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"In Roigheim kommt keine Langeweile auf"

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In Roigheim unbemerkt Brötchen holen? Als Bürgermeister kann man das vergessen, denn in dem 1500-Seelen-Dorf kennt jeder den Rathauschef. Im Gespräch verrät Michael Grimm, was er besonders an der Gemeinde schätzt und wo er sich eine Auszeit nimmt.

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Bürgermeister Michael Grimm trat 2003 erstmals bei der Bürgermeisterwahl in Roigheim an. Er schätzt besonders den persönlichen Kontakt zur Bevölkerung.
Foto: Ralf Seidel
Bürgermeister Michael Grimm trat 2003 erstmals bei der Bürgermeisterwahl in Roigheim an. Er schätzt besonders den persönlichen Kontakt zur Bevölkerung. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Wie würden Sie jemandem die Gemeinde beschreiben, der Roigheim nicht kennt?

Michael Grimm: Roigheim ist eine idyllisch gelegene Perle im Seckachtal. Inmitten von Wald und Natur gelegen, hat sie eine sehr gute Infrastruktur.

 

Hatten Sie bei Amtsantritt 2003 nicht Sorge, dass es Ihnen in der kleinsten Landkreisgemeinde langweilig werden könnte?

Grimm: Mit Sicherheit nicht. Man ist hier mit Dingen beschäftigt, mit denen ein Kollege in einer großen Gemeinde so nicht zu arbeiten hat. Der Bürgermeister einer kleinen Kommune ist im Prinzip für alles mitverantwortlich. Da kommt alles andere als Langeweile auf.

 

Welche Vorteile hat es denn?

Grimm: Es ist vor allem der persönliche Kontakt zu Vereinen, zu Bürgern und zu Institutionen. Ich kenne nahezu jeden. Das hat auch den Vorteil, dass ich weiß, an wen ich mich wenden kann, wenn es dieses oder jenes Problem gibt.

 

In Sachen Vereinstätigkeit können sich andere Kommunen noch eine Scheibe abschneiden.

Grimm: Ich bin richtig stolz, wenn ich sehe, wie viele Vereine wir hier haben. Das ist für eine so kleine Gemeinde sicherlich nicht selbstverständlich. Angefangen beim Sportverein über Jugendhaus, Kleintierzüchter, Schwäbischer Albverein, Landfrauen, Schützenverein, bis hin zu Musik- und Gesangverein - um nur einige zu nennen.

 

Woher kommt das?

Grimm: Das ist über die Jahre gewachsen, weil die Mitglieder sich in der Gemeinschaft wohlfühlen, gemeinsam ihre Freizeit gestalten und gerne zusammen feiern. Es wurde schon geäußert, dass es in vergleichbaren Kommunen nicht so viele Feste wie in Roigheim gäbe. Wir haben beispielsweise das Lindenfest, das Maibaumstellen, das Mostfest, das Schützenfest und viele mehr. Wobei man in den vergangenen Jahren leider merkt, dass es für die Vereine zunehmend schwerer wird, ihre Positionen und Vorstandschaften zu besetzen und aktive, ehrenamtliche Helfer zu finden.

 

Wie haben Sie die Roigheimer in der Corona-Krise kennengelernt?

Grimm: Meines Erachtens sind sie sehr verständnisvoll. Sie kennen die Situation und wissen mit ihr umzugehen. Selbstverständlich kommen des Öfteren Nachfragen, die wir gerne beantwortet haben und beantworten. Und wenn das dann mit Einschränkungen verbunden ist, haben sie in der Regel Verständnis für die Situation. Auch die Vereine haben entsprechend reagiert und sagten Ausschusssitzungen, Mitgliederversammlungen und das Training ab, wenn es gefordert war. Sie haben Rücksicht auf die Situation genommen.

 

Welche Projekte sind der Krise zum Opfer gefallen?

Grimm: Das war zum Beispiel die Abenteuerwoche, die es seit 30 Jahren für Kinder im Bereich des Schützenhauses gibt. Auch das Kinderferienprogramm fand nur in abgespeckter Version statt. Die gemeinsame Pflanzaktion mit Grundschülern und Erwachsenen im Wald, bei der man im Frühjahr 2020 eine Käferholzfläche gemeinsam bepflanzt hat, war eine sehr schöne Aktion. Das war für diesen Herbst eigentlich nochmals geplant, mussten wir aber leider auch absagen. Das sind Dinge, die für Kinder wichtig sind. Es ist wirklich schade, dass so etwas nicht stattfinden konnte. Das Lindenfest musste abgesagt werden. Auch Konzerte vom Musik- und Gesangverein sind weggefallen. Das stellt für die Vereine auch eine finanzielle Belastung dar, da sie auf die Einnahmen solcher Veranstaltungen angewiesen sind. Vonseiten der Gemeinde stand Gott sei Dank kein größeres Projekt an. Wir haben uns dieses Jahr eher in einer Planungsphase befunden. Großprojekte, wie die Erschließung von 30 Bauplätzen, stehen 2021 an.

 

Zur Person

Michael Grimm ist Diplom-Verwaltungswirt (FH), verheiratet und hat zwei Söhne. Der 59-Jährige lebt seit 1993 mit seiner Familie in Möckmühl. Von 1988 bis 1991 war er Bauamtsleiter in Gemmingen, von 1991 bis 2003 in Kirchardt. 2003 trat Grimm erstmals bei der Bürgermeisterwahl in Roigheim an. Er setzte sich im zweiten Wahlgang mit 57,6 Prozent der Stimmen gegen sieben Mitbewerber durch. 2011 und 2019 wurde Grimm wiedergewählt. 

Sind Sie zuversichtlich, dass die Pläne 2021 umgesetzt werden?

Grimm: Die baulichen Dinge werden sicherlich kommen. Dass so etwas wie der Neujahrsempfang im Januar nicht stattfinden kann, finde ich persönlich sehr schade. Das ist jedes Jahr eine gelungene Veranstaltung, bei der zum Beispiel Blutspender und verdiente Bürger geehrt werden, aufs vergangene Jahr zurückgeblickt und eine Vorschau ins kommenden Jahr präsentiert wird.

 

Was hat trotz Krise geklappt?

Grimm: In den Sommerferien haben wir im Kindergarten die ewig gewünschte Treppe im Gebäude realisiert. Eigentlich eine Kleinigkeit, die aber im täglichen Betrieb sehr viel gebracht hat. Wir konnten uns intensiv mit dem Thema Erneuerbare Energien beschäftigen, es wurden zwei Freiflächenphotovoltaikanlagen auf den Weg gebracht und wir sind auf dem Weg zur Bürgerenergie-Genossenschaft. Auch in der Ortskernsanierung hat sich vieles getan und wird sich auch in den kommenden Jahren noch einiges tun.

 

Vor zwei Jahren fühlten sich einige Roigheimer vom Landkreis und vom Land vernachlässigt. Der Zustand der Straßen war ein Thema. Inzwischen hat sich einiges getan.

Grimm: Die Landesstraße von Möckmühl nach Roigheim und von Roigheim nach Sennfeld sowie das letzte Stück der Ortsdurchfahrt wurden in einer Hau-Ruck-Aktion kurz vor Weihnachten 2019 auf Kosten des Landes saniert. Das hat uns natürlich sehr gefreut.

 

Wo ist Ihr Lieblingsplatz?

Grimm: Das ist unser Naturschutzgebiet im Gewann Essigberg. Wenn man dort spazieren geht und den Blick ins Tal hat, kommt man zur Ruhe.

 

 

 
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