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Wie Sängerin Cheri Lyn aus Gemmingen Musiker in der Region vernetzen will

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Es ist kein Geheimnis, dass viele Künstler vom Land in die Stadt ziehen. Scheinen doch die Möglichkeiten, international Karriere zu machen, dort viel größer. Sängerin Cheri Lyn aus Gemmingen will das ändern und ist aktuell dabei, eine Akademie zu gründen.

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Die 31-Jährige Sängerin stammt aus Gemmingen. Dort wohnt sie auch heute noch. Zwischenzeitlich war London ihr zweites Zuhause. Fotos: privat
Die 31-Jährige Sängerin stammt aus Gemmingen. Dort wohnt sie auch heute noch. Zwischenzeitlich war London ihr zweites Zuhause. Fotos: privat

New York. Berlin. London. Denkt man an die Künstlerszene, dürften einem automatisch Bilder von den großen Metropolen dieser Welt in den Sinn kommen. Aber wie sieht es in ländlichen Regionen aus? Gibt es dort auch so etwas wie eine Szene oder ein Netzwerk, in dem sich Musiker, Künstler und Menschen mit einer kreativen Ader austauschen und vernetzen können? Cheri Lyn, die mit bürgerlichem Namen Cherilyn Hehl heißt, hat so etwas schon immer vermisst, wie sie sagt.

Die 31-Jährige Sängerin kommt aus Gemmingen. Ihre Eltern sind beide Musiker, und so hat sie schon als Kind damit begonnen, Lieder zu komponieren oder Gitarre und Klavier zu spielen. Cheri Lyn erklärt, dass sie zu Beginn ihrer Karriere selbst die Initiative ergriffen, Konzerte besucht und Bands gefragt hat, ob sie mal vorsingen darf. „So habe ich mir ein Netzwerk aufgebaut“, sagt sie. Trotzdem wollte sie raus aus ihrer Komfortzone.

 


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Erfahrungen in London in der Region weitergeben

Im 2016 zog sie dafür nach London und studierte an der Academy of Contemporary Music den Bachelor-Studiengang Songwriting and Artist Development. „Klar, kann man auch vom Dorf aus den großen Durchbruch schaffen“, sagt sie mit Blick auf die sozialen Medien. „Aber in der großen Stadt wird man an seiner Leistung gemessen. Man ist ein kleiner Fisch im großen Teich.“ Hier auf dem Land sei das genau andersrum.

Cheri Lyn in Action. Foto: privat
Cheri Lyn in Action. Foto: privat

Imponiert habe ihr in London die Art über den Beruf eines Sängers zu denken. „Dort wird man wertgeschätzt und bekommt schon von klein auf die Möglichkeit, sich musikalisch weiter zu entwickeln. In Deutschland heißt es: Mach was Gescheites.“ Auch der Zusammenhalt dort sei ein anderer: „Es herrscht keine Ellenbogen-Mentalität, sondern ein Miteinander.“ Mit ihrem Bachelor und jeder Menge Erfahrungen im Gepäck hat sich Cheri Lyn nach ihrem Studium dazu entschlossen, zurück nach Gemmingen zu kommen. Ihre Erkenntnisse will sie weitergeben, wie sie sagt. „Wir haben so viele talentierte Künstler hier und die Qualität kann locker mit der aus London mithalten. Das Problem ist nur, dass die Branche nicht zusammenkommt, weil die Knotenpunkte fehlen.“

Aus diesem Grund hat ein fünfköpfiges Team rund um Cheri Lyn und ihrem Produzenten Kevin Nitsch vor einem Jahr damit begonnen, die „Ziegelei Akademie“ zu gründen. Sie wird in der seit 60 Jahren leerstehenden Alten Ziegelei in Sinsheim-Reihen aufgebaut. Läuft alles nach Plan, fällt der Startschuss im Oktober.

 


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Academy soll Künstlern Austausch ermöglichen

Mit der Akademie will die Sängerin eine Community schaffen: „Es ist wichtig, sich in unserer Branche auszutauschen und junge Künstler besonders am Anfang ihrer Karriere zu begleiten“, so die Vision der 31-Jährigen. „Klar, kann man sich alleine durchkämpfen, aber unsere Branche wird besser, wenn wir zusammenhalten."

In der Akademie sollen Konzerte und Songwriting Circles stattfinden, aber auch der Faktor Bildung wird eine Rolle spielen, betont Cheri Lyn. Aktuell studiert sie Master of Science in Entrepreneurship an der Hochschule Heilbronn im dritten Semester. "Ich sehe mich als Sprachrohr zwischen Business und Musik", erklärt sie und ergänzt: „Als junger Musiker ist man von Anfang an selbstständig. Die finanzielle Ausbeutung unerfahrener Künstler ist hoch.“ 

Jugendkulturverein Kokolores unterstützt junge Künstler 

Auch der Jugendkulturverein Kokolores Künzelsau will junge Künstler unterstützen, wie der Vorsitzende Timo Mayer betont. Außerhalb von Corona-Zeiten würden immer wieder lokale Sänger engagiert und der Keller des Vereins als Proberaum für Bands zur Verfügung gestellt. Trotzdem beobachtet der 19-Jährige eine größere Auswahl an Musikern in Richtung Stuttgart oder Karlsruhe: „In Hohenlohe gibt es nicht viele Bands. Die, die das hauptberuflich machen wollen, gehen meistens in die Stadt“, so seine Vermutung. Ein ehemaliges Vereinsmitglied habe das genau so gemacht und sei für sein Musikstudium nach Stuttgart gezogen. "Dort hat man bessere Chancen.“

Timo Mayer hofft, dass der Verein bald wieder aus dem Vollen schöpfen kann. Coronabedingt kam fast alles zum Erliegen. Aber so langsam geht es wieder los, Künstler zu suchen und Konzerte zu organisieren. „Wir sind dran", sagt Timo Mayer und freut sich.

 

Jam-Sessions finden wieder statt

Wegen Corona musste lange Zeit pausiert werden. Aber jetzt finden die Jamsession wieder statt: Jeden ersten Monat treffen sich Musiker in der Zigarre - Kunst- und KulturWerkHaus in Heil­bronn, um sich auszutauschen und Musik zu machen. 

 

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