts neuer Aggressionen und Raketentests im Norden scheint sie in weiter Ferne.
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Mauer nach Mexiko mit Löchern
Eine Mauer zwischen den USA und Mexiko war eines der wichtigsten Versprechen Donald Trumps im Wahlkampf 2016. Vier Jahre später trennen meterhohe Stahlträger die beiden Länder auf etwa 390 Kilometern. Die gesamte Grenze ist etwa 3140 Kilometer lang. Würde man auf einer solchen Strecke in Europa eine Mauer bauen, würde sie von der niederländischen Küste bis ans Schwarze Meer reichen.
So weit hat es der US-Präsident jedoch noch nicht geschafft. Die Demokraten sind gegen den Mauerbau und geben Gelder nicht frei, außerdem verzögert der Kauf von Grundstücken entlang der Grenze die Pläne. Dort, wo Löcher klaffen, patrouilliert die Grenzpolizei.
Trotz ihrer Löcher wirkt Trumps Mauer: Migranten sammeln sich im mexikanischen Grenzgebiet, viele werden weit vor der Grenze abgefangen und festgenommen. Doch undurchlässig ist Trumps Bauwerk nicht. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der illegalen Migranten auf den höchsten Wert seit 2013 - trotz Mauer.
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Irlands Grenze, die es nicht geben sollte
Eine harte Grenze zwischen Irland und dem britischen Nordirland sollte eigentlich Geschichte sein. So sieht es das Karfreitagsabkommen aus dem Jahr 1998 vor, das die jahrelangen gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Landesteilen beendete. Im Zuge der Brexit-Verhandlungen einigten sich EU und Großbritannien darauf, dass es keine Zollkontrollen an der inneririschen Grenze geben darf.
Stattdessen werden Waren, die nach Nordirland gelangen sollen, an Irlands Häfen kontrolliert. Auch die Freizügigkeit der Iren soll bleiben, sodass sie sich nach wie vor auf der gesamten Insel bewegen können.
Bis der geregelte Austritt Großbritanniens jedoch in trockenen Tüchern ist und alle Sonderregeln für Irland vertraglich vereinbart sind, bleibt die Unsicherheit. Ein vereintes Irland ist seit Jahren Thema, doch bisher sprach sich noch keine Mehrheit für eine Wiedervereinigung aus.
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Riesenwall soll Israel schützen
Ohne Lücken und militärisch stark befestigt ist die Grenze zwischen Israel und den Palästinensergebieten im Westjordanland. Auf 759 Kilometern trennt sie die beiden Gebiete und soll aus israelischer Sicht verhindern, dass Selbstmordanschläge aus dem Westjordanland verübt werden.
Der Internationale Gerichtshof beurteilt die Anlage als illegal, die Vereinten Nationen sehen in ihr einen Verstoß gegen internationales Recht. Der Grund: Die Grenzanlage verläuft zum Großteil durch das Westjordanland und nur auf wenigen Kilometern entlang der sogenannten "Grünen Linie", die 1949 als Grenze zwischen Israel und dem Westjordanland festgelegt wurde.
Umfragen zeigen, dass sich fast die Hälfte der Palästinenser inzwischen keine zwei Staaten, sondern einen Staat wünschen. Israel hatte im Sommer angekündigt, Teile der Westbank zu annektieren. Eine Lösung ist nicht in Sicht.
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Ungarn hält Flüchtlinge auf Abstand
Während der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 hat Ungarn Ernst gemacht und einen Zaun entlang der Grenze zu den Nachbarländern Serbien und Kroatien errichtet. Die Anlage besteht aus zwei Zäunen, die mit Stacheldraht, Bewegungsmeldern und Wärmebildkameras ausgestattet sind.
Flüchtlinge werden in sogenannte Transit-Zonen geschickt, in denen sie bis zum Entscheid über ihr Asylverfahren bleiben müssen - im Jahr 2019 erhielten jedoch nur 60 Menschen in Ungarn Asyl oder einen Schutzstatus.
Orbans Grenzzaun hat die Zahl der Menschen, die die ungarische Grenze überschreiten, deutlich verringert. Derzeit verhandelt die EU über eine Neuregelung des Asylsystems, das an der ungarischen Grenze jedoch nichts ändern dürfte.