Wenn das Gartengrundstück zum Tatort wird
Das Stückle ist ein Eldorado für Naturliebhaber, in manchen Fällen aber auch für dunkle Gestalten. In einem aufsehenerregenden Fall des Heilbronner Polizeipräsidiums nutzen organisierte Drogendealer die Orte für kriminelle Machenschaften.

„Gott sei Dank ist bei uns alles okay“, sagt Josef Mandel, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Duttenberg. Von seinen Mitgliedern kommen keine Klagen über Zerstörungen, Vandalismus oder Diebstahl. Durch die Bank weg gute Erfahrung macht auch Ernst Waldvogel, Vorsitzender des OGV Kocher/Jagst. „In meiner Hütte ist Werkzeug drin“, erzählt er. Diese schließe er nicht einmal ab.
Ein Blick auf die Mitteilungen der Polizei ergibt ein weniger friedliches Bild. Vergangene Woche brechen Unbekannte die Vorhängeschlösser von drei Schuppen im Gewann Kieselsberg in Weinsberg auf. Sie stehlen Flaschen mit Mineralwasser und Schnaps. Sie lassen außerdem einige Gartengeräte mitgehen. Vor knapp zwei Wochen entwenden Diebe unter anderem einen Rasenmäher, der mit einer Kette gesichert ist, von einer Streuobstwiese in Möckmühl. Es sind keine Einzelfälle.
Von Körperverletzungen bis Waffenfunde reichen die Vorkommnisse

In den vergangenen zwölf Monaten habe die Polizei knapp 2660 Fälle erfasst, die irgendeinen Bezug zu einem Gartengrundstück aufweisen, sagt Daniel Fessler, Sprecher des Heilbronner Polizeipräsidiums. Konkret: 491 Vorkommnisse im Hohenlohekreis, 1665 im Landkreis Heilbronn und 503 in der Stadt Heilbronn. Hinter den Zahlen verbergen sich Ruhestörungen, Brände, Vandalismus, Beleidigungen, Körperverletzungen, Streitigkeiten, Einbrüche, Munitions- oder Waffenfunde, Hausfriedensbrüche - die Bandbreite ist groß.
Die Zahl 2660 sei allerdings nicht repräsentativ, schränkt Fessler ein. Sie enthalte alle Vorfälle, bei denen ein Garten vorkommt. Dies sei etwa auch der Fall, wenn ein Auto in den Vorgarten eines Hauses fahre oder es in einem Biergarten zu einem Streit kommt.
Polizei observiert Schrebergarten in Heilbronn-Sontheim
Ein dicker Fisch geht der Polizei vergangenes Jahr im Zusammenhang mit der organisierten Drogenkriminalität ins Netz. Die Spur nach umfangreichen Ermittlungen über Monate hinweg führt zu einer Hütte auf einem Gartengrundstück in Heilbronn-Sontheim. Während einer Observation greifen die Polizisten zu. Sie schnappen Verkäufer und Kunden, verfolgen einen Flüchtigen im Auto über einige Gartengrundstücke.
Dessen Fahrzeug prallt schließlich gegen einen Apfelbaum. Der Tatverdächtige bleibt unverletzt und wird festgenommen. Die Polizei findet Drogen, Stichwaffen und Bargeld. Wohnungen der Festgenommenen werden durchsucht; die Polizei bildet eine Ermittlungsgruppe. Sie tauscht sich mit internationalen Strafverfolgungsbehörden aus und kommt einem internationalen Dealer-Ring auf die Spur.
So spektakulär ist längst nicht jeder Vorfall, der die Polizei beschäftigt. In Bretzfeld-Waldbach feiern Unbekannte im April eine Party auf einem Privatgrundstück und beschädigen einen Wohnwagen und ein Gartenhaus.
Überwiegend harmonisch verläuft das Leben der Mitglieder im Obst- und Gartenbauverein Abstatt-Happenbach. Eine Zeit lang habe jemand ständig eine leere Weinflasche über den Zaun auf ihr Gelände geworfen, erinnert sich Vereinschef Rainer Burger. Und neulich habe ein Unbekannter eine kleine Figur zertrümmert. Davon abgesehen, gehe es ruhig in den Gärten zu.