Weihnachten in der Region: Die liebsten Bräuche von Stimme-Lesern
Wie feiern wir in der Region Weihnachten? Was kommt auf den Tisch, was bereitet besondere Freude und was weckt Erinnerungen an glückliche Kindheitstage vor dem Fest? Das wollten wir von unseren Lesern wissen.
Würstchen und Kartoffelsalat

Einkaufswagen werden vor Weihnachten mit Kloßteig, Rotkohl oder Raclettekäse beladen, lange Schlangen stehen vor den Türen der Metzgereien und die Koch-Magazine erfinden mal wieder den Gänsebraten neu.
Zu Heiligabend lässt all das Gewese um festliche Küche viele Familien in Deutschland kalt. Es kommt ein Klassiker auf den Tisch: Würstchen mit Kartoffelsalat. Leserin Brigitte Schöffler schreibt, bei ihr müssen es "Saiten Würstel und n richtig schlunziger Kartoffelsalat" sein. "Schmeckt nur am Heiligen Abend aus Omas alter offener Schüssel."
Christbaum loben
Was für ein großartig gewachsener Baum - und wie wunderbar er glitzert! Das Christbaumloben ist ein geselliger Brauch, den einer unserer Leser eingereicht hat. Dabei geht man von Haustür zu Haustür, begutachtet die Weihnachtsbäume von Freunden und Nachbarn und lobt sie über den grünen Klee. Als kleine Anerkennung gibt es einen Schnaps, weshalb nicht selten der letzte Baum der allerschönste ist.
Hardrock statt O du fröhliche
Leise rieselt der Schnee, in den Wohnzimmern dröhnt Rockmusik aus den Boxen. So ist es zumindest bei zwei Lesern, die uns ihre Weihnachtstradition verraten haben. "Bei uns wird der Baum nicht zur Weihnachtsmusik sondern zu AC/DC geschmückt, das hat vor vielen Jahren mein Vater so gemacht und nun tue ich es ebenfalls seit gut 20 Jahren", schreibt einer. Ein anderer bevorzugt etwas weihnachtlichere Klänge vom Trans-Siberian Orchestra mit einer Mischung aus Orchester und großer Rockband.
Gurke im Weihnachtsbaum
Bis heute halten es viele Amerikaner für einen alten deutschen Brauch, sich eine Essiggurke aus Glas an den Weihnachtsbaum zu hängen. Doch die meisten Deutschen haben laut einer Umfrage des britischen Marktforschungsinstituts YouGov davon noch nie etwas gehört - so ist es auch bei einigen unserer Kommentatoren auf Facebook.
Inzwischen hat sich der Brauch mit der Gurke aber auch in Haushalten in der Region herumgesprochen. Leserin Elisabeth Koch schreibt: "Seit ein paar Jahren verstecke ich immer so eine Gurke im Weihnachtsbaum und lege ein grün eingepacktes Geschenk unter den Baum. Wer die Gurke zuerst entdeckt, bekommt das Geschenk. Meine beiden Enkelkinder sind immer ganz begeistert und finden die Gurke auch meist gleichzeitig."
Zwei Legenden, die sich um den Ursprung der "Christmas Pickle" ranken, werden immer wieder erwähnt. Ein gefangener bayerischer Soldat namens John Lower soll dank einer Essiggurke im 19. Jahrhundert den amerikanischen Bürgerkrieg überlebt und aus Dankbarkeit jedes Jahr eine solche Gurke an den Weihnachtsbaum gehängt haben. Die zweite Legende erzählt von der Armut kinderreicher Familien, in denen nur das Kind zu Weihnachten ein kleines Geschenk erhielt, das eine versteckte Gurke im Baum fand. Es gibt auch eine Spur nach Thüringen, wo ein Glasbläser eine alte Form für die Glasgurken besitzt, die um 1900 gefertigt wurde.
Heute werden die Gurken nicht mehr nur aus Glas, sondern auch aus Kunststoff hergestellt und sind in vielen Geschäften erhältlich. Leserin Silvia Lauer hat ihre schon aufgehängt, wie sie uns auf diesem Foto zeigt:
Banitza
Unsere Leserin Neli Emrovic kommt aus Bulgarien und verrät einen Brauch aus ihrer Heimat. Zu Weihnachten wird bei ihr zu Hause eine Banitza (auch Baniza) zubereitet - das ist ein Gebäck aus Filo- oder Blätterteig, gefüllt zum Beispiel mit Schafskäse. Die bereitet bei Familie Emrovic das älteste Familienmitglied zu. Darin müssen Glückskarten mit Wünschen für das kommende Jahr versteckt sein, eine für jedes Familienmitglied. Gewünscht wird Gesundheit, Liebe, Erfolg im Studium, ein Baby, gute Ernte, aber auch materielle Dinge wie ein neues Haus, Autos oder Reisen. Eine solche Banitza kann auch zu Silvester serviert werden.
Ein Nutzer auf Instagram zeigt, wie die Wünsche-Banitza aussieht:
Ein weiterer bulgarischer Brauch an Weihnachten ist übrigens das hausgebackene Pita-Brot, in das eine Münze eingebacken wird. Beim Essen ist wieder das älteste Familienmitglied gefragt, das die Aufgabe hat, das Brot zu verteilen. Wer die Münze findet, hat im neuen Jahr besonders viel Glück. Nach dem Essen wird der Tisch übrigens über Nacht nicht abgeräumt, damit auch die verstorbenen Vorfahren ein weihnachtliches Festmahl zu sich nehmen können.
Weihnachten in Zirngiebelhausen
„Drei Tage vor Weihnachten war es, als der Knuddel wieder mal das Gefühl hatte, dass er der allerärmste Hund auf der ganzen Welt ist.“
Im Radio auf SDR (heute SWR) lief in den 1980er Jahren jedes Jahr an Heiligabend zwischen 10 und 12 Uhr das Hörspiel „Knuddel - der allerärmste Hund von der ganzen Welt" von Gisela Zimber, gesprochen von Norbert Scheumann. Und viele Kinder lauschten gebannt den Abenteuern des Cocker-Spaniels Knuddel in Zirngiebelhausen. Eine wunderschöne Tradition aus Kindertagen, erinnert sich einer unserer Leser. Heute läuft das Hörspiel zwar nicht mehr im Radio, ist aber in zahlreichen Onlineportalen als Hörbuch zum Download erhältlich.