Wenn Mann zu Hause bleibt und Frau arbeiten geht
Der Mann bleibt zu Hause, die Frau geht arbeiten. Das ist in Deutschland nach wie vor eher unüblich. Wir haben einen Vater gefragt, wie er diese Zeit erlebt hat.
Er würde sich schon als Exoten bezeichnen, sagt Thilo Messing. Denn der 53-Jährige entschied sich vor einigen Jahren, zu Hause zu bleiben und einen Großteil der Kinderbetreuung zu übernehmen, während seine Frau arbeiten ging. "Das ist ungewöhnlich, wenn das ein Mann macht", sagt er.
Die Zahlen geben ihm Recht: Laut "Väterreport" übernehmen 18 Prozent der Väter "mehr als die Hälfte" der Kindererziehung, 82 Prozent leisten weniger oder nur "einen kleinen Teil".
Großeltern halfen bei der Kinderbetreuung
Der heute 16-jährige Sohn des Paars ging damals noch in die Grundschule, seine Tochter studiert heute. Bei ihr sei es damals schwierig gewesen, berichtet der Vater, damals Inhaber eines Fitnessstudios.
"Da ging der Arbeitstag von morgens um 9 Uhr bis abends um 22 Uhr." Auch seine Frau kam erst um 19 Uhr abends nach Hause. "Unsere Tochter wurde deshalb viel von unseren Großeltern betreut."
Nach dem Verkauf des Studios entschied sich Messing, die meiste Zeit zu Hause zu bleiben. "Ich dachte mir: Die Gelegenheit ist günstig." Sechs Stunden in der Woche arbeitete der Diplom-Sportlehrer in einer Judoschule, die restliche Zeit verbrachte er mit der Kinderbetreuung.
Tolle Zeit mit Kindern und Eltern
Wie ist ihm das in Erinnerung geblieben? "Als eine tolle Zeit natürlich. Es ist nicht nur die Zeit mit den Kindern, letztlich hat man viel Zeit für andere Dinge." Seine Eltern, mit denen er einen engen Kontakt pflegt, wohnen im selben Haus.
Freunde und Bekannte reagierten subtil auf den Hausmann. "Keiner fragt: Warum machst du das? Viele nehmen das einfach nur zur Kenntnis: Du bist also zu Hause." Häufig sei er gefragt worden, wann er wieder in den Beruf starte. "Ich habe dann gesagt: Erstmal nicht."
Nicht jeder kann es sich leisten, zu Hause zu bleiben
Ihm sei bewusst, dass viele es sich nicht leisten können, dass einer zu Hause bleibt. "Voraussetzung ist, dass einer von beiden so viel verdient, dass das machbar ist. Es ist ein Segen, wenn man sich so entscheiden kann."
Mittlerweile sind die Kinder groß und Thilo Messing ist wieder berufstätig: Er arbeitet seit vier Jahren als Sportlehrer an der Gerhart-Hauptmann-Schule.