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Die Zulieferer reagieren auf den Wandel

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Wie der Wandel in der Autobranche sich auf Teilehersteller aus der Region auswirkt: Drei Unternehmen berichten - und sie sind gar nicht pessimistisch.

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Dass sich etwas ändern wird, ist klar. Und darum bereiten sich die Betriebe darauf vor. Große und mittelständische Autozulieferer in Heilbronn-Franken haben sich zu einem Arbeitskreis Transformation zusammengeschlossen, um sich gegenseitig über Maßnahmen, Entwicklungen und Trends zu informieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Drei von ihnen berichten, wie sie den Wandel angehen.

Beispiel Kaco

Am Kaco-Standort Kirchardt werden unter anderem Dichtungen produziert. Foto: Archiv/Jürgen Paul
Am Kaco-Standort Kirchardt werden unter anderem Dichtungen produziert. Foto: Archiv/Jürgen Paul  Foto: Jürgen Paul/Kaco

Dichtungen für konventionelle Autos waren jahrzehntelang das Kerngeschäft des traditionsreichen Unternehmens, das heute seinen Sitz in Kirchardt hat und seit 2014 zur chinesischen Zhongding-Gruppe gehört. Diese Produkte werden auch weiter im Stammwerk hergestellt - aber längst auch andere Artikel. Neben Öl-Dichtungen gibt es auch solche für Wasser, etwa in der Kühlung der Batterie im Hybrid- oder Elektroauto, für die Entlüftung von Batterien oder sogenannte statische Dichtungen für Batterieanwendungen.

Nun kommt noch Sensorik hinzu: Kaco hat hier eine Anwendung entwickelt, um Umdrehungen in Elektromotoren präziser zu messen. "Wir erschließen uns neue Geschäftsfelder", beschreibt Geschäftsführer Johannes Helmich die Strategie. Aber auch die Anforderungen haben sich geändert. "Der Kunde erwartet heute, dass man die nötige Technologie für seinen Bedarf im Regal hat, mindestens als Prototyp." Darauf richte sich Kaco jetzt aus, ohne das Stammgeschäft zu vernachlässigen. "Der exportorientierte Markt wird ja nicht abrupt abbrechen", sagt Helmich. "Aber man muss in Richtung der neuen Technologien gehen."

Beispiel Wirthwein

Der Kunststoffverarbeiter aus Creglingen im Taubertal liefert in verschiedene Branchen - angefangen hat er als Hersteller von Pflöcken für Bahngleise, heute stellt er außerdem Teile etwa für Haushaltsgeräte, für die Elektroindustrie, Medizintechnik und eben auch für die Autobranche her. Sie macht etwa ein Drittel des Gruppenumsatzes aus und stellt damit den größten der insgesamt sechs Bereiche. Hergestellt werden Teile für das Fahrwerk, die Motorkühlung, Schiebedächer, Stoßfänger, für Türen und Filter.

"Bereits seit 2018 bemerken wir, dass die Automotivebranche unter zunehmenden Druck gerät", berichtet eine Sprecherin. Zum einen wegen des Trends zum Carsharing, zum anderen wegen der aufkommenden Elektromobilität. "Die Verunsicherung, die aktuell bei den Konsumenten über den "richtigen" Antrieb der Zukunft herrscht, ist nach unserer Meinung der zentrale Grund für die Kaufzurückhaltung." Die Diskussion über mögliche Kaufprämien für Neufahrzeuge unterstütze dies. Corona verschärfe alles zusätzlich, da viele Berufsgruppen in Kurzarbeit seien oder um ihre Existenz bangen müssten - und sich daher jetzt kein Auto kaufen.

"Da unsere Produkte nicht unmittelbar an einen Verbrennungsmotor oder den damit verbundenen Antriebsstrang gebunden sind, sehen wir uns nicht direkt unter Druck", sagt die Sprecherin weiter. "Vielmehr sehen wir in der Entwicklung hin zum Leichtbau sogar einige Chancen: Jedes Kilogramm, das nicht bewegt werden muss, spart Energie." Und da habe Wirthwein als Kunststoffverarbeiter gute Argumente.

Beispiel Arnold Umformtechnik

85 Prozent ihres Umsatzes erzielt die Würth-Tochter aus Forchtenberg mit der Mobilitätsindustrie, vom E-Bike bis zum Lastwagen, berichtet Personalleiter Frank Guse. Nicht Normteile werden produziert, sondern zum Beispiel gewindefurchende Schrauben für Metalle und Kunststoffe, Spezialteile für den Karosseriebau oder Funktionsteile. Der Anteil dieser Branche am Umsatz verändere sich nicht, aber das Gesamtvolumen sei gegenwärtig geringer. "Wir sind und bleiben ein Unternehmen, das Teile für die Automobilindustrie und verwandte Industrien entwickeln und herstellen kann", sagt Guse. Durch die Elektromobilität und den damit verbundenen Trend zum Leichtbau entstünden komplett neue Anforderungen für die Bauteile.

Neue Werkstoffe, neue Konstruktionsweisen, neue Anforderungen an die elektrische Leitfähigkeit oder Korrosionsbeständigkeit führen zu Neuentwicklungen. Daher müsse Arnold Organisation und Mitarbeiter in hohem Maße anpassungsfähig und entwickelbar halten. "Wir entwickeln unsere Organisation stetig weiter mit dem Ziel, Dezentralität zu fördern", erklärt Guse. "Weil wir wissen, dass wir damit schneller werden und unsere Mitarbeiter mehr Freiräume und damit auch Spass haben."

 

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