Wenn Pakete auf die Reise gehen: Zu Besuch im Hermes-Logistikcenter
Was passiert mit einem Paket, wenn man es im Paketshop abgibt? Welche Stationen durchläuft es, bis es beim Empfänger ankommt? Antworten darauf gibt es beim Besuch im Hermes-Logistikcenter in den Bad Rappenauer Buchäckern.

Es ist früh an diesem Morgen, die Luft ist angenehm kühl und im Osten der Kurstadt zeigt sich das erste, zarte Morgenrot. Während rundherum noch nächtliche Ruhe herrscht, ist an der Pforte des Logistikcenters schon reger Betrieb. Im Minutentakt kommen Lastwagen an.
"Während wir im Logistikcenter im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten, ist unsere Pforte rund um die Uhr besetzt", erzählt Ralf Eiermann. Der Betriebsleiter ist trotz dieser frühen Stunde bestens gelaunt und hat für jeden Mitarbeiter, dem er begegnet, ein freundliches Wort auf Lager. Seit sechs Jahren besteht das Logistikcenter im Rappenauer Gewerbegebiet, "wir waren damals das Pilotprojekt, nach unserem Vorbild sind weitere Logistikzentren gebaut worden", sagt Eiermann, der seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen tätig ist. "Es hat sich in den letzten Jahren viel verändert", erzählt er, "wir haben beispielsweise nur noch zehn angebundene Außenstellen, von der Subunternehmerschiene sind wir komplett weg." Und: Die Bezahlung pro Paket haben wir abgeschafft, bei uns wird nach Stundenlohn bezahlt, wobei wir auch auf die Einhaltung des Mindestlohns achten und die Fahrer sind festangestellt."
Zustellerausbildung und Deutschkurs-Angebot
"Bevor jemand für uns Pakete zustellen darf, erhält er eine Zustellerausbildung und wir bieten auch Deutschkurse zur Integration unserer Mitarbeiter an." Doch nicht nur bei den Zustellern geht der Versandriese neue Wege, wie Marco Kirchner, der Manager des Zentrums erklärt. "Wir habe hier etwa 40 kaufmännische Mitarbeiter und etwa 180 gewerbliche Arbeitnehmer, die bei uns festangestellt sind." Lediglich in Spitzenzeiten und während der Urlaubszeit, ergänzt Eiermann, "bedienen wir uns eines Personaldienstleisters."
Im Herz des Verteilzentrums fällt eines auf: Paketsortierung und -verteilung hat eine Ähnlichkeit mit der Gepäckabfertigung am Flughafen. Die Pakete werden in Containern angeliefert, auf ein Band gelegt und von Station zu Station transportiert, ehe sie vom Sorter abgeworfen werden.
Paket durchläuft mehrere Stationen
Und damit nicht genug: so, wie Piloten ihr Flugzeug nicht selbst auf die Rollbahn manövrieren, werden auch die großen Container von einem wartenden Schlepper an die Containerbrücken an- und später wieder abgedockt. Die lose in den Containern liegenden Pakete werden von einem Mitarbeiter händisch entladen, wobei, "er das Förderband bis in den Container ausfahren kann", erzählt Kirchner, "auch ist es ergonomisch verstellbar, so dass ein rückenfreundliches Arbeiten möglich ist." Liegt das Paket erstmal auf dem Förderband, läuft es von Station zu Station.
Während die handlichen Pakete ohne menschliches Zutun ihren Weg nehmen, erfahren große, schwere Pakete, oder Pakete, die von der Norm abweichen, eine Sonderbehandlung. "Nimmt man diese Verpackung", meint Eiermann und verweist auf ein Paket, das kreisrund ist, "kann der Scanner das nicht erfassen. Deshalb erfolgt die Bearbeitung händisch." Für diese Pakete geht es vom Band direkt in die Gitterbox und von dort in Richtung Fahrzeug.
180.000 Sendungen durchlaufen im Schnitt das Zentrum täglich, "lediglich freitags sind es etwas weniger Sendungen", so Eiermann.


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