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Was machen andere Städte beim Thema Radfahren besser?

  
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In Deutschland steigt die Zahl der Radfahrer. In anderen Ländern ist sie längst höher. Was machen sie anders? Und was passiert in deutschen Vorreiterstädten? Wir zeigen drei Beispiele.

  

Schutzstreifen, Radfahrstreifen, Hochbordradwege: Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann schnell mal die Übersicht verlieren. In der Region hat sich für Alltagsradwege vor allem das Schutzstreifen-Modell durchgesetzt. Dazu kommen Radwege, die von der Straße getrennt sind, aber oft abseits der Verkehrsachsen verlaufen. Wie organisieren andere Länder das Vorankommen mit dem Fahrrad? Und was tun deutsche Vorreiterstädte? Wir zeigen drei Beispiele.

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    Städte in Dänemark

    In dänischen Städten wie Kopenhagen und Aarhus gehört das Fahrrad zu den beliebtesten Fortbewegungsmitteln. Dänemark gilt als Vorreiter beim Radverkehr, was vor allem daran liegen dürfte, dass das Radfahren hier vergleichsweise einfach ist. Hauptachsen sind in der Regel 2,80 Meter breit, sodass mehrere Radler nebeneinander fahren können und Überholen bequem möglich ist. 45 solcher Fahrrad-Autobahnen gibt es alleine in der Hauptstadtregion um Kopenhagen.

    Radwege sind grundsätzlich durch einen Bordstein von der Straße und den Gehwegen getrennt. Und Kreuzungen funktionieren in den meisten Fällen nach demselben Muster: Rechtsabbieger erhalten deutlich später Grün, als Radfahrer. Außerdem sind Ampeln auch in der Mitte der Kreuzung oder auf der gegenüberliegenden Straßenseite angebracht. Linksabbiegen funktioniert überall gleich: Radfahrer überqueren die Kreuzung und ordnen sich vor dem rechts wartenden Verkehr ein.

    Das dänische Fahrradministerium schätzt, dass die Fahrradinfrastruktur die Zahl der Autopendler um ein Drittel verringert. Ein weiterer Grund dafür: Seit 1990 bemüht sich etwa die Hauptstadt Kopenhagen, das Autofahren in der Stadt unattraktiver zu machen. Jedes Jahr reduziert die Stadt die Zahl der Parkplätze und fördert stattdessen das Parken in Tiefgaragen. Die Gebühren für Anwohnerparken werden zudem stetig erhöht. So stieg die Gebühr für ein Jahresparkticket etwa im Frühjahr um 100 Prozent auf umgerechnet 134 Euro. Besitzer von Elektro- und Wasserstoffautos zahlen 26 Euro.

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    Städte in den Niederlanden

    Die Niederlande haben das Auto vielerorts längst ausgesperrt: Vieles ist in Städten mit dem Fahrrad besser erreichbar als mit dem Auto. Große Fahrradwege werden grundsätzlich so geplant, dass etwa Schulen gut erreicht werden können. Und die niederländischen LF-Wege, Fernradwege, führen ununterbrochen durch das gesamte Land. In den 1970er Jahren begannen die Niederlande, das Radfahren gezielt zu fördern. Viele Städte haben sich inzwischen hin zum Radverkehr entwickelt, rund ein Viertel aller Wege wird auf dem Rad zurückgelegt.

    Die Kleinstadt Houten hat ihre Innenstadt sogar komplett für Autos gesperrt. Der Grund: Die Stadtteile können mit dem Fahrrad schneller erreicht werden. Aber auch in anderen Städten wie Utrecht und Amsterdam fährt ein großer Teil der Einwohner Rad. Wo die Strecke zu weit wird, sollen die Niederländer mit Rad und Bahn fahren, weshalb es an Bahnhöfen oft große Fahrradparkhäuser gibt.

    In der Kritik stehen jedoch Kreuzungen nach holländischem Vorbild: Dort sind Radfahrer durch Hindernisse räumlich von der Fahrbahn getrennt. Bei einem Test in Berlin warnte der Unfallforscher Siegfried Brockmann davor, solche Kreuzungen auch in Deutschland einzuführen. Im Test schlug der Abbiegeassistent eines Lkws nicht aus, weil die Radfahrer zu weit entfernt waren.

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    Karlsruhe

    De Stadt Karlsruhe ist laut einer Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) die fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands. Seit 15 Jahren fördert die Stadt den Radverkehr, investiert in Radwege, Abstellplätze und die Verkehrssicherheit. Teilnehmer der ADFC-Umfrage lobten besonders, dass in Karlsruhe viele Einbahnstraßen für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben sind, sowie die Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Außerdem soll es weniger Probleme mit Fahrraddiebstahl geben - nachdem Karlsruhe im Jahr 2014 noch Spitzenreiter bei den Fahrrad-Diebstählen war.

    Im Jahr 2013 fassen die Planer bereits die steigende Zahl von Pedelec-Fahrern ins Auge und betonen, dass damit auch höher gelegene und weiter entfernte Stadtteile erreicht werden können. Als Reaktion sollen Hauptachsen weiter ausgebaut werden. Außerdem gibt es in Karlsruhe ein öffentliches Fahrradmietsystem, in Bussen und Bahnen fahren Räder außerhalb der Stoßzeiten kostenlos mit.

    Das selbst gesteckte Ziel, den Radverkehrsanteil bis 2015 auf 23 Prozent zu steigern, hat die Stadt mit solchen Maßnahmen bereits drei Jahre vorher erreicht. Auch das Ziel für 2020, den Anteil auf 30 Prozent zu erhöhen, könnte erreicht werden. Zum Vergleich: Heilbronn möchte diesen Anteil bis 2030 auf 15 Prozent erhöhen. 

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