Galgenfrist für Küken und höhere Mindestlöhne: Worauf sich Bauern in diesem Jahr einstellen
Die Regierung verpflichtet sich im Koalitionsvertag, ab diesem Jahr eine einheitliche Kennzeichnung zum Tierwohl einzuführen. Die angekündigte Anhebung der Mindestlöhne erfüllt Betriebsleiter von Sonderkulturen mit Sorge. Was 2022 sonst noch kommt:

Mit dem Töten männlicher Küken in der Legehennenhaltung in Deutschland ist seit dem Jahreswechsel Schluss. Nach jahrelangen Diskussionen greift seit 1. Januar ein Verbot, das in einer zweiten Stufe ab 2024 weitere Verschärfungen vorsieht. Dazu hatte die alte Bundesregierung bereits Ende 2020 einen Beschluss gefasst, der Bundestag hat das Gesetz am 20. Mai 2021 verabschiedet. Künftig sollen Verfahren einsetzbar sein, um das Geschlecht schon im Ei zu erkennen und männliche Küken gar nicht erst schlüpfen zu lassen. Seit einigen Jahren gibt es als Alternative die Praxis, die männlichen Küken aufzuziehen, zu schlachten und zu Geflügelprodukten zu verarbeiten. Produkte aus dieser Haltungsform sind entsprechend gekennzeichnet.
Der gesetzliche Mindestlohn stieg am 1. Januar von derzeit 9,60 auf 9,82 Euro. Er wird am 1. Juli nochmals angehoben auf dann 10,45 Euro. "Dies stellt vor allem Betriebe mit arbeitsintensiven Sonderkulturen vor große Herausforderungen", kommentiert das Markus Läpple, Vorstandsmitglied im Kreisbauernverband Heilbronn-Ludwigsburg.
Welches Jubiläum in Hohenlohe ansteht

Der Koalitionsvertrag verpflichtet die neue Bundesregierung, ab 2022 eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung einzuführen, die auch Transport und Schlachtung umfasst. "Unser Ziel sind entsprechende, verbindliche, EU weit einheitliche Standards", heißt es in dem Papier, das die Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP unterzeichnet haben.
In Hohenlohe steht ein Jubiläum auf der Agenda: Seit 75 Jahren gibt es dort einen gemeinsamen Bauernverband. Die große Feier wird wegen Corona auf 2023 verschoben. Eine Festschrift wird es 2022 trotzdem geben.
Massive Teuerungen bei Futtermitteln, Energiepreisen und Düngemitteln hatten die Betriebe bereits im Jahr 2021 belastet. Im Vergleich zum Frühjahr des Vorjahres haben sich die Dünger-Preise verdoppelt, Mischfutter ist um durchschnittlich 30 Prozent teurer geworden. Der Kreisbauernverband geht davon aus, dass diese Tendenz auch 2022 anhalten wird.
Woran künftig die Flächenprämien gekoppelt sind
Nach Einschätzung von Stefan Kerner, erster stellvertretender Vorsitzender im Kreisbauernverband Heilbronn-Ludwigsburg, ist 2022 ein entscheidendes Übergangsjahr, bevor 2023 wichtige agrarpolitische Veränderungen auf EU-Ebene kommen. Dann nämlich soll die Agrarreform umgesetzt werden.
Flächenprämien werden an noch mehr Leistungen gekoppelt, die die Landwirte für Umwelt und Natur erbringen (eco-schemes). "2022 ist das Jahr, um dafür Erfahrungen und Daten zu sammeln." Kerner ist optimistisch, dass das Biodiversitäts-Stärkungsgesetz, das die Landesregierung in der vorigen Legislaturperiode auf den Weg gebracht hatte, für die Agrarpolitik auf Bundesebene als Vorbild dienen kann.
Der Kreisbauernverband geht davon aus, dass im Zuge der Umstellung auf erneuerbare Energien der Flächenverbrauch für Photovoltaik verstärkt diskutiert werden wird. "Wir fordern, dass für die Installation der Anlagen nicht gute landwirtschaftliche Böden herhalten müssen", so Kerner.