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Bosch reagiert mit neuem Geschäftsfeld auf den Wandel der Autobranche

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Ab 2021 sollen 17.000 Mitarbeiter bei Bosch in einem neuen Geschäftsfeld arbeiten, auch Abstatt ist beteiligt. Denn der Autozulieferer will für eine einheitliche IT-Architektur für das gesamte Fahrzeug sorgen. So arbeitet der Konzern auf dieses Ziel hin.

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Bosch stellt sich, wie hier in Abstatt, neu auf.
Foto: Archiv/Sawatzki/Berger
Bosch stellt sich, wie hier in Abstatt, neu auf. Foto: Archiv/Sawatzki/Berger

Wenn es um die Transformation und die Digitalisierung der Autobranche geht, ist der Technologiekonzern Bosch ganz vorne dabei. Der Konzern nimmt dabei vor allem die wachsende Bedeutung von Software und Elektronik für das Auto der Zukunft in den Blick. Daher bündelt Bosch seine Kompetenzen in diesen Feldern im neuen Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions, der Anfang 2021 mit rund 17.000 Mitarbeitern an den Start gehen soll.

Wachstum von jährlich 15 Prozent erwartet

Bei Bosch geht man davon aus, dass der Markt für softwareintensive Elektroniksysteme jährlich um rund 15 Prozent wachsen wird. Mit dem neuen Geschäftsbereich wollen die Stuttgarter ihre führende Position ausbauen. Bereits in heutigen Autos stecken rund 100 Millionen Zeilen Software-Code. Zum Vergleich: Ein aktuelles PC-Betriebssystem kommt auf 20 bis 50 Millionen Zeilen. „Die Zukunft der Mobilität kann nur gestalten, wer über umfassende Elektronik- und Softwareexpertise verfügt“, sagt Stefan Hartung, Vorsitzender des Bosch-Unternehmensbereichs Mobility Solutions.

In den neuen Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions, abgekürzt XC, werden auch die Bereiche Fahrerassistenzsysteme mit dem deutschen Hauptstandort Leonberg und Automatisiertes Fahren mit den deutschen Hauptstandorten Abstatt und Stuttgart-Vaihingen eingegliedert, die bisher zur Einheit Chassis Systems Control gehören. Wie ein Bosch-Sprecher betont, hat die Umstrukturierung zunächst keine Auswirkungen auf die Standorte. „Die betroffenen Kollegen werden auch weiterhin von Abstatt aus arbeiten – eine Zusammenlegung an anderen Standorten ist bis auf weiteres nicht geplant“, teilt der Sprecher mit.


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In Abstatt sind knapp 6000 Bosch-Mitarbeiter aus zwei Geschäftsbereichen beschäftigt: Chassis Systems Control entwickelt Lösungen für sicheres und komfortables Fahren. Zum Produktportfolio zählen neben Komponenten wie Sensoren, Fahrsicherheits- und Fahrerassistenzsysteme wie ESP, automatische Notbremssysteme sowie Systeme für das automatisierte Fahren und Parken. Die Bosch Engineering GmbH bietet als Entwicklungspartner Systeme, Funktionen und Software für den Antriebsstrang, Sicherheits-, Fahrdynamik- und Infotainment-Systeme sowie deren elektrische und elektronische Integration, an – unabhängig von der Stückzahl.

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Ziel: Komplexität reduzieren

Ziel des neuen Geschäftsbereichs XC ist es, die zunehmende Komplexität mit übergreifenden Software- und Elektroniklösungen zu reduzieren. Zudem sollen neue Fahrzeugfunktionen künftig deutlich schneller auf die Straße kommen. „Bosch ist ein Pionier in der automobilen Elektronik und längst auch ein Softwareunternehmen. Wir sind prädestiniert, die Digitalisierung von Fahrzeugen in unserem neuen Bereich auch in Zukunft erfolgreich voranzubringen“, ist Hartung überzeugt.

Mit einigen Zahlen macht Bosch deutlich, wie gewaltig sich die Themen Software und Elektronik im Auto entwickeln. Hatte ein Auto vor zehn Jahren noch rund zehn Millionen Zeilen Software-Code, wird die Software von automatisiert fahrenden Fahrzeugen zwischen 300 und 500 Millionen Codezeilen umfassen. Zur Einordnung: Alleine eine Million Zeilen Code entsprechen rund 18.000 gedruckten Textseiten. „Software bestimmt künftig maßgeblich die Fähigkeiten und Eigenschaften von Fahrzeugen. Sie sorgt dafür, dass Autos immer smarter werden und liefert Autofahrern einen erlebbaren Mehrwert“, sagt Harald Kröger, Geschäftsführer in der Bosch-Mobilitätssparte.

Von der Einparkhilfe bis zum Musikstreaming

Bosch hat die strategische Bedeutung der Fahrzeugsoftware früh erkannt und entwickelt sie seit rund vier Jahrzehnten selbst – mit einem aktuellen jährlichen Invest von drei Milliarden Euro. Die traditionelle Softwareentwicklung in einzelnen, voneinander unabhängigen Bereichen gerät jedoch zunehmend an ihre Grenzen. Daher bündelt Bosch bei Cross-Domain Computing Solutions die Kräfte in der automobilen Softwareentwicklung. „Software aus einer Hand zu liefern, ist unsere Antwort auf die immense Herausforderung, Autos immer stärker zu digitalisieren“, sagt Kröger. Er verantwortet den neuen Geschäftsbereich, in dem künftig sowohl die Basissoftware der Fahrzeugcomputer und Steuergeräte als auch die Software der Fahrzeugfunktionen – von der Einparkhilfe und dem Spurhalteassistenten bis zum Musikstreaming – entwickelt wird. In Folge sollen neue Funktionen künftig deutlich schneller und via Software-Update zu den Nutzern kommen. Fahrzeughersteller könnten ihren Kunden somit ein überzeugendes Fahrzeugerlebnis aus „einem Guss“ anbieten, heißt es bei Bosch.

Parallel zu einer übergreifenden Softwareentwicklung arbeitet Bosch intensiv daran, die elektrische und elektronische Architektur von Fahrzeugen zukunftsfähig zu machen. In seiner neuen Einheit bündelt das Unternehmen daher ebenso die Entwicklung von Fahrzeugcomputern, Steuergeräten und Sensoren. Ihr reibungsloses Zusammenspiel ist in Zukunft entscheidend. „Kernaufgabe von Cross-Domain Computing Solutions wird es sein, die Komplexität der Elektroniksysteme beherrschbar und darüber hinaus so sicher wie möglich zu machen“, sagt Kröger.

Besonderen Fokus legt Bosch dabei auf Hochleistungsrechner als technische Basis für die Digitalisierung moderner Fahrzeuge. Sie bündeln in allen Fahrzeugbereichen die immer umfassenderen Funktionen und übernehmen die Aufgaben einzelner Steuergeräte. „Mehr als 100 einzelne Steuergeräte sind in aktuellen Premiumfahrzeugen verbaut, selbst in Kleinwagen sind es heute bereits 30 bis 50. Mit Hochleistungsrechnern lässt sich diese Anzahl zukünftig deutlich reduzieren“, erklärt Kröger. Da diese Fahrzeugcomputer sowohl für Cockpit- und Vernetzungsfunktionen, für Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren sowie den Antrieb nun erstmals in einer übergreifenden Einheit entwickelt werden, entsteht eine durchgängige IT-Architektur für das gesamte Fahrzeug. Sie soll für ein nahtloses Zusammenspiel der elektrischen und elektronischen Komponenten sorgen.

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