Kaufland-Logistikzentrum: Waren-Drehscheibe im Takt eines Uhrwerks
Mancher Salatkopf, der in Frankfurt im Supermarktregal landet, hat zuvor einen Zwischenstopp in Möckmühl eingelegt: Im Kaufland-Logistikzentrum werden täglich tonnenweise Waren umgeschlagen, sortiert, auf Lastwagen verteilt. Hier herrscht Betrieb rund um die Uhr.

Wie lange es dauert, den Lastwagen zu beladen? Annette Pajek, die alle nur Netty nennen, grinst fröhlich: "Wenn keiner im Weg rumsteht, eine halbe Stunde." Heute steht einer im Weg rum und will allerlei wissen. Pajek rangiert routiniert zwischen Laderaum und Lagerhalle, in der fein säuberlich Lebensmittel auf Paletten aufgereiht sind. Einscannen, auf den elektrisch beladenen E-Hubwagen verfrachten, in den Laster befördern. Jetzt, in den Abendstunden, hat sie noch Platz zum Rangieren. Später in der Nacht wird jede Rampe belegt sein, dann stehen die Lkw dicht an dicht, erzählt sie.
Pajek ist eine von vielleicht einem Dutzend Frauen, die im Auftrag von Kaufland den Job hinterm Steuer des 40-Tonners machen. Heute fährt sie zur Filiale nach Backnang. "Früher hab ich auch tagelange internationale Touren gemacht, das war nichts mehr für mich." Wie Pajek werden täglich um die 300 Fahrer mit ihren Lastern durch die Möckmühler Logistikzentrale geschleust, um Ware aufzuladen. Weitere 400 Fahren liefern an. Das Drehkreuz für Gemüse, Obst, Milchprodukte, Fleisch und vieles mehr läuft wie ein Uhrwerk - und das fast rund um die Uhr.
Rund 160 Supermärkte werden von hier aus beliefert

"Spätestens um sechs Uhr morgens muss Obst und Gemüse in den Märkten sein", erklärt Kay Sievers, Geschäftsführer des Standorts. "Die Märkte": Das sind rund 160 an der Zahl in ganz Süddeutschland, in Baden-Württemberg, Teilen von Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. Wenn eine Salatgurke in Frankfurt am Main in der Kaufland-Filiale landet, hat sie vorher hier die Abfertigung passiert. "Von Samstag um 23.30 Uhr bis Sonntag um 7 Uhr kommt der Betrieb etwas zur Ruhe", erklärt Sievers. Ansonsten ist hier immer was los.
Kaufland hat keine eigenen Lastwagen. Ein Dutzend Speditionen, viele Traditionsunternehmen aus der Region, erledigen den Transport. Die Transportzentrale ist erste Anlaufstelle. Hier gibt es manchmal Warteschlangen, gerade nachts wenn es auf drei, vier Uhr morgens zugeht. Dann erst rollt der letzte Laster vom Hof. Abfertigung im Akkord. Michal Kulasik, einer der Abfertiger, nimmt die Fahrer in Empfang. Sie bekommen einen Scanner, um Barcodes an den Warenpaletten abzulesen. Zeit ist Geld. Etwa eineinhalb Stunden sind die Fahrer hier, dann geht es wieder auf die Straße.
Riesige Anlage sortiert automatisch

Das Herz des Komplexes schlägt in einer der Hallen, eine Szenerie wie in einem Zukunftsroman. Hier tut die automatische Kommissionierungsanlage für Obst und Gemüse ihre Arbeit. Auf breiten Gassen kurven die E-Hubwagen wie an der Schnur gezogen. Rundherum parkhaushohe Rollbahnen für die Warenkisten. Türmeweise werden die Kisten getrennt, über große Distanzen befördert, wieder neu zu für jede Filiale passgenauen Paletten zusammengesetzt.
Ziel ist auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, erklärt Kay Sievers, Chef des Verteilzentrums. "Die Kollegen können ergonomisch arbeiten." Denn: Nicht alles geht automatisch. Manche Kisten müssen händisch weiterbefördert werden. Die Mitarbeiter müssen sie aber nur aufrecht stehend verschieben, nicht herumhieven. Wer hier arbeitet, trägt Mütze und eine dicke Jacke. Die Temperatur liegt bei zehn Grad.
Erst am frühen Morgen wird es etwas ruhiger
Seit 2001 gibt es das Logistikzentrum in Möckmühl, eines von sechs, die Kaufland in Deutschland betreibt. Mehr als 24.000 Artikel werden hier angeliefert, umgeladen, weitertransportiert. Nach der Rush Hour wird es ab morgens um 4 Uhr etwas ruhiger. "Netty" Pajek hat ihre Lastwagenladung längst abgeliefert. Wenige Stunden später geht der Kreislauf mit den ersten Anlieferungen wieder von vorne los. Wie ein Uhrwerk. Sofern niemand im Weg rumsteht.


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