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Von Neckarsulm über Wimpfen nach Gundelsheim: Kultureller Streifzug durchs Neckartal

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Burgen an strategisch wichtiger Stelle, kulturhistorische Bauten und lebendige Gegenwart: Das Neckartal hat seit jeher ein reiches Kulturleben.

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Mit Blick ins Tal, gelegen in der Nähe des Flusses: Schloss Horneck (vorn), Gundelsheim, Burg Guttenberg im Hintergrund, Haßmersheim.
Mit Blick ins Tal, gelegen in der Nähe des Flusses: Schloss Horneck (vorn), Gundelsheim, Burg Guttenberg im Hintergrund, Haßmersheim.  Foto: Archiv/Veigel

Strategisch günstig über dem Neckar gelegen, begannen unter Friedrich I., Barbarossa, um die Mitte des 12. Jahrhunderts die Bauarbeiten für die größte staufische Pfalzanlage in Deutschland. Noch heute wird die ehemalige Königspfalz in Bad Wimpfen im Norden, Süden und Osten von einem nahezu geschlossenen Mauerzug umfasst.

Barbarossas Aufenthalt in Wimpfen ist zwar nur einmal - am 9. Februar 1182 - bezeugt. Doch dürfte Wimpfen vier weitere Male zwischen 1154 und 1189 auf seinem Weg gelegen haben. Auch sein Sohn Heinrich VI., Kaiser Friedrich II. und nach den Staufern die Habsburger und andere Herrscher machten hier am Neckar Station.

Bad Wimpfen ist keineswegs museal verschlafen

Rainer Matuschek hat mit dem Schauraum in Bad Wimpfen einen Ort für zeitgenössische Kunst etabliert.
Rainer Matuschek hat mit dem Schauraum in Bad Wimpfen einen Ort für zeitgenössische Kunst etabliert.  Foto: Seidel

Wer heute durch die drei Arkadenfenster mit den 14 Säulen des Palas, dem Saalbau und einst zentralem Gebäude der Pfalz, schaut, mag eine Vorstellung davon haben, welch Blick ins Tal sich damals den Menschen bot. Dass sich Bad Wimpfen mit seinen kulturgeschichtlichen Bauten bis heute ein charmantes Alleinstellungsmerkmal erhalten hat, steht außer Frage. Dabei ist die Stadt keineswegs museal verschlafen.

Das katholische Wimpfen versteht sich auf seine Festkultur und weiß den Fasching zu zelebrieren. Im Alten Spital, das alemannische Fachwerk gehört zum ältesten der Stadt, ist neben dem Reichsstädtischen Museum die Städtische Galerie untergebracht.

Lichtprojektionen in der Dämmerung

Ein besonderer Ort für zeitgenössische Kunst ist der Schauraum in der Mathildenbadstraße. Hier unterhalten die Künstler Rainer Matuschek und Jutta Klee einen Ladenraum mit wechselnden Ausstellungen, die rund um die Uhr einsehbar sind.

Neckarblick durch die Arkadenfenster des Saalbaus der Pfalz in Bad Wimpfen.
Neckarblick durch die Arkadenfenster des Saalbaus der Pfalz in Bad Wimpfen.  Foto: Dirks

Ab 2023 stellen hier auch die Künstler der Produzentengalerie B27 aus, die bis 2019 in Offenau eigene Räume bespielten und seither heimatlos sind. Günther Zitzmann hat sich bereits jetzt eingerichtet: mit einer Installation aus fluoreszierenden Flugobjekten und einer Lichtprojektion, die mit der Dämmerung ab 17 Uhr funktioniert.

Auf Burg Hornberg diktierte der Götz seine Lebensgeschichte

45 Jahre lebte Götz von Berlichingen auf Burg Hornberg. Der Ritter mit der eisernen Faust kaufte die Burg mit Steinbach und Haßmersheim für 6500 Gulden und blieb dort mit seiner Familie bis zu seinem Tod. Auf Hornberg diktierte er seine Lebensgeschichte, die Goethe als Vorlage diente für dessen Drama "Götz von Berlichingen".

Haßmersheim im Neckartal grenzt im Süden an den Landkreis Heilbronn. Über dem Ortsteil Neckarmühlbach thront Burg Guttenberg. Seit bald 800 Jahren ist die Burg, die nie zerstört wurde, bewohnt. Zur Anlage gehören die Deutsche Greifenwarte und das Burgmuseum nebst Restaurant.

Entlang der Burgenstraße

Siebenbürgisches Kulturzentrum auf Schloss Horneck in Gundelsheim.
Siebenbürgisches Kulturzentrum auf Schloss Horneck in Gundelsheim.  Foto: Ralf Seidel

Gleich in der Nähe führt die Burgenstraße durch Gundelsheim. Jahrhundertelang gehörte Gundelsheim zum Deutschen Orden - was bis heute die Bezeichnung als Deutschordensstadt belegt. So war auch Schloss Horneck eine Burg des Deutschen Ordens.

Mit der Säkularisierung 1805 kam Horneck zum Königreich Württemberg und 1824 in Privatbesitz, war Spital, Sanatorium und Bierbrauerei, amerikanisches Lazarett und ab 1946 Lungenheilanstalt. Nach dem Umzug der Heilklinik nach Löwenstein kauften Siebenbürger Sachsen das Schloss.

Bis heute nutzen sie die Anlage als Heimathaus Siebenbürgen mit Siebenbürger-Institut und Museum. 2020 kernsaniert, ist das Schloss zu einem Kultur- und Bildungszentrum umgebaut worden.

Das einzige Besucher-Salzbergwerk in Baden-Württemberg

Ebenfalls an der Burgenstraße liegt Bad Friedrichshall, das wohl weniger bekannt ist für seine vier Schlösser, drei davon im Stadtteil Kochendorf. Sondern für das einzige Besucher-Salzbergwerk in Baden-Württemberg. In der Drei-Flüsse-Salzstadt münden der Kocher und die Jagst in den Neckar.

"Kultur pur!" nennt sich die städtische Kulturreihe mit Comedy, Kabarett, Musik und Mundart. Und in Lemmy's Bar am Rathausplatz finden regelmäßig Rockkonzerte statt.

Zweiradmuseum im Deutschordensschloss

Im Deutschordensschloss in Neckarsulm ist das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum untergebracht.  Foto: Berger

Die Flüsse Neckar und Sulm sind Namensgeber von Neckarsulm. Die Kommune, die sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zu einer Industriestadt entwickelt hat, gehörte ab 1484 mehr als drei Jahrhunderte dem Deutschen Ritterorden. Im schmucken Deutschordensschloss ist heute das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum untergebracht.

Der Kultursaal der Ballei ist die gute Stube für Konzerte, Theatergastspiele und mehr. Poetry-Slam, Klassik, Pop und Jazz, Lesungen, Kabarett, Talkabende: Das Audi-Forum bietet nicht bloß der Konferenzkultur eine Plattform. Internationale Künstler feiern hier ihren Auftritt.

Zweiradmuseum: Das einstige Deutschordensschloss in Neckarsulm aus dem 13. Jahrhundert ist das Wahrzeichen der Stadt. Seit 1956 ist hier das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum untergebracht mit Objekten von den Anfängen des Fahrrads zu den Maschinen der Pioniere des Rennsports. Der Marke NSU, die später im Audi-Konzern aufging, ist ein Schwerpunkt gewidmet. Das Museum ist mit 400 Ausstellungsstücken auf sechs Etagen eine der größten historischen Zweiradsammlungen in Deutschland. Neben der Präsentation der Sammlung werden regelmäßig Sonderausstellungen ausgerichtet.

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