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Schozach- und Bottwartal
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Feiern hat im Schozach- und Bottwartal Tradition

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Ob Ilsfelder Holzmarkt oder Beilsteiner Weinbergfest - im Schozach- und Bottwartal wird gerne gefeiert. Bei einer Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen kommen alle auf ihre Kosten.

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Seit Urzeiten ein Anlaufpunkt: Der Ilsfelder Holzmarkt, hier in einer Aufnahme von 1974, ist längst zu einem beliebten Volksfest angewachsen.
Seit Urzeiten ein Anlaufpunkt: Der Ilsfelder Holzmarkt, hier in einer Aufnahme von 1974, ist längst zu einem beliebten Volksfest angewachsen.  Foto: Eisenmenger

Wein, Wald und Landwirtschaft - diese drei Parameter bestimmen traditionell das Leben der Menschen im Schozach- und Bottwartal. Wo man vor diesem Hintergrund zusammenkommt, da wird natürlich auch gerne gefeiert. Und so kann die Region mit zahlreichen Veranstaltungen und Festen aufwarten, die längst selbst ihre eigene Tradition entwickelt haben. Ob das Straßenfest unterm Stettenfels, das Abstatter Bürgerparkfest oder der Holzmarkt in Ilsfeld - gefeiert wird hier gern und viel.

Jahrhunderetalte Tradition

Für den Holzmarkt wäre es genau jetzt eigentlich wieder so weit: Das letzte Augustwochenende ist traditionell die Zeit, zu der sich auf den Hofäckern im Osten Ilsfelds alles nur um ein Thema dreht - Holz. Vom Weinbergstickel über Obstkisten, Bänke, Stühle bis zu Bau- und Brennholz oder Dachlatten - hier kann man sich ganz nach Bedarf eindecken. Und das seit Jahrhunderten. Schriftlich erwähnt wurde der Holzmarkt in der Schozachgemeinde erstmals im Jahr 1521 als "Bartholomäusmarkt", versehen mit dem Vermerk "und ist von alther also gehalten".

Das spricht nicht nur aus Sicht des Heimatvereins, der der altehrwürdigen Veranstaltung ein eigenes Buch gewidmet hat, dafür, dass es sie zu dieser Zeit schon lang gab. Damit hätte der Holzmarkt die Pest, den Dreißigjährigen Krieg, den großen Ilsfelder Brand und zwei Weltkriege überdauert. Umso schmerzhafter, dass diese Tradition mit Beginn der Corona-Pandemie eine jähe Zäsur erfuhr - die auch der Feier zum 500. Jubiläum einen dicken Strich durch die Rechnung machte.


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Neues Konzept für den Neustart

Seit 2019 gab es bislang keinen Holzmarkt mehr. Wie die Veranstaltung 2023 aussehen wird, ist derzeit noch offen. Dass sie wieder stattfinden soll, dafür hat sich der frischgebackene Altbürgermeister Thomas Knödler zuletzt ebenso engagiert ausgesprochen wie sein Nachfolger Bernd Bordon: "Für die Gemeinde ist es undenkbar, den Holzmarkt aufzugeben", betonte Knödler noch im vergangenem Frühjahr. Da wurde bekanntgegeben, dass sich Verwaltung und Vereine Gedanken über eine künftige Neuausrichtung machen wollen. Denn der Holzmarkt hat sich längst zu einem Volksfest entwickelt mit Umzug, Krämermarkt, Spielen und Bühnenprogramm.

Winzerbrauch als Wettbewerb

Sportliches Highlight beim Beilsteiner Weinbergfest ist der Buttenlauf, der den Teilnehmern Geschicklichkeit und Kondition abverlangt.
Foto: Archiv/Seybold
Sportliches Highlight beim Beilsteiner Weinbergfest ist der Buttenlauf, der den Teilnehmern Geschicklichkeit und Kondition abverlangt. Foto: Archiv/Seybold  Foto: Seybold, Wolfgang

Ein weiterer Fixtermin im Festkalender für das Schozach- und Bottwartal ist das Beilsteiner Weinbergfest, das am letzten Juliwochenende Gäste aus nah und fern in die Stadt lockt. 1973 mit einer Handvoll Tischen und Bänken als Feier der Weingärtner gestartet, wird heute vier Tage lang von Freitag bis Montag ein Programm geboten. Zu den Höhepunkten gehören dabei zweifelsohne die wandernde Weinprobe und die Original Unterländer Buttenolympiade, ein Hindernislauf mit - wie könnte es anders sein - Winzerbackground.

Die Teilnehmer müssen dabei unterschiedliche Hindernisse überwinden, auf dem Rücken eine mit Wasser gefüllte Butte bugsierend. Möglichst verlustfrei schleppen die Männer dabei stolze 50 Liter, Frauen und Senioren - als solche gelten hier alle über 40 Jahre - 30 Liter. Und weil der Nachwuchs auch nicht zu kurz kommen soll, gibt es am Weinfestmontag ein eigenes Buttenrennen mit altersgerechten Gruppen für Kinder und Jugendliche.

Zahltag lockt Händler an

Gefeiert wurde in Beilstein auch lange Zeit rund um den 30. November. Die Kelter und der Kelterplatz bildeten dann den Mittelpunkt des Andreasmarkts. Mit Bühnenprogramm und Livemusik wird die Verleihung des Rechts, einen Herbstmarkt zu veranstalten, gefeiert. Dieses war der Stadt 1685 von der herzoglichen Regierung aus Stuttgart zugesprochen worden. Der Tag des Heiligen Andreas, der 30. November, gab dem Markt seinen Namen. Schließlich wurden an diesem Tag Pacht und Zins ausgezahlt und entsprechend viel Geld war in Beilstein im Umlauf. Das zog rasch auch Markthändler an, die sich davon guten Umsatz für ihre Waren versprachen. Seinen Namen hat der Markt behalten, der Termin wurde 2018 jedoch nach vorne gezogen. Um ihn von der Adventszeit abzurücken, findet der Andreasmarkt nun jeweils Ende Oktober statt.

Vom Familienfest zum Festival

Tausende Musikfreunde lockt das Festival Haigern Live an.
Foto: Ralf Seidel
Tausende Musikfreunde lockt das Festival Haigern Live an. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Zu einem regelrechten Mekka für Musikfans hat sich der Haigern zwischen Flein und Talheim entwickelt. Die Anfänge waren auch hier bescheiden: 2009 kam die Idee auf, ein kleines Familienfest auf dem Gelände der Kinderfreizeiten zu organisieren. Seither ist das kleine Fest zu einem Festival gewachsen, das 30 000 Besucher und mehr auf den Berg kommen lässt, um Bands aus der Region, aber auch große Namen der Musikszene wie Laith Al-Deen oder Milow erleben zu können.

Das Besondere dabei: Die zahlreichen Helfer engagieren sich ehrenamtlich und auch die Künstler verzichten auf ihre Gage. Mit den Erlösen des Festivals übernimmt der ausrichtende Förderverein Patenschaften, um benachteiligten Kindern die Teilnahme an den Ferienfreizeiten auf dem Haigern zu ermöglichen. Auch in die Anlage auf dem Berg fließt das Geld: Über 250.000 Euro haben die Macher in der Vergangenheit in neue Spielgeräte, Sonnensegel und Renovierungsarbeiten investiert.


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Ein Festival der Wolle

Nicht nur aus der Waldwirtschaft hat sich in der Region mit dem Holzmarkt ein Fest mit Strahlkraft etabliert. Eine kleine Tradition wurde vor rund zwei Jahrzehnten auch im Oberstenfelder Teilort Gronau mit dem Schafwollfestival begründet. Zwei Tage lang dreht sich dabei alles um das Naturprodukt. Bei Schafschauen, Hütevorführungen sowie an zahlreichen Vorführ- und Verkaufsständen erfahren die Besucher Wissenswertes über das Nutztier Schaf. Das Festival findet in diesem Jahr am ersten Septemberwochenende wieder statt. 

 
 
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