Stimme+
Bad Friedrichshall
Lesezeichen setzen Merken

Backen und Entertainment im Familienbetrieb Hirth

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Auch der umtriebige Juniorchef in der Familienbäckerei Hirth muss zwischendurch mal schlafen.

   | 
Lesezeit  2 Min
Teig wird zu Brot verarbeitet.
Teig wird zu Brot verarbeitet.  Foto: Blass, Valerie

Stockdunkel ist es in der Poststraße in Bad Friedrichshall-Jagstfeld, als die Redakteurin um 3.58 Uhr ihr Auto in der Poststraße abstellt. In einer Türöffnung steht ein Mann im Lichtschein. "Wir sind verabredet, oder?", sagt Johannes Hirth. Für den Bäckermeister und sein Team hat der Arbeitstag schon vor einigen Stunden begonnen. Um Mitternacht tritt in der Bäckerei Hirth mit dem Teigmacher der erste Mitarbeiter seinen Dienst an, dann folgen weitere, je nach Produktionsfortschritt. Aktuell herrscht Hochbetrieb. An einem Tisch formen Frauen Teig zu Brotklumpen und tunken sie in eine Körnermischung, bevor sie sie behutsam in Kastenformen bugsieren.

Es wird konzentriert und flott gearbeitet

Im Ofen backen so lange Laugenbrötchen und Käsebrezeln. Im Wareneingang kommen Körbe mit frischen, duftenden Backwaren an, Knusperstangen zum Beispiel. Sie wurden in einer anderen Filiale, der früheren Bäckerei Gurr in Neckarsulm, gebacken, die inzwischen auch zu Hirth gehört.

Bäckermeister Johannes Hirth mit einem aufwendig verzierten Brot.
Bäckermeister Johannes Hirth mit einem aufwendig verzierten Brot.  Foto: Blass

Die Abläufe in der Backstube gleichen denen einer gut geölten Maschine. Ruhig, konzentriert und sehr flott geht die Arbeit voran. Eine Frau sprüht längliche Brotformen mit Sprühfett ein - sie sei "Mädchen für alles", sagt Sonja Kniel und Johannes Hirth lacht. Bäcker Jan Sauerzapf schiebt solange ein ums andere Blech mit Teiglingen in den großen Ofen und holt die fertigen Produkte nach ein paar Minuten wieder heraus.

Mitarbeiter nehmen weite Anfahrtswege in Kauf

Bäcker Jan Sauerzapf holt Käsebrezeln aus dem Ofen.
Bäcker Jan Sauerzapf holt Käsebrezeln aus dem Ofen.  Foto: Blass, Valerie

Menschen aus dem Ort arbeiteten hier, genauso wie solche, die täglich von weit her anfahren. Aus der Region um Speyer und Waghäusel zum Beispiel. Bäckerin Hannah Waha, die demnächst ihre Meister-Ausbildung beginnen möchte, stammt ursprünglich aus Lorsch. Dass die Mitarbeiter solche Strecken in Kauf nehmen, hat sicher auch mit der Prominenz von Johannes Hirth weit über die Szene hinaus zu tun. Der 38-Jährige ist nicht nur Bäckeremeister mit Leib und Seele, er ist auch ein begnadeter Kommunikator und nutzt dieses Talent, um sein Handwerk zu vermarkten. Hirth und sein "Kumpel" Jörg Schmid, wie er ihn nennt, sind mit ihrer Marke Wildbakers eine feste Größe in der Medienlandschaft im Südwesten. Sie haben Bücher übers Brotbacken geschrieben, sind bei "Brotzeit" im SWR-Fernsehen zu sehen, geben Backkurse und veranstalten Back-Events. "Bakertainment" heißt das im Internetauftritt der Wildbakers.

Johannes Hirth ist Bäckermeister - und ein begnadeter Kommunikator

"Mädchen für alles" Sonja Kniel sprüht Formen mit Fett ein.
"Mädchen für alles" Sonja Kniel sprüht Formen mit Fett ein.  Foto: Blass, Valerie

Bleibt bei so viel Umtrieb noch Zeit fürs Familienleben? Johannes Hirth lacht. Sicher habe er sehr volle Arbeitswochen und keine übliche 8-Stunden-Tage, sagt er. Dafür könne er zwischendurch auch mal weg und seine Jungs vom Kindergarten abholen, auch das sei ihm sehr wichtig. "Und wenn es passt, lege ich mich für eine Stunde hin." Die Tatsache, dass sie morgens mit der Arbeit fertig seien und sich danach um die Familie kümmern könnten, schätzten auch viele Mitarbeiter, erzählt er. "Einige machen das genau deswegen. Sie kommen heim, wenn die Frau zur Arbeit geht und übernehmen dann."

Inzwischen ist es fünf Uhr. Noch mehr Mitarbeiter sind angekommen, die Auslieferung der Ware an die acht Filialen der "Familienbäckerei" in Bad Friedrichshall und Umgebung hat begonnen. Johannes Hirth steht im noch leeren Büro und sagt gut gelaunt: "Jetzt bin ich auch ein bisschen müde, vielleicht lege ich mich gleich noch eine Stunde hin." Am Abend geht es schließlich gleich weiter: Dann wieder mit einem Auftrag als Wildbaker.

 


Der Betrieb hat eine lange Tradition

Insgesamt 100 Mitarbeiter sind in den Filialen der "Familienbäckerei" Hirth beschäftigt. Neben Juniorchef Johannes Hirth arbeiten seine Frau, seine Eltern und seine Tante mit, wie er erzählt. Auch seine beiden Jungs schauten auf dem Rückweg vom Kindergarten häufig vorbei - und sei es nur, um "Hallo" zu sagen. Johannes Hirth ist die vierte Generation in dem 1908 vom Urgroßvater Franz Schiemer gegründeten Betrieb. 

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben