Wie sich Transnet-BW auf den Winter vorbereitet
Werner Götz, Geschäftsführer des Netzbetreibers Transnet-BW, berichtet beim Redaktionsbesuch in der Heilbronner Stimme über Versorgungssicherheit und Netzausbau.

Es sind bewegte Zeiten für Werner Götz. Der Geschäftsführer des Netzbetreibers Transnet-BW hat in diesen Tagen und Wochen eine Mischung aus kurz- und mittelfristigen Themen zu stemmen: auf der einen Seite die Sicherstellung der Stromversorgung inklusive Planung, wie im Notfall in einzelnen Gebieten Strom zeitweise abgeschaltet wird. Und zum anderen den Netzausbau, ausgerichtet am künftigen Kraftwerkspark. Also ohne Atom- und Kohlekraftwerke.
"Wir müssen wegkommen von dem Punkt, dass wir die Bevölkerung beunruhigen", sagt er gleich zu Beginn seines Besuchs in der Redaktion der Heilbronner Stimme. 90 Minuten später, zum Abschluss, dreht sich das Gespräch dann aber doch um drohende Stromabschaltungen. "Flächendeckende Blackouts erwarten wir nicht", macht Götz zwar klar.
Aber intern würden schon seit Wochen Abläufe beraten und geübt für den Fall, dass etwa an dunklen, windstillen Tagen deutschlandweit mehr als 750 Megawatt Leistung fehlen. Dann, so lautet das Regelwerk, müssen die Netzbetreiber einzelne Orte für jeweils 90 Minuten vom Netz nehmen, um den Verbrauch zu senken.
Götz: Es ist das Klein-Klein, an dem wir scheitern
Mit diesen Maßnahmen müssen die vier Übertragungsnetzbetreiber dann zusammen 1,25 Gigawatt einsparen, von denen 14 Prozent auf den Bereich von Transnet-BW entfielen, also das Land Baden-Württemberg.

Zurzeit arbeitet die EnBW-Tochter an Plänen, welche Abschnitte in welcher Reihenfolge abgeschaltet werden könnten - und wie die Öffentlichkeit im Fall des Falles informiert wird, inwiefern es vorbereitende Phasen gibt und wie viel Zeit von der Bekanntgabe bis zum Umlegen des Schalters bleibt.
Götz macht allerdings auch deutlich: Diese Kette droht nur im schlimmsten Fall, dem Szenario 3, wie es für das Bundeswirtschaftsministerium für seine Entscheidung über den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke über das Jahresende hinaus berechnet wurde. Und so sagt der Transnet-BW-Chef auch nur: "Wir können nicht ausschließen, dass wir das erleben."
Grundsätzlich wünscht sich der Netzbetreiber mehr Tempo. Etwa beim Bau des Suedlink-Kabels: Da blockierten monatelang etwa 4000 Begehungsverbote Untersuchungen und Kartierungen auf Grundstücken, durch die das Kabel einmal verlaufen soll. Seit für die behördliche Durchsetzung eine Bearbeitungsgebühr von 1000 Euro erhoben wird, ist diese Zahl massiv zusammengeschrumpft - auf nur noch 46 Verfahren, berichtet Götz. Mit der Hilfe der Bundesregierung ist er sowieso zufrieden. "Sie unterstützt uns massiv. Es ist das Klein-Klein, an dem wir scheitern." Der Zeitplan, 2028 das Suedlink-Kabel in Betrieb zu nehmen, gelte nach wie vor, sei aber ambitioniert. Immerhin habe sich die Akzeptanz für das Projekt im Zuge des Ukraine-Kriegs und seiner Folgen deutlich gebessert.
Große Lücke durch das Abschalten von Atom- und Kohlekraftwerken
Höhere Kosten fallen für die Stabilisierung des Stromnetzes an. Bundesweit kostet der sogenannte Redispatch in diesem Jahr zwei Milliarden Euro, im nächsten Jahr 13 Milliarden, sagt Götz. Hauptursache seien höhere Preise für den Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken, den Stromtransport und den Netzbetrieb. Inwiefern weiterlaufende Atomkraftwerke den Strompreis senken könnten, sei hingegen nicht bekannt - im Stresstest von Habecks Ministerium sei das nicht berechnet worden.
Alleine in Baden-Württemberg entstehe aber durch das geplante Abschalten der hier stehenden Atom- und Kohlekraftwerke eine Lücke von vier bis fünf Gigawatt, die durch Neubauten gedeckt werden müsse. "Wir brauchen schnell regelbare Anlagen, die man rasch hochfahren kann", sagte Götz. Gaskraftwerke seien dafür noch immer besonders geeignet. Unter anderem ist ein Neubau der EnBW in Heilbronn geplant.
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