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Diese DDR-Rezepte schmecken noch immer

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Trotz Mangelwirtschaft hat sich in der DDR eine Küche entwickelt, die als deftig und fleischlastig gilt. Einige Gerichte haben es zum beliebten Klassiker geschafft. Wir stellen drei vor.

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Soljanka: Vom Resteessen zum Partyhit

Von Stimme-Redakteurin Tanja Ochs, die in Thüringen aufgewachsen ist und das Rezept aus dem Familienkochbuch gerne selbst kocht.

Soljanka nach Familienrezept
Soljanka nach Familienrezept  Foto: Foto: Tanja Ochs

Eigentlich war die Soljanka nur eine Restesuppe, deren säuerlich-scharfer Geschmack vermutlich in ärmeren Zeiten darüber hinwegtäuschte, wenn das Fleisch schon nicht mehr ganz frisch war. In der DDR stand die russische Soljanka auf jeder Mitropa-Speisekarte - jenen zwielichtigen Bahnhofsgaststätten, in denen die Aschenbecher immer voll und die Tischdecken immer löchrig waren. Ein Genuss waren die Speisen dort selten, dafür billig.

Ein eigenes Soljanka-Rezept gehörte im Osten aber auch zum Geheimnis einer jeden Hausfrau. Es konnte nach Belieben abgewandelt und der aktuellen Versorgungslage angepasst werden. Geselligkeit, Essen, Trinken und Gastfreundschaft gehörten in der DDR untrennbar zusammen. Es wurde gerne und viel gefeiert. So eine Suppe, die reichlich im großen Topf zubereitet wird, bot da eine gute Grundlage.

Die Soljanka gehört zu den besten Kindheitserinnerungen, wenn man im Osten aufgewachsen ist. Selbst gekocht und frisch ist sie nämlich ausgesprochen lecker. Unverwechselbar, eigenwillig und sehr deftig bereichert das russische Gericht heute noch jede Party, wärmt aber Magen und Herz an einem kühlen Herbsttag auch im kleinen Kreis. Einfach zuzubereiten ist die Soljanka außerdem - zumal man es bei den Mengenangaben nicht so genau nehmen muss und eigene Vorlieben über das Ergebnis entscheiden. Wie gesagt: Früher kam manchmal einfach rein, was gerade da war.

Zutaten (für sechs Personen)
1 Kilogramm Schnitzelfleisch
200-300 Gramm Fleischwurst
3 große Zwiebeln
1 Glas Letscho
2 Teelöffel Paprikapulver
4 große Tomaten
1 Dose Champignons
10 saure Gurken
Tomatenmark
1,5 Liter Gemüsebrühe
Etwas Pfeffer
nach Belieben Knoblauch

Zubereitung:
Das Schnitzelfleisch in einem großen Topf in Öl anbraten. Zwiebeln und Fleischwurst in Würfel schneiden und dazugeben. Wenn die Zwiebel glasig ist, 2 Teelöffel Paprikapulver edelsüß und reichlich Tomatenmark unterrühren. Wer mag, gibt Knoblauch dazu.

Dann das Letscho reinschütten und auf kleiner Flamme köcheln, bis das Fleisch weich ist. Mit Pfeffer abschmecken. Anschließend gewürfelte Tomaten, Champignons und die kleingeschnittenen sauren Gurken dazugeben. Einen kräftigen Schuss Gurkenbrühe aus dem Glas dazugeben und mit etwa 1,5 Liter Gemüsebrühe aufschütten.

Jetzt braucht die Soljanka Zeit: Ein paar Stunden sollte sie ruhen, damit der charakteristische Geschmack sich entfalten kann. Später zum Essen aufwärmen und jede Portion mit einem Klecks Schmand und einer Zitronenscheibe servieren.

Tipp: Das Rezept kann beliebig verdoppelt oder verdreifacht werden. Mit jedem Aufwärmen wird die Soljanka übrigens besser.


Jägerschnitzel: Anders als gedacht

Mit freundlicher Erlaubnis des DDR-Museums in Berlin, das bis 2016 das Restaurant "Domklause" betrieb, in dem das Jägerschnitzel so gekocht wurde.

Jägerschnitzel mit Spirelli-Nudeln und Tomatensoße. Foto: dpa
Jägerschnitzel mit Spirelli-Nudeln und Tomatensoße. Foto: dpa  Foto: Jan Woitas (dpa-Zentralbild)

Beim "Jägerschnitzel" dachte man in der DDR keinesfalls an Pilze, eine dicke Rahmsoße oder Pommes Frites. Für die Ost-Version des beliebten Gerichts wurden nämlich Jagdwurstscheiben paniert, dazu wurden traditionell Spirelli-Nudeln und Tomatensoße serviert.

Das Gericht stand bis 2016 auf der Karte des Restaurants "Domklause", das das DDR-Museum in Berlin betrieb. Es wurde aufgegeben, um die Ausstellungsfläche zu vergrößern, das Rezept bleibt:

Zutaten (für vier Personen)
4 Scheiben Jagdwurst (ungefähr fingerdick)
2 Eier
Spirelli-Nudeln
etwas Mehl
Semmelbrösel
etwas Öl, Margarine oder Butterschmalz zum Braten
50 Gramm Tomatenmark
100 Gramm Ketchup
1 Gemüsezwiebel
2 Esslöffel Mehl
etwas Butter
Salz, Pfeffer, Zucker

Zubereitung des Jägerschnitzels:
Jagdwurstscheiben nacheinander in Mehl wenden.
Eier mit Semmelbrösel verrühren und die Jagdwurst darin panieren.
Jagdwurstscheiben in einer Pfanne mit Margarine anbraten, bis sie goldbraun sind.

Zubereitung der Tomatensoße:
Zwiebel in Würfel schneiden und in einem Topf mit Butter andünsten
Tomatenmark und Mehl dazugeben und unter ständigem Rühren anschwitzen. Mit Wasser auffüllen bis eine sämige Konsistenz entsteht.
Ketchup dazugeben und aufkochen, dabei ständig weiterrühren.
Zehn Minuten köcheln lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Spirelli-Nudeln eignen sich als Beilage.


Strammer Max: Einfacher geht es kaum

Von Stimme-Redakteur Christoph Donauer, bei dem das Gericht Kindheitserinnerungen weckt - ohne dass er sich damals über dessen Herkunft Gedanken gemacht hätte.

Ein Strammer Max. Foto: Raimond Spekking, CC BY-SA
Ein Strammer Max. Foto: Raimond Spekking, CC BY-SA

Es ist ein Rezept, das einfacher nicht sein könnte: Der "Stramme Max" eignet sich zu jeder Tages- und Jahreszeit als kleine Mahlzeit. Beim Strammen Max geht es nicht um ein besonders glamouröses Essen, sondern um die Erinnerung ans Essen mit der Familie, ohne großartig Zeit mit der Zubereitung verbringen zu müssen. Zusammengebaut ist das Brot in Minuten, in ganz beliebiger Menge. Ein Klassiker, bei dem der Ketchup wirklich dringend empfohlen wird! Seinen zweideutigen Namen soll das Gericht übrigens lange vor DDR-Zeiten in Sachsen bekommen haben.

Zutaten (für zwei Personen)
2 große Scheiben Mischbrot
2 Eier
Schinkenspeck oder Schinkenwürfel
etwas Margarine
nach Belieben etwas Ketchup und Gurken

Zubereitung:
Margarine in der Pfanne erhitzen und Brotscheiben von beiden Seiten darin anbraten. Brot aus der Pfanne nehmen, Speck reingeben und anbraten. Den knusprig gebratenen Speck auf die Brotscheiben geben.

Die Eier in die Pfanne schlagen und braten. Die Spiegeleier auf die Brote geben und nach Belieben mit Ketchup und (Spreewald-) Gurken servieren.

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