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Neue Ideen, frische Konzepte: Wie sich (Geschäfts-)Beziehungen in der Berufswelt wandeln

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Miteinander statt gegeneinander: Vor allem junge Berufsfelder verändern mit Barcamps und Co-Working-Konzepten die Arbeitswelt. Konkurrenzgedanken treten dabei in den Hintergrund.

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Bei Barcamps geht es um einen unkonventionellen Wissens- und Erfahrungsaustausch in einer entspannten Atmosphäre.
Bei Barcamps geht es um einen unkonventionellen Wissens- und Erfahrungsaustausch in einer entspannten Atmosphäre.  Foto: Prostock-studio/stock.adobe.com

Manche Chefs haben ihre Mitarbeiter wochenlang gar nicht, viele Arbeitnehmer ihre Kollegen seit Monaten nur über einen Bildschirm gesehen. Die Pandemie hat den über Jahrzehnte eingespielten Arbeitsalltag auf den Kopf gestellt. Keine gemeinsamen Mittagspausen, kein Small Talk auf den Bürofluren und Absprachen nur nach vorheriger Planung. Mit fortschreitender Pandemie-Dauer ist es zunehmend schwerer geworden, Kontakte und Beziehungen innerhalb eines Unternehmens zu pflegen, aber auch mit externen Geschäftspartnern in Kontakt zu bleiben.

Umso wichtiger wird es werden, diese verloren gegangenen Beziehungen in den nächsten Monaten wieder aufzubauen. Dazu tragen einerseits etablierte Formate bei - Team-Building-Maßnahmen, Mitarbeiter-Feste, Schulungsangebote, Sachbezüge oder Corporate-Identity-Pflege. Denn ein zufriedener Mitarbeiter - diese Erkenntnis hat sich in den meisten Unternehmen inzwischen durchgesetzt - ist ein guter Mitarbeiter. Und der Grad der Zufriedenheit drückt sich längst nicht mehr nur in finanzieller Anerkennung aus.

2018 kamen etwa 160 Teilgeber zum Heilbronner Barcamp

Andererseits gibt es noch verhältnismäßig junge Formate, die Miteinander und Zusammenarbeit im Beruf fördern sollen. Ein solches Format wird Mitte Mai am Sontheimer Campus der Hochschule Heilbronn zum sechsten Mal stattfinden: das "Barcamp Heilbronn". Dabei geht es jedoch nicht um die Pflege beruflicher Beziehungen am Tresen, sondern um Ideenaustausch, Netzwerken und Diskussionen.

"Egal ob Vorstandsvorsitzender, Azubi oder Student, beim Barcamp sind alle per Du und können sich auf Augenhöhe austauschen", erklärt Steffen Jung. Der Vorsitzende von Connect.IT Heilbronn-Franken ist mit dem Verein Initiator des Formates, zu dessen vorerst letzter Veranstaltung im Jahr 2018 rund 160 "Teilgeber" zusammenkamen.


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Je besser der Input, desto gewinnbringender der Output

Denn bei einem Barcamp wird nicht teilgenommen, sondern zuallererst gegeben. Durch Vorträge oder in Diskussionen verkaufen sich die Beteiligten nicht nur als Experten für ein bestimmtes Thema, um in der Folge Visitenkarten zu verteilen und engagiert zu werden, sondern es herrscht ein wechselseitiger Austausch über Problemstellungen und -lösungen. Fragen stellen, Erfahrungen diskutieren, Tipps geben. Alles unkompliziert, ohne starren Konferenzplan, sondern je nach Interesse der Beteiligten.

Welches Wissen jeder Teilgeber zu teilen bereit ist, bliebt ihm überlassen. Doch je besser der Input, desto gewinnbringender der Output, so die Logik. "Eins und eins ist bei uns nicht nur zwei, sondern durchaus auch mal drei", sagt Steffen Jung; denn aus einer einmal geknüpften Verbindung entwickelt sich in der Folge nicht selten weiterer Austausch.

Es gibt Themenschwerpunkte, aber keine Grenzen

Dass dabei Themen wie Digitales, IT und Social Media dominieren, liegt am beruflichen Hintergrund der meisten Teilgeber und an der räumlichen wie zeitlichen Flexibilität dieser Berufsfelder. "Interessierte aus anderen Bereichen sind aber nicht ausgeschlossen", betont Jung und nennt als Beispiel einen Handwerker, der sich über digitale Werbemöglichkeiten oder die Optimierung seines Social-Media-Auftrittes mit fachkompetenten Spezialisten austauschen könne. Auch gesellschaftliche und soziale Themen finden bei den Camps immer wieder ihren Platz. "Barcamps tragen auch dazu bei, Mauern abzubauen", lautet Jungs Erfahrung.


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Co-Working-Konzept wird während der Pandemie zum Problem

Dass Steffen Jung neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer einer Internetagentur außerdem noch dem Verein "Coworking Heilbronn" vorsitzt, ist Beleg für das Zusammenspiel von Vernetzung, Austausch und der Idee einer Kultur des Teilens, der "Sharing Culture". Dass ein Co-Working-Konzept während einer Pandemie an seine Grenzen stößt, musste auch Jung in den vergangenen Monaten feststellen. Dennoch: "Das Angebot ist weiterhin gefragt", bilanziert er.

Mit Angeboten wie diesen soll der oft unter dem theoretischen Begriff "New Work" zusammengefasste strukturelle Wandel der Arbeitswelt - mit veränderten Arbeitsprozessen, neu gedachter Unternehmenskultur und flexiblen Arbeitsorten - mit Leben gefüllt werden. Ganz unter dem Motto: Miteinander statt gegeneinander.


Barcamp Heilbronn 2022

Die Barcamp-Idee entwickelte sich vor rund 15 Jahren im Silicon Valley. Dabei handelt es sich um eine offene Tagung, deren Inhalte während der Veranstaltung von den Beteiligten selbst zusammengestellt und ausgestaltet werden. Den "Teilgebern" steht es frei, bei welchen Workshops sie sich beteiligen. Feste Referenten gibt es nicht. In Heilbronn findet das nächste Barcamp am Freitag und Samstag, 13. und 14. Mai, am Hochschul-Campus Sontheim statt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.connect-it.hn.

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