Die Autobahn A6 ist auch Fluchtweg für Kriminelle
Die Nähe zur Autobahn macht die Region Heilbronn für Autodiebe, Bankautomaten-Sprenger und Wohnungseinbrecher interessant. Umliegende Gemeinden sind dabei besonders betroffen. Die Polizei ist den Tätern dennoch auf der Spur.

Die Autobahnen sind von großer Bedeutung für die Region als Wirtschaftsstandort, doch sie bringen neben viel Verkehr auch einen großen Nachteil mit sich: Kriminelle nutzen A6 und A81 liebend gerne als schnelle Anfahrtsstrecken für ihre Taten und benötigen sie vor allem als Fluchtrouten und Transportwege. So können sie die Beute möglichst schnell in Sicherheit bringen. Tatzeit ist oft nachts, kann aber auch tagsüber sein.
Keiner kennt die Problematik so gut wie Mark Schück von der Heilbronner Kriminalpolizei. Zusammen mit seinem Team ermittelte er in einem aufwendigen Verfahren die Hintermänner einer Autodiebstahl-Serie, die im Jahr 2019 vor allem den Raum Heilbronn betraf. Die Diebe stehen aktuell vor Gericht.
Auf internationale Zusammenarbeit angewiesen
Auch im Zusammenhang mit Einbruchserien ermittelt Schück. Hier ist es dasselbe Spiel: Die Täter kommen über die Autobahnen in die Region. Es ist klar, dass sie nach den Taten versuchen müssen, die Beute über Ländergrenzen zu schaffen. Deshalb ist aus Sicht von Mark Schück auch die internationale Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden von so großer Bedeutung. "Ohne sie wären wir chancenlos, die Hintermänner zu ergreifen", erklärt er. Je reibungsfreier die internationale Zusammenarbeit verlaufe, desto unattraktiver werden also in der Folge die Autobahn-Beutezüge - da die Gefahr zunimmt, beim Ausspähen oder auf der Flucht entdeckt zu werden.
Werden die Hintermänner nicht ermittelt, setzen sie einfach andere Akteure am Tatort ein. "Fahrzeugdiebe sind relativ leicht zu ersetzen", sagt Schück. Es sei daher nicht effektiv, sich bei Ermittlungen auf die Ausführenden vor Ort zu beschränken.
Eine Frage des Datenschutzes
Was den Ermittlern helfen könnte, wäre ein automatisches Kennzeichen-Lesesystem. Doch das Bundesverfassungsgericht hatte das für verfassungswidrig erklärt. In anderen Ländern laufe das besser, sagt Schück, der der Ansicht ist, dass eine Erfassung von Kennzeichen keine Einschränkung von Rechten auf Datenschutz bedeutet. "Ich bin ein Verfechter davon, dass rechtlich das möglich ist, was im Einklang mit den Grundrechten steht."
Als aktuelle Problematik sieht er eine zunehmende Zahl an Diebstählen auf Autobahnbaustellen. Da werde Diesel und Benzin abgepumpt, ständig Container aufgebrochen, Baustellen müssten deshalb beleuchtet und überwacht werden. Dass autobahnnahe Gemeinden besonders häufig von Kriminellen aufgesucht werden, lasse sich anhand geografischer Auswertungen belegen, sagt Schück.
Darüber hinaus ist die Nähe zur Autobahn ein Vorteil für Delikte wie Drogenhandel, illegale Einreisen, Geldwäsche und besonders auch für Wohnungseinbrüche, wie Daniel Fessler von der Pressestelle der Polizei aufführt - und noch viele weitere Delikte, wie zum Beispiel die jüngsten Bankautomaten-Sprengungen in der Region Heilbronn.