Im Knurps Puppentheater muss für den großen Auftritt alles gut vorbereitet sein
Seit 1977 gibt es das Knurps, dass bei kleinen und größeren Besuchern beliebt ist. Die Aufführungen leben von der Reaktion des Publikums.

Was wohl so alles in ein leckeres Himbeereis gehört? Nun, das werden ihm die Mädchen und Jungen dann schon noch sagen, wenn Robin Müther in drei Stunden auf, oder besser: unter der Bühne stehen und gemeinsam mit seinem Vater Reinhardt Michael Siegl die Puppen zum Leben erwecken wird. "Das Schmuddeltöpfchen" steht an diesem Sonntag auf dem Programm, und bei der Vorstellung dürfen die Kinder natürlich mitreden.
Doch noch ist es nicht soweit. Vorher muss der Kulturkeller, die Heimat des Knurps Puppentheaters, noch hergerichtet werden. Also schließt Robin Müther punkt 12 Uhr die Kellertür auf, befreit sie schnell vom Straßenstaub und fegt erst mal alles weg, was über Nacht von der Decke auf den Boden herabgerieselt ist.
Immer an den gleichen Platz
Danach sind die Puppen an der Reihe: Das Schmuddeltöpfchen hat seinen Platz gleich vorne links, rechts daneben kommt der Schnellkochtopf, mit dem sich das Schmuddeltöpfchen später darüber streiten wird, wer für den König die Nudelsuppe kochen und das Himbeereis machen darf. König und Koch werden für ihren Auftritt auf einer Bank bereitgelegt, und zwar immer genau an die gleiche Stelle, ansonsten könnte es sein, dass die beiden Puppenspieler zur falschen Figur greifen, und dann wäre Improvisationstalent gefragt.
Seit 1977 gibt es das Knurps, zuerst als reines Reisetheater, dann von 1984 an zusätzlich als feste Bühne in Widdern und seit 2004 im Kulturkeller in Möckmühl. Gegründet hat es Müthers Vater Michael Siegl, der noch immer mit dabei ist. Rund 100 Puppen hat es in all den Jahren bislang gegeben, "alle Marke Eigenbau", sagt Müther, der das Theater 2019 übernommen hat. Insgesamt 40 Stücke wurden schon auf die Bühne gebracht, etwa die Hälfte davon stammt aus der Feder von Siegl selbst. Auch "Das Schmuddeltöpfchen" gehört dazu, das Müther noch aus seinen Kindertagen kennt.
Das Bühnenbild ist laut Müther einem Gemälde aus dem Karlsruher Kunstmuseum nachempfunden. Die Geschichte hat Siegl seinerzeit quasi als Auftragsarbeit für das Museum geschrieben, dort wurde das Stück auch uraufgeführt.
Neue Farbe und Make-up
Dessen letzte Aufführung im Knurps liegt etwa zehn Jahre zurück, nun steht es nach der Pause zum ersten Mal wieder auf dem Programm. Die Kulissen sind noch die alten, die Puppen auch. Es gab lediglich ein bisschen neue Farbe (Kulissen) beziehungsweise Make-up (Puppen). Für diese Neuauflage wurde alles wieder aus dem Lager geholt. Weil es im Gewölbekeller nämlich zum einen zu feucht ist, zum anderen aber der Platz einfach nicht ausreicht, lagern alle Utensilien in der benachbarten Kelter. Hier hat das Puppentheater einen kleinen Lagerraum, in dem alles untergestellt werden kann. Nur wenn ein Stück gerade auf dem Spielplan steht, bleiben die Sachen im Kulturkeller, in Kisten sicher verpackt vor Nässe und Staub.
Rund 50 Besucher haben in dem kleinen Theaterraum Platz. Für die Vorstellung an diesem sonnigen Sonntagnachmittag ist schon die Hälfte der Plätze reserviert. Müther ist mit dieser Resonanz mehr als zufrieden. Zur Pandemie ging elf Monate lang gar nichts, aber irgendwie scheinen die Besucher das Puppentheater vermisst zu haben. Die jetzt zu Ende gehende Spielzeit für das Kinderprogramm ist mit 1500 Besuchern bei 50 Aufführungen "eine der erfolgreichsten, die wir je hatten", resümiert Müther.
Ab sieben Besuchern wird gespielt

Sind sieben Besucher da, wird gespielt. Bei weniger, so die Erfahrung der Puppenspieler, funktioniert es nicht, schließlich lebt so eine Aufführung davon, dass die Kinder auch mitmachen. Das heißt auch, dass ein Stück sich im Laufe der Spielzeit immer wieder verändert. Nach einer Premiere wird bis zu 15 Vorstellungen lang immer erst mal getestet, wie die Mädchen und Jungen reagieren.
Für die Vorstellung an diesem Nachmittag macht sich Robin Müther keine großen Sorgen. Da bekomme er bestimmt von allen Seiten Tipps, wie viel Zucker für das weltbeste Himbeereis in den Topf muss, so die Erfahrung. Jetzt aber geht es erst mal weiter mit den Requisiten und dem Lichttest, bevor schließlich die Kissen unter der Plane hervorgeholt und auf den Stühlen verteilt werden. Nun kann es losgehen.
Notfallset
Auch das Notfallset liegt vor jeder Aufführung bereit: Es besteht vor allem aus Klebstoff, enthält aber auch Schrauben und ähnliches, um schnell kleinere Reparaturen ausführen zu können. Bei größeren Problemen ist Improvisationstalent gefragt. Weil einer Puppe zum Beispiel mal ein Bein fehlte, musste sie eben die ganze Zeit über hüpfen. Und als die Spieler mal zur Aufführung eine Puppe ganz vergessen hatten, fing halt das Kissen an zu sprechen. Im Puppentheater, so Robin Müther, "ist viel möglich".