Vorbereitung auf Klimafolgen: Was andere Städte von Rotterdam lernen können
Die niederländische Metropole ist schon vor Jahren in Sachen Überflutungs- und Hitzeschutz aktiv geworden. Inzwischen gilt sie weltweit als Vorreiter, was Klimaresilienz angeht. Hier sind sechs kreative Projekte - auch zur Nachahmung in anderen Städten.
- 1
Hofbogenpark
Der Hofbogen ist eine frühere Bahnlinie, die durch dicht besiedeltes Stadtgebiet verläuft und die bislang eine Art Trennlinie zwischen dem Norden von Rotterdam und der Innenstadt dargestellt hat. Mit dem Hofbogenpark soll sich das ändern. Auf einer Länge von zwei Kilometern entsteht eine städtische Grünachse. Dadurch soll die Lebens- und Aufenthaltsqualität im bisher eher vernachlässigten Norden steigen. Das Thema Wasserrückhaltung wird durch ein smartes Wasser-Kreislaufsystem adressiert. Weiteres Ziel: eine gute Verbindung für Fußgänger zwischen den Stadtteilen schaffen.
- 2
Westblaak
Westblaak ist eine der Hauptverkehrsachsen im Zentrum von Rotterdam. Die Pläne sehen vor, die Fahrbahnen für Autos auf eine in jede Richtung zu reduzieren, um Platz für eine „grüne Lunge“ zu schaffen. Künftig sollen hier hauptsächlich Fußgänger, Radfahrer und Erholungssuchende unterwegs sein. Der Effekt fürs Klima wird laut Berechnungen enorm sein. So sinke die Temperatur um sieben Grad, wenn die Bodenversiegelung in einem Teil der Fläche zurückgenommen wird und 25 Prozent mehr Bäume gepflanzt werden. Bisher ist es in diesem Quartier etwa zehn Grad wärmer als im Rest der Innenstadt.
- 3
De Doelen
Das Konferenz- und Konzerthaus de Doelen, erbaut 1966, ist ein typisches Gebäude dieser Zeit: gerade Strukturen, viel Beton, kein Grün auf dem 2581 Quadratmeter großen Flachdach. Das wird sich ändern. Unter de Doelen wird ein unterirdischer Wasserspeicher entstehen, das Dach wird zum blau-grünen Dach umgebaut. Wasser wird erst aufgesogen und versickert dann langsam. Wenn es zu heiß wird, kann das gespeicherte Wasser zur Kühlung auf das Dach zurückgepumpt werden. Auch das in de Doelen beheimatete Rotterdam Philharmonic Orchestra will dort oben künftig Konzerte spielen.
- 4
DakAkker
Rotterdam ist eine Stadt mit vielen Hochhäusern – und Flachdächern. Eine ganze Reihe davon sind inzwischen zu grünen Dächern umgebaut, wie der DakAkker, ein 1000 Quadratmeter großer Dachgarten auf dem Schieblock-Hochhaus. Neu entstehende Flachdächer müssen multifunktional sein: Sie werden begrünt, als Wasserspeicher ausgelegt oder zur Erzeugung von Solarenergie genutzt – manchmal sind auch alle drei Funktionen kombiniert. Solche Dächer absorbieren CO2 und dienen als Wasserspeicher, Frischluftreservoir und Erholungsgebiet für die wachsende Stadtbevölkerung.
- 5
Floating Office
Ein schwimmendes Büro aus Holz entsteht gerade im Rijnhaven von Rotterdam. Es ist nachhaltig, energieneutral und dient dem Global Center on Adaption als Hauptsitz. Die Idee: Das Gebäude schwimmt auf dem Wasser, statt geflutet zu werden, wenn die Pegel als Folge der Klimaerhitzung steigen. Das Projekt ist funktional und soll gleichzeitig innovativer und kreativer Ankerpunkt in dem Hafengebiet sein, das neu entwickelt wird. Das hölzerne Büro ist so konstruiert, dass es abgebaut und an einem neuen Ort wieder aufgebaut werden kann – eine ressourcenschonende Idee der Kreislaufwirtschaft.
- 6
Benthemplein
Der Benthemplein in der Nähe des Hauptbahnhofs Rotterdam Centraal ist auf den ersten Blick ein Skatepark. Wer genau hinsieht, entdeckt eine kleine Plakette am Boden. „Waterplein“ steht darauf. Das heißt: Die meiste Zeit des Jahres ist der Platz für die Öffentlichkeit nutzbar. Leute sitzen hier und schauen den Skatern zu. Manchmal wird der terrassenförmige Bereich auch als Bühne für Freiluft-Aufführungen genutzt. Kommt es allerdings zu Starkregen und Überschwemmungen, wird der Benthemplein zum Rückhaltebecken mitten in der Stadt. Ein kleines, dezentrales Projekt von vielen.