Der Schemmelsbergtunnel ist ein wichtiges Teilstück der B39 zwischen Heilbronn und dem Weinsberger Tal. 36,4 Millionen Euro kosten Fluchtstollen und Tunnelsanierung. Finanzier ist der Bund. Rechnet man die 5,3 Millionen dazu, die vor ein paar Jahren für Dringendes verbaut wurden, sind es fast 42 Millionen Euro. Der Fluchtweg für Fußgänger muss gebaut werden, weil es eine Vorgabe so will: Aus Sicherheitsgründen müssen alle einröhrigen Tunnel in Deutschland, die länger als 400 Meter sind, mit einem Rettungsstollen ausgestattet sein. Drei Firmen realisieren das Gesamtprojekt: Leonhard Weiss, August Reiners und Porr Verkehrstechnik.
Schemmelsbergtunnel bald lange gesperrt – Bau des Rettungsstollens geht voran
Die Arbeiten im Fluchtstollen neben dem Schemmelsbergtunnel schreiten voran. Unterdessen rückt die Tunnelsperrung immer näher. Ab wann der B39-Abschnitt zwischen Heilbronn und Weinsberger Tal dicht ist.
Das Rattern ist laut. Unfassbar laut. Es kommt aus dem Nichts, und es lässt einen erzittern. Dazu ist es eng und dunkel. Hell ist es nur auf den paar Metern, die von Baustellenstrahlern ausgeleuchtet werden. Die Männer in Orange, die im Lichtschein arbeiten, scheint das Maschinengebrüll nicht zu stören. Sie kennen es, und sie steuern den Verursacher: den Schalungsrüttler. Wenn er vibriert, entweicht Luft aus dem Beton, den die Bauarbeiter als zähen Brei aus einem zehn Zentimeter dicken Schlauch fließen lassen.
Meter für Meter wird zurzeit der Boden des Fluchtstollens neben dem Schemmelsbergtunnel betoniert. Parallel rückt der Start der zweiten Großbaustelle im Berg näher: Am 2. Januar 2025 geht es los mit den Arbeiten im B39-Straßentunnel. Dann beginnt die lange Zeit der Vollsperrung. Ein Jahr lang wird die 676 Meter lange Röhre mit Toren verschlossen und instandgesetzt.
Spezialmaße und -anfertigungen für den Fluchtstollen am Schemmelsbergtunnel
Er passt gerade so rein. Ein paar Zentimeter Spiel hat er links und rechts, der Betonmischer im Kleinformat, dessen Fahrer die Ladung zur Betonpumpe tief im Inneren des Schemmelsbergs bringt. Ein normaler Mischer wäre zu groß für den Fußgänger-Fluchtstollen, der, wenn er einmal fertig ist, eine begehbare Breite von 2,25 Metern hat. Am Stolleneingang, dort, wo die heilige Barbara in Gestalt einer Holzfigur darüber wacht, dass bei den Arbeiten im Berg nichts passiert, kommt der angelieferte Beton in die kleinere Ausgabe – Zigarre wird sie genannt.
Per Betonpumpe fließt der zähe Brei im Schlauch weiter hinein zu den Arbeitern, die auf dem Schalwagen aus Holz stehen – eine Maßanfertigung für den Boden des Rettungsstollens, die sogenannte Sohle. Im März hatte ein Kompaktbagger begonnen, sich in den Berg zu fressen. „Etwa 10.000 Kubikmeter Material wurden herausgebaggert“, sagt Alexander Metz vom Heilbronner Baureferat Nord des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart. Er ist der Projektleiter für den Stollenbau und für die anstehenden Arbeiten im 34 Jahre alten Straßentunnel.
Arbeiten am Schemmelsbergtunnel: Fachmann hat Fakten zum Fluchtstollen im Kopf
Der Fachmann hat fast alle Daten, Zahlen und Fakten zum Stollen, der von der Heilbronner Seite in den Berg führt, im Kopf. Sollte ihm doch mal was nicht einfallen, weiß es Gregor Simon vom Büro Müller und Hereth. Das Büro ist vom RP beauftragt, das komplexe Bauvorhaben zu überwachen, das bis jetzt laut Metz „ganz genau“ im Zeitplan liegt. „Es ist zum Glück nichts Unvorhergesehenes passiert. Wir hatten keine Abweichungen in den Bodenverhältnissen.“ Jeden Tag werden 15 Kubikmeter Beton verarbeitet. Metz: „Etwa ein Drittel der Sohle ist hergestellt.“ Rund 280 des 431 Meter langen Stollenwegs haben die Mitarbeiter der Baufirma August Reiners aus Berlin noch vor sich. Etwa zehn Meter betonieren sie pro Tag, 60 Meter in der Woche.
Einer der Männer ist Lutz Franke. Mit Olaf Köhler hievt er den Betonschlauch von der einen Seite des Schalwagens auf die andere. Die beiden müssen den Absprießstangen ausweichen, die den halbrunden Schalwagen in seiner Lage halten. Über ihren Köpfen verläuft die Lutte: Die Leitung presst Frischluft in den Stollen. Seit fast 25 Jahren arbeitet Franke unter Tage. Stundenlang Staub statt Sonne, aktuell sechs Tage pro Woche. „Man gewöhnt sich dran. Es ist schön, wenn man rauskommt. Aber es ist auch schön, wenn man wieder reingeht.“

Der Schemmelsbergtunnel wird betriebs- und sicherheitstechnisch aufgerüstet
Mit zwei Querschlägen wird der Stollen an den rund 25 Meter entfernt verlaufenden Tunnel angedockt. Beide Verbindungen sind hergestellt, aber beim zweiten fehlt der tatsächliche Durchstich zur Straßenröhre. Das wird während der langen Vollsperrung erledigt. Diese rückt näher: Am 2. Januar wird der B39-Tunnel bis Ende 2025 dichtgemacht. Er wird grundlegend ertüchtigt, unter anderem wird die betriebs- und sicherheitstechnische Ausstattung aufgerüstet.
In einem ersten Schritt wird die Technik abgeschaltet. Ein Teil wird demontiert, die riesigen Strahlventilatoren an der Decke bleiben, wo sie sind, werden aber eingepackt. Viele Dinge folgen, unter anderem wird der Tunnel gereinigt. Bauüberwachungsleiter Simon: „Das ist notwendig, um schadhafte Stellen an der Innenschale besser zu erkennen.“ Der Asphalt wird herausgefräst, Notgehwege werden ausgebaut, Zehntausende laufende Meter Kabel und Leitungen müssen laut Projektleiter Metz ausgetauscht werden.
Parallel wird am Fluchtstollen weitergearbeitet: Wenn die Sohle fertig ist, sind die Wände dran. Mehrere Schichten kommen auf den Spritzbeton: Eine dreiteilige Abdichtungslage, schließlich die Betoninnenschale. Am Eingang ist noch ein Portalgebäude zu errichten, das auch über ein Löschwasserbecken mit 78 Kubikmeter Fassungsvermögen verfügt.