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Kritik an Weindorf-Auslese: Hat die Stadt Heilbronn richtig gehandelt?

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Noch immer sorgt die Eröffnungsveranstaltung der Weindorf-Auslese für Aufregung. Für die enge Sitzordnung in der Corona-Zeit gab es heftige Kritik. Nach der Rechtfertigung der Veranstalter bleibt die Frage, wie sinnvoll dieser öffentliche Auftakt war.

von Kilian Krauth und Carsten Friese
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Anlass zur Kritik von Bürgern: Die Tafel mit geladenen Ehrengästen zum Auftakt der Veranstaltung Weindorf Auslese. Bis zu 20 Teilnehmer saßen dort an den Tischen. Laut neuer Corona-Verordnung ist das bei Veranstaltungen erlaubt. Foto: Mario Berger
Anlass zur Kritik von Bürgern: Die Tafel mit geladenen Ehrengästen zum Auftakt der Veranstaltung Weindorf Auslese. Bis zu 20 Teilnehmer saßen dort an den Tischen. Laut neuer Corona-Verordnung ist das bei Veranstaltungen erlaubt. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Wegen Corona fällt das Heilbronner Weindorf dieses Jahr flach. Als Alternative haben Winzer, Wirte, Heilbronn Marketing GmbH (HMG) und Verkehrsverein die Weindorf-Auslese mit 140 Events an 30 Standorten organisiert. Bis heute sorgt die Eröffnungsveranstaltung vom Donnerstag für Aufregung. Wie berichtet waren dabei 112 Gäste zu einer Feier am neuen Heilbronner Parkhotel geladen.

Auf Facebook löste dies einen wahren Shitstorm aus, also viele kritische Kommentare. Hauptvorwurf: Die „Großkopferten“ feierten unter sich und würden die Corona-Regeln ignorieren. Die Stadt hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Alles sei korrekt gelaufen. Dennoch bleibt die Frage: War es richtig, so zu feiern? Die Meinungen gehen auch in der Stimme-Redaktion auseinander.

Pro

Von Kilian Krauth

Das ist gut und mutig: Die Macher des Heilbronner Weindorfs haben eine abgespeckte Weindorf-Auslese auf die Beine gestellt und dieses bislang einmalige Wein-Festival angemessen und verantwortungsvoll eröffnet: mit Gästen, die sich für die Stadtgesellschaft engagieren. In Heilbronn gehört dies zur Festkultur. Wo ist das Problem? Die Hygieneregeln wurden beachtet, bestätigen amtliche Ordnungshüter.

Flüchtige Beobachter rümpfen die Nase, im Internet geht es drunter und drüber. Doch die via Facebook multiplizierte Kritik an den "Großkopferten" schießt in Unkenntnis der Sachlage weit am Ziel vorbei, ist oft unverschämt. Einmal mehr wird deutlich: Wir leben in einer Zeit allgemeiner Verunsicherung, wer blickt angesichts der vielen Corona-Regeln noch durch? Doch vorschnelle Verurteilungen, Neid- und Sündenbock-Mentalität helfen nicht weiter.

Umso wichtiger ist es, nach Wegen zu suchen, die zurück zur Normalität führen, zu Lebensqualität, zu einem guten Miteinander. Dass dies derzeit zumindest punktuell möglich ist, zeigt die Premiere zur Weindorf-Auslese, an deren Durchführung und Intention sich mancher ein Beispiel nehmen sollte.


Contra

Von Carsten Friese

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht: Der Auftakt der Weindorf-Auslese hat gezeigt, wie fragil die gesellschaftliche Stimmung in der Corona-Zeit ist. Gerade hat die Stadt bei steigenden Infizierten-Zahlen zum Einhalten der Corona-Grundregeln gemahnt. Auch das Land verweist stets auf die wichtige Abstandsregel. Und dann machen Bilder die Runde, auf denen geladene Gäste dicht an dicht beim Essen und Trinken stundenlang an Tischen im Freien sitzen.

Rein rechtlich stimmt es, dass bis zu 20 Menschen – auch in Biergärten – an Tischen sitzen dürfen. Aber: Dieses Szenario war nicht sehr klug. Die Corona-Regeln sind so komplex und widersprüchlich, dass sie kaum noch nachvollziehbar und schon gar nicht gerecht sind. Die Frage einer Mutter, was sie angesichts dieser Bilder ihren Kindern sagen soll, die im Pausenhof Masken tragen müssen und Abstandsregeln einhalten sollen, ist berechtigt. Regeln müssen den Bürgern auch einleuchten und als sinnvoll empfunden werden. Sonst bröckelt die Bereitschaft.

Es wäre kein Problem gewesen, die Stühle und Plätze mit etwas mehr Abstand an den Tischen einzurichten. Die Stadt hat Vorbildcharakter. Dem sollte sie auch gerecht werden.

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Kommentare

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Felix Graf Hoyos am 16.09.2020 17:35 Uhr

im Freien gibt es kein Coronaproblem, das haben alle Volksaufläufe der letzten Monaten bewiesen!

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Gisela Wieland am 15.09.2020 12:23 Uhr

Sehr geehrter Herr Schulz!
Ich bin voll und ganz der gleichen Meinung wie Sie!
Diese Aktion war einfach nur bescheuert.!!!

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am 15.09.2020 09:10 Uhr

Sehr geehrter Herr Krauth,

das ist weder gut noch mutig sondern einfach nur bescheuert! Hier wurde ganz klar ein falsches Signal gesetzt! Sämtliche Events und Feste wurde dieses Jahr Coronabedingt abgesagt. Wie erklärt man das den Vereinen, denen auf den Festen in der Region dieses Jahr die Einnahmen durch die Lappen gehen? Wie erklärt man das den Schülern, die Masken tragen müssen. Wie erklärt man das den Arbeitern, die an den Arbeitsplätzen permanent Masken tragen müssen?
Das einzige was hier unverschämt ist, ist das, was man auf den Bildern sehen muss! Selbst unser Innenminister von Baden Württemberg war sich nicht zu schade sich dort ablichten zu lassen.
Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen.
Ich stimme Herr Friese voll und ganz zu! Die Stadt hat Vorbildcharakter! Insbesondere die "Großkopfeten"..

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