Lidl senkt Preise auf vegetarische und vegane Produkte um 20 Prozent
Der Discounter setzt die Preise für tierische Produkte und deren pflanzliche Alternativen gleich und hofft auch Nachahmer in der Branche. In der Bad Wimpfner Zentrale wird zuvor ausgiebig getestet.

Eines schickt Christof Graf gleich vorweg: "Wir wollen die Ernährungsweise nicht vorgeben", sagt der Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl Deutschland. "Wir möchten dazu anregen, Neues auszuprobieren." Aber es geht auch um das erklärte Ziel des Discounters, den Anteil pflanzlicher Proteinquellen gegenüber tierischen Produkten in seinem Sortiment zu steigern. Von derzeit elf Prozent soll er bis 2030 auf 20 Prozent anwachsen, erklärt Graf. Und damit die Kundschaft auch zugreift, schafft das Unternehmen einen zusätzlichen Anreiz und gleicht die Preise für 90 vegetarische Produkte an jene der entsprechenden konventionellen Waren an.
Veggie-Offensive bei Lidl: Vegetarische und vegane Produkte werden um 20 Prozent günstiger
Konkret heißt das: Die Preise für Veggie-Würstchen oder vegane Milchersatzprodukte werden gesenkt – im Schnitt um 20 Prozent, wie der Einkaufschef erklärt. "Wir verzichten bewusst auf Marge", sagt er. Die Hoffnung sei natürlich, dass die Kunden vermehrt zugreifen, die Verkaufszahlen steigen und die Produzenten über Skaleneffekte günstiger herstellen können. Denn eines habe eine Umfrage des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) klar ergeben: 43 Prozent der Verbraucher würden mehr pflanzliche Lebensmittel kaufen, wenn diese günstiger angeboten werden würden.
Lidl-Einkaufschef greift bei Veggi-Produkten selbst zu
Geschmacklich könnten die Artikel inzwischen durchaus mithalten, meint Christof Graf. Er nehme schließlich selbst regelmäßig an den Verkostungen der Lidl-Versuchsküche teil. "Am Anfang hatte die sensorische Qualität noch deutlich mehr Potenzial", erinnert er sich. Aber das war vor sieben Jahren. "Heute ist es bei Blindverkostungen so, dass man bei manchen Produkten Schwierigkeiten hat, Unterschiede zwischen den tierischen und pflanzlichen Produkten festzustellen." Manche Produkte werden von den Herstellern selbst entwickelt und die Discounter vorgestellt, bei anderen kommt der Anstoß von Lidl selbst.
"Der Markt für vegane Produkte wächst weiterhin", berichtet der Einkaufsleiter. "Und wir glauben, dass er ein Zukunftsmarkt ist. Noch sprechen viele Produkte eher eine vegane Zielgruppe an, aber wir wollen auch die flexitarische Zielgruppe dafür begeistern." Also jene, die immer mal wieder ganz bewusst kein Fleisch und kein Milchprodukt essen."
Lidl hatte sein Ziel, den Anteil pflanzlicher Artikel zu steigern, im Frühjahr auf der Grünen Woche verkündet. Andere Handelsketten halten sich in dieser Frage noch bedeckt, berichtet Christof Graf. "Wir beobachten, wie der Markt reagiert, wie sich unsere Marktbegleiter verhalten", sagt er. Bei anderen Themen, die Lidl angestoßen hat, etwa das Tierwohl-Label und den Verzicht auf an Kinder gerichtete Werbung bei Süßigkeiten, habe die Branche ja auch nachgezogen.
Und die eigenen Mitarbeiter? Im Betriebsrestaurant in der Deutschland-Zentrale in Bad Wimpfen wird jeden Tag auch ein vegetarisches oder veganes Gericht angeboten. Und donnerstags gebe es - mittlerweile schon traditionell - die vegane Currywurst. "Und die würde es nicht mehr geben, wenn es keine Nachfrage gäbe", sagt der Einkaufsleiter.