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Topfit dank Sport im Alter

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Regelmäßiger Sport erhöht Lebensdauer und -qualität. Drei Kraftmenschen aus der Region, alle Ü 65, halten sich erfolgreich schwitzend in Form. Wie ihnen das auch während der Corona-Krise gelingt, haben sie uns verraten.

von Michelle Christin List
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"Sport anstatt Pillen", rät Volker Sutor, Inhaber der Physiotherapie- und Präventionspraxis "Reha Rondell" in Brackenheim. In der Geriatrischen Rehabilitationsklinik von SLK betreut er ältere Patienten. Um Lebensdauer und -qualität zu erhöhen, sei regelmäßiger Sport unabdingbar. "Mit Sport kann sehr vielen Erkrankungen vorgebeugt oder deren Auswirkungen reduziert werden." Als Beispiele nennt Sutor Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Osteoporose, Arthrose, Depressionen und bestimmte Formen von Krebs. Je spezifischer die Erkrankung, desto spezifischer müsse man das Training gestalten.

Mit Infektionsschutz während Corona fit bleiben

Während der Corona-Krise gebe es keinen Grund, sich der Bewegung zu entziehen: "Ganz im Gegenteil. Jetzt erst recht, um das Immunsystem, die Psyche und viele andere Körperfunktionen zu stärken." Natürlich solle es auch diese Altersgruppe - in der sich mehr Risikopatienten befinden - mit dem Infektionsschutz sehr genau nehmen. Deswegen gilt: Abstand, Desinfektion und Beachtung der allgemeinen Hygieneregeln.

Wichtig: Es nicht übertreiben. Um sich vor Überbelastung zu schützen, könne man morgens den Puls kontrollieren oder ihn über eine Smartwatch überwachen. "Sofern er ungewohnt ansteigt und noch andere Symptome wie Müdigkeit oder Infektanfälligkeit dazu kommen, könnte dies ein Anzeichen für "zu viel" sein. Dann sei der Spezialist gefragt. Sutor rät zur Voruntersuchung: "Bei Einsteigern sollten Fachleute - also Ärzte, Physio- oder Sporttherapeuten - die Trainingsplanung übernehmen." Für Sport sei es nie zu spät: "Auch im hohen Alter sind positive Effekte zu erkennen. Die älteste Person, die jemals einen Ironman beendet hat, war 85 Jahre alt."

 

Gerti Suberg, 66

 Foto: List, Michelle

Rennräder, Mountainbike, Tourenbike, da kommt einiges zusammen. Neun verschiedene Räder hat Gerti Suberg, Senioren-Radweltmeisterin aus Bretzfeld. 2014 ist sie zum ersten Mal Weltmeisterin geworden - in Ljubljana bei der UCI-Weltmeisterschaft der Amateure ihrer Altersklasse 60-64.

Sport gegen den Schnupfen

Die heutige Sportskanone war nicht immer so aktiv: "Ich war oft erkältet", erinnert sie sich. Das bemerkte auch ihr damaliger Chef und heutiger Ehemann und Trainer Harald Suberg (79): "Sie ist hell im Kopf und schnell, aber dauernd verschnupft", dachte er damals über seine Sekretärin bei Scheuerle Fahrzeugfabrik in Pfedelbach.

10.000 Kilometer in einem Jahr

Sie folgte seinem Rat, etwas Sport zu treiben, kaufte ein gebrauchtes Rennrad. 1999 stand das erste Rad-Event an: von Heilbronn nach Berlin, 1000 Kilometer. Auf den Geschmack gekommen ist Gerti Suberg und im selben Jahr 10.000 Kilometer gefahren. Der Sport habe enorm die Gesundheit verbessert. "Die Erkältungen waren nach kurzer Zeit weg, die Kopfschmerzen nach zehn Jahren", erinnert sie sich.

Die Pokale haben die Subergs nie gezählt

Der längste Marathon ging über 230 Kilometer. "90 Prozent der Jedermann-Rennen hat sie gewonnen", betont Harald Suberg. "In Deutschland hat sie in ihrer Altersklasse keine Gegner mehr." Die Pokale haben die beiden nie gezählt.

Ab Oktober geht es auf die Skier

Fünfmal pro Woche wird trainiert. Von März bis September auf dem Rad, ab Oktober auf den Skiern. Mit dem ausgebildeten Skilehrer Harald Suberg trainiert sie im Winter in der Schweiz, wo er eine Wohnung hat. Ihr Trainingsalltag hat sich trotz Corona kaum verändert: "Ich trainiere regelmäßig, aber nicht so intensiv. Da alle Rennen, an denen ich teilnehmen wollte, gestrichen sind, kann ich es jetzt lockerer angehen lassen."


Erich Pasch, 73

 Foto: List, Michelle

Schlechtes Wetter? Gibt es auf dem Neckar nicht. Zweimal pro Woche geht Erich Pasch mit seinem Kajak aufs Wasser. Eine Stunde dauert die Zehn-Kilometer-Tour. Dazu kommen wöchentlich zwei Rennradtouren, Krafttraining, Gymnastik. In der Corona-Krise hat er sein Gymnastik- und Krafttraining aus dem Kraftraum im Neckarsulmer Bootshaus nach Hause verlagert: "Ich habe Hanteln, damit geht es auch."

An der Spitze aufgehört

Bei schönem Wetter hat der 73-Jährige oft keinen einzigen sportfreien Tag in der Woche: "Sport ist meine Leidenschaft, meine innere Befriedigung. Man kann nicht einfach loslassen." 1972 war der Kanute bei Olympia in München dabei, 1976 in Montreal. 1977 hat er den Leistungssport aufgegeben. "Ich wollte an der Spitze aufhören."

Zusammen mit den Enkeln geht es zum Wildwasserpaddeln

Viel ruhiger ist es für ihn nicht geworden. Er ist Masters-Rennen gefahren, hat an Ski-Wettbewerben teilgenommen. Zum Beispiel am 90 Kilometer langen Wasalauf in Schweden. Außerdem fast ein Dutzend Mal am Engadiner Skimarathon. Auch ins Wildwasserpaddeln ist Pasch eingestiegen. "Wenn man aus dem Kajak-Sport kommt, liegt das nahe." Wo er das macht? "Eigentlich war ich zum Wildwasserpaddeln schon fast überall auf der Welt." Zusammen mit den Enkeln geht es regelmäßig in den Schwarzwald.

Für Erich Pasch ist ein Kajak des gesündeste Sportgerät

Mit zwölf Jahren hat er mit dem Kajakfahren angefangen, seitdem hat die Faszination nie nachgelassen: "Man ist wetterunabhängig, in der Natur, kann als Gruppe oder alleine fahren." Für Pasch ist ein Kajak das gesündeste Sportgerät: "Runde Bewegungen, quasi keine Verletzungsgefahr." Auch Corona holt ihn nicht vom Wasser: "Schon allein durch die Paddel hält man mindestens drei Meter Abstand."


Herbert Tabler, 79

 Foto: List, Michelle

"In fünf Minuten schaffe ich bis zu 14 Stockwerke", sagt Herbert Tabler. Dann beginnt er sein Training auf dem Treppensteiger. Dazu kommen 30 Minuten auf dem Crosstrainer, 15 Minuten auf dem Laufband. Das Ausdauerprogramm macht der 79-Jährige drei- bis viermal in der Woche - in den Räumen der Turngemeinde Böckingen, wo er Vorsitzender ist.

Steigung statt Geschwindigkeit

Ausdauer, Muskeltraining und Koordination gehören für ihn zusammen. "Der Körper ist eins. Von Kopf bis Fuß." Auf dem Laufband setzt er lieber auf Steigung statt auf Geschwindigkeit: "Es ist wichtig, abzurollen und wenig auf dem platten Fuß zu laufen."

Training in den Wald verlegt

Das war vor Corona-Zeiten. Mittlerweile hat Tabler sein Training in den Wald verlegt: "Ich jogge dreimal in der Woche acht bis zehn Kilometer. Da habe ich Ruhe, um über vieles nachzudenken." Außerdem hat er sein Rad wieder flott gemacht, fährt damit über das Buga-Gelände oder erledigt Dinge in der Stadt.

Keine Probleme mit dem Rücken oder den Gelenken

Sport gehörte für den Turntrainer schon immer dazu. "Während andere drei Bier trinken, ziehe ich lieber eine Stunde lang Bahnen." Ob er sich beim Sport mal verletzt hat? "Nein, im Gegenteil. Rücken- oder Gelenkprobleme sind mir fremd." Körperliche Fitness sieht er als Voraussetzung dafür, gesundheitliche Probleme besser zu überstehen. "Bewegung wird heute leider nicht genug beachtet. Dabei ist sie schon für Kinder so wichtig."

Einmal in der Woche ist Müslitag

Bei der Ernährung ist Tabler unkompliziert: "Ich bin kein Kostverächter, trinke gerne mal ein Bier, gehe in den Besen." Einmal in der Woche ist "Müslitag". Da gibt es morgens Müsli mit Obst, mittags nach dem Training einen Shake, abends wieder Müsli. "Wenn ich gelumpt habe, bringt das mein Gewicht wieder auf den Normalstand."

 


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