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Verhaltene Vorfreude auf die EM, aber viel Zuversicht

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Hat Bundestrainer Joachim Löw die richtigen Spieler ausgewählt? Wie groß ist in Corona-Zeiten die Vorfreude auf das Turnier? Die jeweils klassenhöchsten Amateurtrainer aus den Regionen Heilbronn, Hohenlohe und Kraichgau geben Antworten.

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Es ist der Fußball-Höhepunkt des Jahres - die Europameisterschaft beginnt am Freitag, 11. Juni, mit dem Eröffnungsspiel zwischen der Türkei und Italien in Rom. Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet ihr erstes Gruppenspiel am Dienstag, 15. Juni, in München gegen Weltmeister Frankreich. Eine gewisse Vorfreude auf die EM ist da, bei Martin Kleinschrodt, wie auch bei seinen Trainerkollegen David Pfeiffer und Marcel Busch - aber der Coronavirus-Pandemie geschuldet, ist es eine andere Vorfreude als bei den großen Turnieren zuvor. Da ist sich das Trainer-Trio einig.


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Das Objekt der Begierde: Der EM-Pokal wird am 11. Juli überreicht. Foto: dpa
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Gelingt Joachim Löw zum Abschied als Bundestrainer eine erfolgreiche EM?


Marcel Busch, Trainer des Oberligisten Neckarsulmer Sport-Union

Daumen hoch fürs deutsche Team: Marcel Busch (Neckarsulmer Sport-Union). Foto: Alexander Bertok
Daumen hoch fürs deutsche Team: Marcel Busch (Neckarsulmer Sport-Union). Foto: Alexander Bertok  Foto: Bertok, Alexander

Es wäre gelogen, würde ich sagen, dass ich im gleichen EM-Fieber bin wie zu normalen Zeiten. Auch die Bundesliga-Saison war ja keine, wie in den Jahren davor. Als der vorläufige EM-Kader bekannt gegeben wurde, kam aber schon eine gewisse Vorfreude auf, und ich freue mich jetzt darauf. Mit den Spielern, die Joachim Löw nominiert hat, bin ich zufrieden. Thomas Müller musste einfach dabei sein. Es ist gut, dass Löw bei ihm und Mats Hummels zurückgerudert ist und das Leistungsprinzip gelten ließ. Es gibt natürlich immer Spieler, bei denen es heißt, die hätte man mitnehmen sollen. Aber das war immer schon so, auch 2014, als wir Weltmeister geworden sind.

Ich hätte über Lars Stindl nachgedacht, der in Gladbach wieder richtig gut drauf und torgefährlich ist. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass Marco Reus dabei ist, mit dem ich früher bei Rot Weiss Ahlen zwei Jahre zusammengespielt habe. Marco hat in Dortmund gewohnt und ich mit meiner Frau in der Nähe von Düsseldorf. Wir hatten aber zusammen eine Wohnung - wenn wir abends in Ahlen spielten, um dort zu übernachten, oder auch für die Stunden zwischen den Trainingseinheiten.

Daher verfolge ich seine Karriere mit einer besonderen Aufmerksamkeit. Aber Marco hat ja von sich aus verzichtet. Wenn ich alle Spieler durchgehe, sehe ich viel Offensiv-Potenzial mit Müller, Gnabry oder Sané sowie ein starkes Mittelfeld. Daher bin ich für Deutschland recht optimistisch. Und für das Phrasenschwein: Wir sind eine Turniermannschaft. Ich traue dem Team alles zu, auch den Titel. Favoriten sind aber Frankreich und Spanien, das sind unsere stärksten Konkurrenten.


David Pfeiffer, Trainer des Verbandsligisten VfB Eppingen

Sein Favorit ist Frankreich: David Pfeiffer (VfB Eppingen). Foto: Klaus Krüger
Sein Favorit ist Frankreich: David Pfeiffer (VfB Eppingen). Foto: Klaus Krüger  Foto: Krüger, Klaus

So euphorisch, wie früher, bin ich diesmal nicht. Die EM-Vorfreude ist gegenüber den zurückliegenden Turnieren gedämpfter. Bei der Kader-Nominierung gab es die eine oder andere positive Überraschung, wie Christian Günter. Ihn hatten nicht viele auf dem Schirm, aber er hat in der Bundesliga konstant gute Leistungen gebracht und ist in Freiburg ein Führungsspieler. Oder Kevin Volland, der beim AS Monaco überzeugt.

Ich glaube, Löw hat einen guten Kader zur Verfügung, auch von der Zusammenstellung der Charaktere. Die Rückkehr von Müller und Hummels war keine Überraschung. Ich habe schon bei deren Ausbootung gesagt, dass es immer die Möglichkeit gibt, sie zurückzuholen - so ist es jetzt auch gekommen. Dass Marco Reus abgesagt hat, finde ich schade. Ist er fit, ist er ein Weltklassespieler.

Wer sich in unserer Vorrundengruppe durchsetzt, egal ob als Erster oder Zweiter, der hat Chancen bis ins Finale zu kommen. Das traue ich Deutschland auch zu. Aber es gibt sechs oder sieben Mannschaften, die den Titel gewinnen können. Die Leistungsdichte ist groß, da kommt es auch auf die Tagesform an. Von den Einzelspielern her sehe ich England und Frankreich vorne, aber eher Frankreich.


Martin Kleinschrodt, Trainer des Verbandsligisten FSV Hollenbach

Portugal ist sein Favorit:  Martin Kleinschrodt (FSV Hollenbach). Foto: Alexander Bertok
Portugal ist sein Favorit: Martin Kleinschrodt (FSV Hollenbach). Foto: Alexander Bertok  Foto: Schmerbeck, Marc

Corona hin, Corona her - die Vorfreude ist schon riesig. Da jedoch meine eigene Mannschaft nicht ihre Runde spielen kann, ist das Interesse für den Fußball nicht ganz so groß, wie wenn man selbst nebenher kickt. Da ist man schon etwas abgestumpft. Aber jetzt die EM, da sind so coole Mannschaften dabei, das ist der Wahnsinn. Was den deutschen Kader betrifft: Ich hätte Jérôme Boateng und Ridle Baku mitgenommen.

Positiv ist, Löw hat kapiert, dass er Thomas Müller mitnehmen muss. Ich finde es auch schön, dass der Freiburger Christian Günter nominiert wurde. Man hätte auch über einen Maximilian Arnold nachdenken können. Dass ein Lukas Klostermann dabei ist, wundert mich dagegen schon; er hat in der Runde ja nicht überragend gespielt.

Deutschland ist eine Turniermannschaft: Überstehen wir die Gruppenphase, ist das Halbfinale drin. Portugal, Frankreich und Deutschland, das ist die Todesgruppe. Man muss sich durchaus darauf einstellen, dass wir in der Vorrunde rausfliegen. Es sind sehr starke Mannschaften bei dieser EM dabei – die Niederlande, Belgien, England, Frankreich und Italien. Auch die Portugiesen, die haben jetzt ja plötzlich eine gute Abwehr. Dagegen sehe ich unsere Schwächen gegen die abgezockten Offensiven der anderen starken Teams in der Defensive. Das könnte entscheidend sein. Vorne sind wir super besetzt, und das Mittelfeld ist eine Hausnummer. Portugal ist mein Titelfavorit.

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