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Bringt der Corona-Impfstoff 2021 die Wende?

  
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Die Verabreichung der ersten Impfstoff-Dosen hat begonnen, doch der Weg aus der Pandemie bleibt weit und steinig. Mutationen und die abnehmende Impf-Bereitschaft der Bevölkerung könnten den Erfolg gefährden.

  

2020 war das Jahr, in dem die Menschheit schmerzhaft lernen musste, dass ein kleines Virus das Leben, wie wir es kannten, innerhalb kürzester Zeit zum Stillstand bringen kann. Zum Jahreswechsel hat die größte konzertierte Impfaktion in der Geschichte der Europäischen Union begonnen. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass es in den kommenden Monaten möglich sein wird, zu einer Vor-Corona-Normalität zurückzukehren.

Auch wenn die Chancen gut stehen, dass der Impfstoff die Wende bringt, ist der Weg noch weit und steinig. Laut Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO ist eine Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung für eine wirkungsvolle Bekämpfung der Pandemie nötig. Doch wann wird es genügend Impfdosen geben - in Deutschland und weltweit? Und wollen sich überhaupt so viele Menschen impfen lassen? Worum es 2021 außerdem gehen wird:

 

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    Impfstoff-Menge

    Die TV-Bilder zum Impfauftakt in Deutschland waren eher ernüchternd. Statt LKW-Ladungen voll mit dem begehrten Präparat waren nur einzelne Paletten und Behälter zu sehen, mit denen die ersten Impfstoff-Dosen der Firmen Biontech-Pfizer angeliefert wurden. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollen bis Ende 2020 mehr als 1,3 Millionen Dosen an die Bundesländer verteilt werden. "Im Januar werden jede Woche mindestens weitere 670.000 Dosen ausgeliefert", schrieb der CDU-Politiker auf Twitter. Zuvor hatte er für die ersten drei Monate des Jahres 2021 die Zahl elf bis 13 Millionen genannt. Weil der Impfstoff zweimal verabreicht werden muss, würde diese Menge für 5,5 bis 6,5 Millionen Menschen reichen. Einige Oppositions-Politiker forderten gestern, der Bund müsse mehr Druck machen, um die Produktion zu beschleunigen. Spahn wies diese Kritik zurück und verwies unter anderem auf eine Produktionsanlage der Schweizer Pharmafirma Novartis in Marburg, die vom Mainzer Unternehmen Biontech übernommen worden ist. Dort solle bis Februar oder März die Produktion ermöglicht werden. "Und das würde die Menge enorm erhöhen", so Spahn im ZDF-"Morgenmagazin".

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    Präparate anderer Hersteller

    Entscheidend für einen schnellen Fortschritt wird auch sein, wann weitere Präparate zugelassen werden. Nach Medienberichten wird die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wohl Anfang Januar den Impfstoff des US-Konzerns Moderna freigeben. Dann kann Deutschland mit 50,5 Millionen Impfdosen rechnen. Zwei bis drei weitere Kandidaten sind außerdem auf dem Weg zur Zulassung. Dass alle es schaffen, ist jedoch nicht sicher. Spahn gab sich gestern im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk dennoch zuversichtlich. Wenn nur ein oder zwei weitere Kandidaten zugelassen würden, sei es möglich, bis zum Sommer jedem in Deutschland und Europa ein Impfangebot zu machen, so der Gesundheitsminister.

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    Akzeptanz

    Ob die Impfaktion ein Erfolg wird, hängt entscheidend von der Bereitschaft der Bevölkerung ab, sich den Wirkstoff verabreichen zu lassen. Doch die scheint zu schwinden. Mitte Dezember lag sie bei 49 Prozent, wie die Covid-19 Snapshot Monitoring-Studie (Cosmo) ermittelt hat. Nach aktuellen dpa-Zahlen wollen sich 52 Prozent nicht impfen lassen oder warten, ob doch Probleme auftreten. Nur gut ein Drittel der Bevölkerung will sich "so schnell wie möglich" impfen lassen. Zum Höhepunkt der ersten Pandemiewelle hatten noch 79 Prozent der Befragten grundsätzlich ihre Bereitschaft erklärt.

    Die Cosmo-Forscher wundert das nicht. Weil die Impfung jetzt so greifbar und nah sei, seien die Bedenken größer. Eine weitere, psychologische Deutung: Das Impfen werde von vielen als "die neue Gefahr" wahrgenommen, nun, da sich die Bevölkerung an die Existenz des Virus gewöhnt habe. Eine Empfehlung der Forscher, um die Akzeptanz generell zu erhöhen: Es müsse regelmäßige und transparente Aufklärung über den Stand der Entwicklung und die Arten der neuen Impfstoffe geben.

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    Fakten

    Dabei gibt die Datenlage bislang kaum Grund zur Besorgnis. Dass noch keine Erkenntnisse über mögliche Langzeitfolgen der neuen Impfung vorliegen können, ist klar. Aber: Der mRNA-Impfstoff von Biontech-Pfizer hat die drei üblichen Phasen der Impfstoffentwicklung und -zulassung durchlaufen. Zehntausende Menschen in den USA, Kanada, Großbritannien und anderen Ländern außerhalb der EU haben ihn bereits bekommen. Als erstes Land in Europa begannen die Briten am 8. Dezember mit der Verabreichung an die Bevölkerung. Am 14. Dezember startete in den USA die Kampagne mit der von CNN übertragenen Impfung einer Krankenschwester im New Yorker Stadtteil Queens. Dort ist inzwischen auch das Moderna-Produkt zugelassen. Der gewählte US-Präsident Joe Biden, 78 Jahre alt und damit zur Risikogruppe gehörig, hat sich vor einigen Tagen öffentlich einen Impfstoff spritzen lassen.

    Bei den bisherigen Vakzinierungen traten Nebenwirkungen auf, die auch von anderen Impfungen bekannt sind: Schmerzen oder Rötungen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, bei etwa einem Drittel der Geimpften Kopfschmerzen und Frösteln. Vereinzelt gab es auch allergische Reaktionen. Gestorben ist bislang niemand an den Folgen einer Covid-19-Impfung. Dem gegenüber steht das vergleichsweise hohe Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, einen schweren Covid-19-Verlauf zu erleiden oder an der Erkrankung zu sterben. Stand gestern sind allein in Deutschland mehr als 30.000 Menschen an oder mit Corona gestorben. Unzählige, teils gravierende Langzeitfolgen sind zudem dokumentiert.

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    Mutationen

    Die große Unbekannte sind Mutationen des Virus. In Großbritannien war zuletzt eine neue Variante des Coronavirus aufgetaucht, die möglicherweise deutlich ansteckender ist als die bisher bekannte Form. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der zugelassene Impfstoff auch gegen diese Mutation wirkt. "Nach den bisher vorliegenden Daten scheint es so zu sein, dass der Impfstoff noch wirken sollte", sagte Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko), gestern. Weitere Untersuchungen sollen in etwa zwei Wochen Klarheit bringen. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach zeigte sich indes alarmiert. "Durch die Mutationen wird die Impfung zum Wettlauf mit dem Virus. Wir müssen also möglichst schnell impfen, bevor sich die Mutationen auch gegen die Impfung auswirken", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

 

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