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Bad Rappenau
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In der Notaufnahme der Vulpius-Klinik ist abends noch Betrieb

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Wer sich verletzt oder einen Sportunfall hatte, bekommt in der Bad Rappenauer Vulpius-Klinik rund um die Uhr Hilfe. Auch Menschen, die nicht in eine Notaufnahme gehören, suchen dort Hilfe.

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Wer als Notfall kommt, hat rund um die Uhr Zutritt.
Wer als Notfall kommt, hat rund um die Uhr Zutritt.  Foto: Blass, Valerie

Nachmittags um 17 Uhr ist noch ein Empfangstresen in der Bad Rappenauer Vulpius-Klinik besetzt. Eine freundliche Frau erledigt dort Telefonate und leitet Patienten weiter, die hierher kommen, weil sie akuten Hilfebedarf haben.

Wie der 55-Jährige aus einem Bad Rappenauer Ortsteil, der seit dem Nachmittag seinen Arm nicht mehr heben kann. Bei der Arbeit sei er unglücklich mit der Schulter hängen geblieben, erzählt er. Jetzt hat er Schmerzen. Er wird mit seiner Frau weitergeschickt in den Wartebereich der Notaufnahme. Vorbei an leeren Sitzbereichen und einem Putzwagen.

Hier wird geputzt: Um 17 Uhr ist im Eingangsbereich kaum noch Betrieb.
Hier wird geputzt: Um 17 Uhr ist im Eingangsbereich kaum noch Betrieb.  Foto: Blass, Valerie

Eine Frau wischt den Boden feucht, ansonsten ist kaum ein Mensch unterwegs, nur in der Notaufnahme herrscht Betrieb. Sie ist 24 Stunden täglich für unfallchirurgische oder orthopädische Notfälle geöffnet.

An diesem Montag sei das Patientenaufkommen das eines "ganz normalen Tages", sagt Sarina Pöhner. Assistenzärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Moritz hat im Schulsport seinen Finger verletzt. Sarina Pöhner untersucht ihn.
Moritz hat im Schulsport seinen Finger verletzt. Sarina Pöhner untersucht ihn.  Foto: Blass, Valerie

17 Patienten haben sich am Vormittag vorgestellt, am Nachmittag sind es bislang sechs. Darunter Moritz, zwölf Jahre, aus Schwaigern. Sein rechter Zeigefinger tut ihm weh. Im Schulsport hat ihn der Basketball unglücklich erwischt, jetzt ist das Gelenk dick, ein Bluterguss zeichnet sich ab.

Sarina Pöhner untersucht die Hand, lässt Moritz die Finger beugen und strecken, fragt, wo es genau schmerzt, tastet, drückt. "Verdacht auf Ausriss der palmaren Platte", sagt sie dann. "Moritz, wir röntgen das." Der nickt, nimmt's mit Fassung.

Manche Patienten kommen mit überzogener Anspruchshaltung

Sein Vater erklärt derweil, warum er mit dem Sohn hierher, nach Bad Rappenau, gefahren ist, statt zum großen SLK-Klinikum in Heilbronn. Man wisse ja, dass man da oft stundenlang warten müsse, sagt er und lacht. Hier geht es meist schneller, bestätigt Sarina Pöhner. Das Problem: Viele Leute kämen schon mit der Erwartungshaltung, zügig behandelt zu werden.

Assistenzärztin Sarina Pöhner nimmt die Diagnose auf.
Assistenzärztin Sarina Pöhner nimmt die Diagnose auf.  Foto: Blass, Valerie

Doch im Notdienst, am Abend und in der Nacht, ist nur ein Arzt da - für die Notaufnahme und die Bettenstationen in der Klinik. Wenn es dort einen Notfall gibt oder einfach viele Patienten auf einmal kommen, dauert es auch hier - was bei manchen zu Unzufriedenheit führe, sagt Pöhner. In ihrem Weihnachtsdienst zum Beispiel seien schon am Vormittag 25 Patienten da gewesen. "Da gab es dann Aussagen wie: 'Jetzt musste ich zwei Stunden warten, und das an Weihnachten.'" Die 35-jährige Ärztin zuckt mit den Schultern.

Nicht alle, die Hilfe suchen, sind in der Klinik am richtigen Ort

Ein anderes großes Thema ist die unnötige Inanspruchnahme der Notaufnahme. Gedacht ist sie für Menschen, denen ein akuter Unfall passiert ist - im Schul- oder Vereinssport, bei der Gartenarbeit oder am Arbeitsplatz. Menschen, die plötzlich auftretende starke Rückenschmerzen haben oder eine blutige Wunde versorgen lassen müssen. Doch auch andere kommen: Solche, deren Knieprobleme bereits bekannt sind, die aber in der Klinik danach schauen lassen möchten, weil es gerade schmerzt. Menschen mit einem Holzspreißel im Finger oder einer Zecke im Arm. Man müsse einige Gespräche führen und Patienten erklären, dass sie in der Notaufnahme nicht richtig sind und sie in die Praxis eines Niedergelassenen schicken, sagt Pöhner.

Es kommt auch vor, dass Menschen mit vermeintlich orthopädischen Problemen, zum Beispiel Schmerzen im Brustbereich, nach Bad Rappenau kommen und sich bei der Untersuchung herausstellt, dass eine ernste internistische Ursache zugrunde liegt, zum Beispiel ein Herzinfarkt. Diese werden dann in ein Allgemeinkrankenhaus gebracht. "Es kommt nicht in jeder Schicht vor, dass wir den Rettungsdienst brauchen, aber es kommt vor. Der Rettungsdienst weiß, dass er direkt komme muss, wenn wir anrufen", sagt Pöhner.

Höchste Konzentration ist gefragt

Wie ist es, im Dienst allein soviel Verantwortung zu tragen? Sarina Pöhner, die vorher in Schwetzingen gearbeitet hat, sagt, je erfahrener man sei, desto besser wisse man, was theoretisch passieren könne. Und große Reanimationsteams, wie zum Beispiel am Gesundbrunnen, gebe es bei ihnen nicht. "Man muss immer mit allem rechnen und hochkonzentriert sein."

Moritz kommt vom Röntgen zurück, die Diagnose hat sich bestätigt. Jetzt legt die Ärztin dem 12-Jährigen mit Hilfe der medizinischen Fachangestellten Vanessa Lustig eine Schiene an und erklärt dem Vater, dass ein niedergelassener Arzt sich in ein paar Tagen den Finger anschauen soll. Schon nächste Woche sei voraussichtlich alles wieder gut.

 
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