Offenaus Bürgermeister ist auch in der vierten Amtsperiode kein bisschen Amtsmüde
B27, Hochwasser und die Versorgung: Michael Folk erzählt von den besonderen Herausforderungen als Bürgermeister von Offenau.

Im vergangenen Jahr wurde Michael Folk (59) zum vierten Mal zum Bürgermeister gewählt. Für seine letzte Periode hat er sich einen besonderen Schwerpunkt gesetzt. Doch zuvor musste er noch ein banaleres Problem lösen.
Wie haben Sie Ihre Offenauer in der Corona-Pandemie kennengelernt?
Michael Folk: Die Bürgerschaft hat sich extrem vernünftig verhalten. Das habe nicht nur ich gemerkt, sondern auch unser Gemeinderat und die Verwaltung. Das war ein sehr positives Erlebnis. Dafür habe ich mich auch mit einer Nachricht im Amtsblatt bedankt.
Hand aufs Herz: Gab es bei Ihnen Zuhause einen Klopapier-Engpass?
Folk (lacht): Ganz ehrlich, ja. Ich hab mich dann auf die Suche gemacht, ob es in einem Geschäft noch etwas gibt. In Heilbronn bin ich fündig geworden.
Apropos Versorgung: Die Ortsmitte wird umgekrempelt. Es soll eine Drogerie mit Markthalle entstehen. Wie profitiert die Gemeinde davon?
Folk: Das Ganze zielt darauf ab, dass die Nahversorgung mittel- bis langfristig gesichert ist. Damit meine ich vor allem den kleinen Einzelhandel in der Ortsmitte, denn dort gehört er hin. Die Sanierung soll auch die Dinge, die wir nicht mehr haben, zurück nach Offenau bringen. Zum Beispiel den Metzger oder auch die Versorgung mit Obst und Gemüse. Wir hatten lange Zeit Lokalmatador Fischer aus Neuenstadt mit seinem Obst- und Gemüseladen im Ort. Der fehlt uns. Außerdem dient es dazu, die wenigen vorhandenen Lädchen zu stärken. Wir erhoffen uns durch den Drogeriemarkt als Kundenmagnet auch für die umliegenden Geschäfte mehr Frequenz.
Die Ansiedelung von Rossmann ist der B27 geschuldet, zig Tausend Fahrzeuge passieren täglich die Ortsdurchfahrt. Für die Anwohner ist das sicherlich nicht angenehm.
Folk: Für die Leute, die direkt an der Bundesstraße wohnen, ist das schon immer eine nur schwer erträgliche Zumutung. Deswegen haben wir ein Verkehrskonzept entwickelt. Dazu gehören Lärmschutzwände, Überquerungshilfen, der Bau von mehreren Kreiseln und Tempo 30. Letzteres haben wir schon eingeführt. Ziel ist es, die Situation für Verkehrsteilnehmer, Fußgänger, Einwohner und die Kinder, die die Straße auf dem Schulweg überqueren müssen, erträglich und sicherer zu machen. Über den Lärm, den die Anwohner aushalten müssen, wollen wir gar nicht reden. Der ist gesundheitsschädlich, das kann man definitiv sagen. Deshalb muss man gegensteuern. Durch die Maßnahmen erhoffen wir uns weniger Lärm, Abgase und Gefahren.
Sie sind jetzt in Ihrer vierten Amtsperiode. Was fesselt Sie so an Offenau?
Folk: Nicht jeder hat das Glück, in der Gemeinde, in der er groß geworden ist, Bürgermeister sein zu dürfen. Ich sehe das als großes Vertrauen an, welches die Bürgerschaft seit 25 Jahren in mich hat. Du gehst morgens daheim zur Tür raus und kannst dich fragen, was kannst du für deine Heimatgemeinde erreichen? Das ist schon eine super Situation und eine tolle Chance. Das Besondere an Offenau war für mich immer die Lage am Fluss und die Ortsdurchfahrt im Zuge der B27. Diese Herausforderungen anzugehen und zu meistern, ist das, was mich in meiner Arbeit geprägt hat. Das Hochwasser-Problem haben wir mit der Eindeichung gelöst, und an der B27 sind wir dran. Hier war es wichtig, sich zuvor vom Gedanken einer Ortsumfahrung zu lösen.
Was haben Sie sich für die letzte Etappe vorgenommen?
Folk: Für mich ist ganz klar die Umsetzung des Verkehrskonzepts B27 der Schwerpunkt.
Die Absage des Kornlupferfestes ist ein herber Verlust für Offenau.
Folk: Natürlich. Das ist sehr schade. Aber ich denke, die Entscheidung des Arbeitskreises, das Fest abzusagen, war vernünftig. Ich finde es auch gut, dass man die Entscheidung frühzeitig getroffen hat und damit Klarheit für alle schafft. Wir wissen, was wir an den Vereinen haben. Deshalb ist für mich auch der Beschluss des Gemeinderats nur konsequent, die Vereine finanziell zu unterstützen. Denn auch das zeichnet Offenau aus: Es gibt einen guten Zusammenhalt, und die Geselligkeit hat einen hohen Stellenwert.
Wenn Sie zum Kornlupferfest gehen, dann als Bürgermeister oder als Michael Folk?
Folk (schmunzelt): Wenn ich aufs Fest gehe, dann als Bürgermeister. Aber wenn ich mich zu Familie, Freunden oder Bürgern setze, dann bin ich der Michael Folk.
Worin unterscheiden sich die beiden?
Folk: Schon bei Dienstantritt war mir klar, dass man da schwer unterscheiden kann. Das muss man auch in Kauf nehmen, sonst ist man in dem Amt falsch. Ich muss als Michael Folk immer damit rechnen, auch auf dienstliche Dinge angesprochen zu werden. Aber ich mache das jetzt seit 25 Jahren, und ich denke, den Spagat habe ich geschafft. Die Offenauer machen es mir auch leicht. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie darauf Rücksicht nehmen.
Zur Person
Michael Folk ist in Gundelsheim geboren und in Offenau aufgewachsen. Nach dem Abitur am Hohenstaufen-Gymnasium in Bad Wimpfen absolvierte er den Grundwehrdienst und schloss ein Studium an der FH Ludwigsburg als Diplom-Verwaltungswirt ab. Von 1986 bis 1995 war er Hauptamtsleiter in Offenau, seit April 1995 ist er Bürgermeister. Folk ist verheiratet und hat mit seiner Frau Nadja zwei erwachsene Kinder, Dennis und Carina. 

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