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Gelingt Joachim Löw zum Abschied als Bundestrainer eine erfolgreiche EM?

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Für Joachim Löw ist die Fußball-Europameisterschaft das Ende einer Ära. Die Herausforderung ist groß: In der Vorrunde in München geht es erst gegen den Welt-, dann gegen den Europameister. Wird es für den Bundestrainer ein erfolgreicher Abschied?

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Wer lacht am Ende am besten, welcher Trainer kommt im Turnier mit seiner Mannschaft am weitesten? Fernando Santos (Portugal,  von links), Joachim Löw (Deutschland) und Didier Deschamps (Frankreich) bekommen es in der Vorrunde miteinander zu tun.  Foto: dpa
Wer lacht am Ende am besten, welcher Trainer kommt im Turnier mit seiner Mannschaft am weitesten? Fernando Santos (Portugal, von links), Joachim Löw (Deutschland) und Didier Deschamps (Frankreich) bekommen es in der Vorrunde miteinander zu tun. Foto: dpa  Foto: Christian Charisius (dpa)

Der deutsche EM-Kader steht fest, der Spielplan für die Gruppenphase der Fußball-Europameisterschaft auch. Die DFB-Elf trifft in der Vorrunde auf Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni). Sicher ist: Das ist eine richtig schwere Gruppe. Frankreich ist amtierender Weltmeister, Portugal kommt als Titelverteidiger zur EM. Und die Ungarn haben allemal die Qualität, um zum Stolperstein zu werden. Über die Ergebnisse kann intensiv spekuliert werden. Das ist gut so, das macht den großen Reiz eines solchen Turniers aus. Für Bundestrainer Joachim Löw markiert die EM den Endpunkt einer Ära. Er hat den Cheftrainerjob 2006 von Jürgen Klinsmann übernommen und Deutschland als Höhepunkt seines Schaffens zum Weltmeistertitel 2014 geführt. Löw verantwortet aber auch das historische Vorrunden-Aus bei der WM 2018. Der Bundestrainer hört nach der Europameisterschaft auf. Wird es für ihn ein erfolgreicher Abschied?

Pro

Von Lars Müller-Appenzeller

Klarer Fall: Joachim Löw hätte viel früher abtreten müssen. Doch er hat es gedeichselt bekommen, dass er nach seinem siebten großen Turnier tatsächlich als gefeierter Rekordbundestrainer abtreten kann. Die Ankündigung seines Rücktritts nach der EM, die Rückholaktion von Thomas Müller und Mats Hummels: Löw hat zuletzt wieder viel richtig gemacht. Was nichts daran ändert, dass die Ergebnisse jüngst nicht gestimmt haben.

Das 0:6 gegen Spanien im November ist noch in den Köpfen. Bei den Fans, sicher auch bei den Spielern. Gut so. Beides verbessert die Ausgangslage vor den Heimspielen in der Münchner Arena: Deutschland ist gegen Weltmeister Frankreich und gegen Europameister Portugal ganz klar Außenseiter, dominanter Ballbesitzfußball darf nicht erwartet werden. Das lässt im Wortsinne Platz für Möglichkeiten. Steht die Nationalelf tiefer, kommen einerseits die Stärken den unbestritten schnellen Spitzen Leroy Sané, Serge Gnabry und Timo Werner zur Geltung. Andererseits können gerade (Teil-)Erfolge gegen diese beiden Mannschaften für einen Turnier-Flow sorgen.

Freilich, es bleibt das Abwehrproblem. Aber die Erfahrung von Müller und Hummels dürfte der Mannschaft helfen – selbst wenn der Defensivstratege nicht zum Einsatz kommen sollte. Für Stabilität wird auch der Bayern-Faktor sorgen: Acht Spieler des Rekordmeisters sind im Kader. Je mehr Münchner dabei sind, desto besser für die Mentalität der Mannschaft. Nicht zu vergessen die Erfahrung von Joachim Löw: In den 17 Jahren seiner Amtszeit war nicht alles schlecht. Trotz der fürchterlichen Enttäuschung bei der WM 2018 mit dem Vorrunden-Aus weiß Löw, wie man eine Mannschaft bei einem Turnier führt. Weit führt.

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Contra

Von Andreas Öhlschläger

Die Latte, die es zu überspringen gilt, liegt weit oben. Zwar ist der Mann nicht mehr im Amt, der sie in Position gebracht hat, aber die Vorgabe des kürzlich zurückgetreten DFB-Präsidenten Fritz Keller hat Bestand: Ins Halbfinale der Europameisterschaft sollte sie schon einziehen, die deutsche Nationalmannschaft. „Absolut“ hatte Keller gesagt. Top Vier, das ist das Ziel. Allerdings wird die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw in der Weltrangliste nur auf Platz zwölf geführt. Sieben europäische Teams stehen besser da.

Die schwierigen letzten Jahre mit vielen enttäuschenden Ergebnissen und zahlreichen schwachen Länderspiel-Auftritten haben dafür gesorgt, dass Löws Mannschaft nicht zu den EM-Favoriten gehört. Man muss befürchten, dass diese Europameisterschaft dem scheidenden Bundestrainer kein erfolgreiches Abschiedspodium bieten wird. Die 1:2-Heimpleite in der WM-Qualifikation für 2022 gegen den Fußballzwerg Nordmazedonien hat gezeigt, wie groß die Kluft ist zwischen dem deutschen Anspruchsdenken und der Realität. Zu viele ernste Problemfelder sind in der DFB-Auswahl seit Langem ungelöst. Vor allem die Stabilitätsschwächen in der Defensive und die oftmals fehlende Effizienz vor dem gegnerischen Tor sind Bruchstellen in den Erfolgsträumen.

Eine richtig gute Fußball-Elf ist mehr als ein Sammelsurium einzelner Spieler. Deutschland hat Weltklasse-Kicker, immer noch. Aber im Zusammenwirken der einzelnen Positionen funktioniert unter Löw zu viel nicht. Vielleicht werden die Fans nicht gar so brutal enttäuscht wie 2018 bei der WM in Russland.  Doch weit kommen wird Joachim Löws Mannschaft bei dieser EM nicht.

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