Hoteliers und Gastronomen in der Region blicken mit Sorge auf Weihnachten
Die immer schärferen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie machen Hotels und Restaurants zu schaffen. Wie geht es weiter, wenn Staatshilfen verzögert eintreffen und die Zukunft ungewiss ist?
Durch Betriebsschließungen und Ausgangssperren in der Weihnachtszeit verschlechtert sich die Situation für die angeschlagene Hotel- und Gastronomiebranche in der Corona-Pandemie weiter.
„Es ist eine ganz schwierige Situation“, sagt Wolfgang Scheidtweiler aus Pforzheim, der mehrere Hotels in Baden-Württemberg und das Heilbronner Parkhotel betreibt. Seine Häuser seien nur noch zu etwa zehn Prozent mit Geschäftsreisenden und Monteuren belegt, ein paar wenige Firmen würden Räume anmieten, weil das Einhalten der Abstände dort funktioniert. „Aber das bringt nicht mal die Heizkosten ein.“

Die Hotels in Urlaubsregionen seien gleich ganz geschlossen, die Mitarbeiter aller Betriebe erhielten Kurzarbeitergeld. Im Falle des Parkhotels an der Harmonie seien Corona-Hilfen keine Option. „Das Hotel war im vergangenen Jahr noch nicht geöffnet, da gibt es keinen Cent Staatshilfe“, sagt Scheidtweiler. Denn die Gelder werden auf Basis des Umsatzes vom Vorjahr ausgezahlt.
In der Krise zeigt sich, mit wem man künftig zusammenarbeitet
Schwierig sei die Situation auch für Wäschereien, Gemüsehändler und andere Dienstleister, die mit Hotels zusammenarbeiten. Der Unternehmer geht davon aus, dass sich die Situation bis April nicht zum Positiven verändert. Langfristig sei das Niveau von 2019 wohl erst in zwei bis drei Jahren wieder erreicht. Über die Weihnachtszeit müssten womöglich alle Betriebe geschlossen werden.
„In so einer Zeit zeigt sich, wer die richtigen Partner sind“, sagt Scheidtweiler. Zumindest das sei etwas Positives an der momentanen Situation. Die Krise zeige, mit wem man künftig noch zusammenarbeite. „Jetzt müssen alle zusammenhalten, diese schwierige Zeit zu überstehen.“
Selbst das Kurzarbeitergeld reicht vielen nicht
Für die Mitarbeiter im Gastgewerbe sei die Situation „sehr bescheiden“, sagt Burkhard Siebert, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in der Region Heilbronn. „Momentan ist noch gar nicht abzuschätzen, wann überhaupt wieder geöffnet wird. Für uns stehen die Zeichen eher auf weitere Verschärfungen.“ Durch Ausgangssperren könnte nun auch die Möglichkeit wegbrechen, Speisen abzuholen, was für Gastronomen bisher eine Möglichkeit war, trotz Schließung einen Teil der Kosten zu decken. „Das wäre natürlich fatal“, sagt Siebert.

Die Gewerkschaft fordert, dass die Beschäftigten einen Sofortzuschuss von 1000 Euro erhalten. Später solle es dann ein Mindest-Kurzarbeitergeld von 1200 Euro geben. „Wir haben im Gastgewerbe keine Spitzengehälter. Deshalb fordern wir ein Mindest-Kurzarbeitergeld, damit die Leute einigermaßen über die Runden kommen.“ Das normale Kurzarbeitergeld betrage oft nur zwischen 800 und 900 Euro für Beschäftigte der Branche. „Das reicht in Städten nicht aus.“
Siebert betont, dass die Situation sich auch nach eventuellen Öffnungen im Frühjahr nicht schlagartig verbessern wird. Viele Beschäftigte würden sich aufgrund der Unsicherheit in der Krise einen anderen Job suchen. „Diese Fachkräfte fehlen dann. Wenn Wirtschaften oder Hotels mit zu wenig Personal dastehen, können sie nicht richtig durchstarten.“
Unsicherheiten bleiben
Für die kommende Zeit gibt es noch viele Unsicherheiten. Der Landesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) geht davon aus, dass das Liefern von Speisen weiter erlaubt bleibt. „Der Bereich Essen und Trinken gehört zur Grundversorgung und war auch während des Lockdowns im Frühjahr zulässig“, heißt es in einer Mitteilung. Innerhalb des Zeitraums der landesweiten Ausgangssperren sei das Abholen jedoch wahrscheinlich nicht mehr erlaubt, also zwischen 20 Uhr und 5 Uhr.
Die Stadt Heilbronn hatte bereits festgelegt, dass Essen abholen nicht als „triftiger Grund“ gilt, um die Ausgangssperre zu missachten. Für Gastronomen müsse es weiterhin möglich sein, das Essen zu liefern, da das einer beruflichen Tätigkeit entspreche, so der Verband. Mehrere Gastwirte in der Region hatten in der Vergangenheit erklärt, dass sich ein Lieferservice nicht lohne, ein Teil der Gäste jedoch die Möglichkeit nutze, das Essen abzuholen. Klar ist inzwischen, dass Hotels bis 10. Januar keine touristischen Übernachtungen anbieten dürfen.