Die Achse der Arbeit im Neckartal
Zwischen Neckarsulm und Gundelsheim sind große Konzerne und viele Mittelständler ansässig, darunter Audi, die Schwarz-Gruppe und Bechtle.

Bis vor wenigen Jahren dominierte Audi unangefochten die Wirtschaft im Neckartal. In der Spitze hatte der Autobauer mehr als 16 000 Mitarbeiter. Die gesamte Industriestruktur dahinter wuchs stetig über mehr als 130 Jahre. Kolbenschmidt hatte als größter Zulieferer mehr als 2500 Mitarbeiter. Doch innerhalb von nur zehn Jahren hat sich hier vieles grundlegend verändert.
Die größten personellen Zuwächse im Automotive-Bereich gibt es inzwischen an anderer Stelle im Kreis, vor allem bei Bosch in Abstatt. Trotzdem bleiben Neckarsulm und das Neckartal die Hauptschlagader des Landkreises Heilbronn.
Schwarz-Gruppe breitet sich aus
Verantwortlich ist in erster Linie die Schwarz-Gruppe: Seit Jahrzehnten in Neckarsulm ansässig, hat sich Europas größtes Handelsunternehmen weit über den Stiftsberg hinaus ausgebreitet. Im Gewerbegebiet Rötel, am Stadtrand von Bad Wimpfen und bald auch südlich von Kochendorf erheben sich großzügige Neubauten für einzelne Unternehmen oder Sparten der Gruppe. Während die Konzernzentrale gerade eine neue, große Kantine erhält, befindet sich irgendwo dort auch der zentrale Raum der Cyberabwehr − nur wenige wissen, in welch unverfänglichem Gebäude der Hochsicherheitstrakt nebst Rechenzentrum eingebaut wurde.
Gut möglich, dass dort auch Rechner und anderes Equipment stehen, die von Bechtle geliefert wurden. Der IT-Dienstleister hat sich inzwischen zum MDax-Konzern gemausert und beschäftigt alleine am Stammsitz südlich der Autobahn mehr als 1800 Mitarbeiter − dabei wurden die ersten Gebäude erst 2004 in Betrieb genommen. Seitdem wurde Schritt für Schritt erweitert − aber allmählich wird der Platz eng für weitere Anbauten.
Gegenüber von Bechtle ist ein ehemaliger Star der Photovoltaik ansässig. Doch Kaco New Energy ging 2019 in Siemens auf, nachdem die einstige Ausgliederung aus dem Heilbronner Dichtungsspezialisten Kaco eine Zeit lang einer der weltweit größten Hersteller von Wechselrichtern war. Chinesische Billigkonkurrenz brachte das Unternehmen des quirligen Geschäftsführers Ralf Hofmann schließlich in Schwierigkeiten, von denen es sich nie mehr ganz erholte.
Ehemaliges Salzwerk mit neuer Funktion
Nicht mehr in Betrieb ist das Bergwerk Kochendorf der Südwestdeutschen Salzwerke − jedenfalls wird dort kein Salz mehr abgebaut. Dafür läuft über den Schacht König Wilhelm die Einlagerung von Reststoffen. Die Salzwerke-Tochter UEV und die Firma Huthmann arbeiten hier eng zusammen, um die leeren Stollen wieder zu verfüllen. Außerdem steht in Bad Friedrichshall eine der beiden Salinen der Salzwerke.
Darüber hinaus gibt es zahllose kleinere Mittelständler und Standorte größerer Konzerne. Bevor Lidl in Bad Wimpfen seine Deutschland-Zentrale bezog, waren das Chemiewerk des Solvay-Konzerns und die SRH-Rehaklinik größte Arbeitgeber der Kurstadt. In Bad Friedrichshall befindet sich eines der großen Werke von Hengstenberg − der Anbau von Gewürzgurken hat rund um die Stadt eine lange Tradition. Die Konservenfabrik Gundelsheim, jahrzehntelang Teil der Kühne-Gruppe, machte aber 2001 dicht. Ebenfalls in Bad Friedrichshall hat der Traditionsmetzger Nothwang seinen Sitz.
Spraydosen und Fördertechnik
In Gundelsheim ist mit Kwasny die Firma des Erfinders der Lackspraydose ansässig. Dass nur wenige Kilometer flussabwärts, in Haßmersheim, mit Motip Dupli ein weiterer Spraydosen-Hersteller ein Werk betreibt, hängt eng mit der Produktgeschichte zusammen. Weitere größere Arbeitgeber sind Hofmann Fördertechnik in Obereisesheim, Kopp Textilpflege in Untereisesheim, die Spedition Serr und die Frießinger Mühle in Bad Wimpfen sowie der Regalgeräte-Hersteller Hänel in Bad Friedrichshall.