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Wein-Superlative zwischen Erlenbach, Neckarsulm und Gundelsheim

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Am nördlichen Zipfel des Anbaugebietes Württemberg wurzelt der Weinbau tief. Aktuell sorgen Jungwinzer zwischen tief wurzelnden Reben für frischen Wind.

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Das Gundelsheimer Himmelreich gehört mit seinem Pavillon zu den markantesten Steillagen am Neckar.
Foto: Archiv/Dirks
Das Gundelsheimer Himmelreich gehört mit seinem Pavillon zu den markantesten Steillagen am Neckar. Foto: Archiv/Dirks  Foto: Dirks

Audi, Schwarz, Salz und Zucker, aber auch jede Menge Wein: Wie fast überall in der Region stehen Reben im nördlichen Sulm- und Neckartal hoch im Kurs. Das einstige Deutschordensgebiet hat Superlative und Kuriositäten zu bieten. 1834 wurde der Weingärtnerverein Neckarsulm aus der Taufe gehoben, soweit bekannt einer der ältesten Wengerter-Clubs weit und breit.

Fest steht: Die Wiege der erste Weingärtnergenossenschaft Deutschlands stand in Neckarsulm. Hier schlossen sich anno 1855 weitsichtige Wengerter zusammen, um dem freien Weinhandel Paroli zu bieten. 1956 nahm die WG die Kollegen aus Gundelsheim mit ins Boot, wobei dieses später so sehr in Schieflage geriet, dass man sich schließlich 2007 der starken Genossenschaftskellerei Heilbronn anschloss, obwohl sich die Nachbarn nicht immer grün waren.


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Mit Blick ins Tal, gelegen in der Nähe des Flusses: Schloss Horneck (vorn), Gundelsheim, Burg Guttenberg im Hintergrund, Haßmersheim.
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Von Neckarsulm über Wimpfen nach Gundelsheim: Kultureller Streifzug durchs Neckartal


Rekorde zwischen Himmelreich und Hornberg

Durch weitere Fusionen ist die Genossenschaftskellerei heute die größte deutsche WG mit eigenen Trauben und: Sie steht übrigens nicht auf Heilbronner, sondern auf Erlenbacher Markung. Noch ein Superlativ, mit dem sich ein Kuriosum verbindet: Mit bis zu neun Meter hohen Mauern zählt das Gundelsheimer Himmelreich zu den steilsten Steillagen im Lande.

Die Genossenschaftskellerei Heilbronn steht auf Erlenbacher Markung, wo die Rebenarena am Kayberg 315 Metern in die Höhe ragt.
Foto: Archiv/Sawatzki
Die Genossenschaftskellerei Heilbronn steht auf Erlenbacher Markung, wo die Rebenarena am Kayberg 315 Metern in die Höhe ragt. Foto: Archiv/Sawatzki  Foto: Sawatzki

Norbert Greis vom Weinbau Pavillon, der wie das Staatsweingut Weinsberg Teile der Top-Lage besitzt, bewirtschaftet im badischen Neckarzimmern die erstmals 1184 erwähnten Rebanlagen von Burg Hornberg, die sich in den 1980ern - damals als Prädikatsweingut - nach Württemberg hat einzonen lassen. Nebenbei gilt Hornberg laut Deutschen Weininstitut als ältestes Weingut Baden-Württembergs und nach Château Pape-Clément in Frankreich als zweitältestes weltweit.

Erlenbach hat bald noch mehr zu bieten

Tief wurzelt der Weinbau auch in Erlenbach. Inklusive Binswangen zählt es mit der historischen Ortskulisse, den beiden Barockkirchen und der 247 Hektar umfassenden Rebenarena zu den schönsten Weinorten im Lande. Zur Bekanntheit tragen viele Besenwirtschaften bei, das legendäre Erlenbacher Weinfest, das Weinbaumuseum, neuerdings aber auch Jungwinzer, die gerne gemeinsam auftreten: von Löhe, Keicher, Haberkern-Betz, Haberkern bis zu den beiden Schropps und Schönbrunn, der im neuen Eichelmann-Führer gar als "unsere Entdeckung in Württemberg" bezeichnet wird. Derweil dürfte Martin Schropp ab 2023 mit seiner Vinosphäre für Aufsehen sorgen, die später noch erweitert wird. Derweil will der Heilbronner Ratskeller-Chef und Hobby-Wengerter Rainer Mosthaf 2024 am Erlenbacher Marktplatz eine Weinbar eröffnen.

Neckarsulmer Jungwinzer sind top

Auch im nicht minder mit Besen gesegneten Neckarsulm sorgen Jungwinzer für frischen Wind. Unter dem Titel Vinharmonie bildeten sie 2014 deutschlandweit die erste Jungwinzer-Gruppe, in der sich der Nachwuchs aller Selbstvermarkter einer Stadt zusammenschloss. Prompt verlieh ihnen der Weinbauverband für den innovativen und sympathischen Gesamtauftritt 2015 den Württemberger Jungwinzerpreis, namentlich: Daniel Bauer, Silas Holzapfel, Florian Halter, Larissa Benz und nicht zuletzt Ludwig Berthold, den der Gault Millau inzwischen mit der Top-Wertung drei Trauben zu den besten deutschen Winzern zählt.

Terrassenweinberg muss dem Verkehr weichen

Nur auf fünf Hektar stehen in Bad Friedrichshall Reben, nicht mehr lange. Denn rund zwei Hektar historische Steillagen in der Oberen Fundel sollen bald dem Erschließungsknoten von neuem Stadtbahnhalt, B27-Verbreiterung und Schwarz-IT-Zentrale geopfert werden. Trostpflaster: Andreas Friedauer hat auswärts noch andere Rebflächen, und in seinem Besen wird der gute Wein nicht ausgehen.

Der Scheuerberg ist das Wahrzeichen von Neckarsulm. Auch hier ist der Weintourismus im Kommen.
Foto: Archiv/Berger
Der Scheuerberg ist das Wahrzeichen von Neckarsulm. Auch hier ist der Weintourismus im Kommen. Foto: Archiv/Berger  Foto: Berger

Wenn die Fundel fällt, stehen in der Salzstadt nur noch im einstigen Brauerei-Dorf Duttenberg Reben, auf 3,5 Hektar. Schwer aktiv sind hier einige Hobbywengerter und Nebenerwerbler wie etwa Familie Wörner, die in ihrem Wohnhaus noch einen echten Besen eingerichtet hat, aber auch das in Jagstfeld verwurzelte Weingut Politschek, das nebenbei für Kollegen Wein versektet sowie eine Brennerei plus Weinstube und Pension betreibt.

Sitzfleisch in Besenwirtschaften

Politschek ist auch in Untereisesheim und Bad Wimpfen aktiv, wo die Rebflächen mit ein bis zwei Hektar überschaubar sind. Auch Offenau hat nur zwei Hektar, aber noch Familie Pierros Besen am Bahndamm. Der Kreis schließt sich: In Gundelsheim umfasst die Rebenarena 42 Hektar. Mit Thomas Schenk und Manuel Jaksch vom Betrieb Arnold-Wagner gibt es dort gleich zwei Rebveredler. Und während der rührige Eberhard Schell mit Wein und Schokolade bundesweit zum Markenbegriff avanciert ist, laufen neben Norbert Greisens Pavillon die Besenwirtschaft von Familie Wirsching sowie Alexander und Bianca Mühlbeyers Bachenauer Kuhberg-Schenke wie geschmiert.

 
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