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Mission Modelloffensive: Was Audis Technikvorstand Oliver Hoffmann alles vorhat

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Audis Technik-Vorstand Oliver Hoffmann bringt mit seinem Team 20 neue Autos in zwei Jahren auf die Straße. Im Gespräch mit der Heilbronner Stimme verrät der Ingenieur erste Details zum neuen A5 aus Neckarsulm und was am Standort alles geplant ist.

Die futuristische Studie Grand Sphere Concept ist das Vorbild für den elektrischen Nachfolger des Flaggschiffs A8 aus Neckarsulm.
Die futuristische Studie Grand Sphere Concept ist das Vorbild für den elektrischen Nachfolger des Flaggschiffs A8 aus Neckarsulm.  Foto: Audi

Wo er in den vergangenen sechs, sieben Monaten überall war, das weiß Oliver Hoffmann manchmal selbst nicht mehr. Oder er darf es nicht erzählen. Zumindest so viel: In Schweden bei eiskalten Temperaturen, auf der Nordschleife des Nürburgrings und in den heißesten Regionen der USA war Audis Vorstand für Technische Entwicklung mit seinem Team unterwegs. Der 46-Jährige sitzt oft selbst hinter dem Steuer noch streng geheimer neuer Fahrzeuge, die stark getarnt unter extremen Bedingungen rund um den Globus getestet werden.

Hoffmann hat derzeit einen der spannendsten Jobs der gesamten Branche, aber auch einen mit den meisten Herausforderungen. Audi soll mit der größten Modelloffensive der Unternehmensgeschichte zurück in die Erfolgsspur: 20 neue Autos in nächsten zwei Jahren, dazu in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts weitere Modellwechsel und gänzlich neue Baureihen. Ein Kraftakt für die gesamte Mannschaft.

 


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Neue Plattform für E-Autos

Den Startschuss für die vielen Modelle markiert ein Auto, das alle gerne früher gehabt hätten: den Elektro-SUV Q6 E-Tron. Probleme bei der Cariad, dem Software-Unternehmen des VW-Konzerns, verzögerten das Projekt deutlich. "Mit dem Audi Q6 E-Tron zeigen wir auf der IAA in München das erste von vielen neuen reinelektrischen Fahrzeugen auf der PPE- Plattform", sagt Hoffmann. Allerdings steht der Wagen ab Montag in Bayern nur getarnt, dafür gewährt der Hersteller einen ersten Blick auf sein völlig neues Cockpit, das Vorbild für künftige Neuheiten. PPE steht für Premium Platform Electric. Die hat Audi zusammen mit der Konzernschwester Porsche entwickelt, dort kommt sie erstmals beim elektrischen Macan zum Einsatz. Bei Audi folgt 2024 nach dem Erstling Q6 der A6 E-Tron - als Limousine und Kombi Avant.

Ab 2026 nur noch elektrifizierte Modelle

Im neuen Jahr kommt der vollelektrische A6 E-Tron als Limousine (links) und Kombi namens Avant auf den Markt.
Im neuen Jahr kommt der vollelektrische A6 E-Tron als Limousine (links) und Kombi namens Avant auf den Markt.  Foto: Audi

"Wir haben für Audi einen klaren Weg in Richtung rein elektrische Mobilität entschieden. Ein wichtiger Schritt dabei ist unsere antriebsspezifische Plattformstrategie, durch die wir unsere einzelnen Modellreihen kompromisslos auf die jeweilige Antriebsform zuschneiden. Davon profitieren rein elektrische Fahrzeuge wie auch Plug-in-Hybride und Modelle mit konventionellen Antrieben gleichermaßen", sagt Oliver Hoffmann im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Wie ernst es Audi mit der Elektromobilität meint, zeigt die Entscheidung, dass sie ab 2026 nur noch elektrifizierte Modelle neu auf den Markt bringen. Dass aber auch Verbrenner gefragt bleiben, daran zweifelt bei der Marke mit den vier Ringen kaum jemand.

 


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A5 und A7 ab 2024 aus Neckarsulm

Das schärft den Blick für die Region. In Neckarsulm laufen im neuen Jahr zwei extrem wichtige Modelle an: Im Frühjahr 2024 der Nachfolger des heutigen Verbrenner-A4, im Herbst die nächste Generation des heutigen Verbrenner-A6. Wie bereits exklusiv berichtet, benennt der Autobauer seine Modelle um. In Zukunft tragen die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor eine ungerade Zahl im Namen, Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb eine gerade Zahl. Dieser Logik folgend, werden die Nachfolger des A4 und A6 mit Verbrennungsmotor in Zukunft dann A5 und A7 heißen.

 


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Mehr als 100 Kilometer Reichweite für Plug-in-Hybride

Technik-Vorstand Oliver Hoffmann (links) und Redakteur Alexander Schnell im Gespräch über den noch getarnten A5 aus Neckarsulm.
Technik-Vorstand Oliver Hoffmann (links) und Redakteur Alexander Schnell im Gespräch über den noch getarnten A5 aus Neckarsulm.  Foto: Audi

"Der neue A5 wird ein fantastisches Auto mit einer sehr dynamischen Optik und einer neuen Generation von Diesel- und Benzinmotoren. Außerdem wird es Plug-in-Hybride mit elektrischen Reichweiten von mehr als 100 Kilometern geben", erzählt Hoffmann der Stimme. Am 17. Mai hatte der Aufsichtsrat des Unternehmens den Vertrag des Vorstands vorzeitig um fünf Jahre verlängert. Der neue Kontrakt des Maschinenbau-Ingenieurs läuft damit bis Ende Februar 2029.

In der sogenannten Pilothalle, in der Prototypen künftiger Modelle aufgebaut werden, gewährt Hoffmann einen Blick in die Zukunft. Noch stark getarnt steht der neue A5 Avant mit dem internen Kürzel B10 in einem fensterlosen Raum. Nicht alles, was Hoffmann erzählt, darf jetzt schon in der Zeitung stehen. Schließlich ist es bis zur Premiere noch eine Weile hin. Doch, so sagt Hoffmann, A5 und A7 seien auf einem guten Weg zur Serienreife.

Mehr Auslastung im Audi-Werk Neckarsulm

Für den Standort Neckarsulm soll die beiden Neuen endlich eine bessere Auslastung bringen als in den vergangenen Jahren, in denen lediglich die Hälfte der möglichen 300.000 Fahrzeuge pro Jahr vom Band rollten. A5 und A7 stehen auf der Plattform PPC (Premium Platform Combustion), also der Basis für die Modelle mit Verbrennungsmotoren. "2024 startet unsere PPC-Plattform für die letzte Generation unserer Modellreihen mit konventionellen Antrieben", so Hoffmann. "Der neue A5 und der neue A7 werden noch viele Jahre zum Erfolg unseres Unternehmens beitragen."

 


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Zwei neue Modelle für die Region?

Vorerst bleibt die Tarnfolie noch dran: Der Elektro-SUV Q6 E-Tron markiert den Startschuss zu Audis großer Modelloffensive.
Vorerst bleibt die Tarnfolie noch dran: Der Elektro-SUV Q6 E-Tron markiert den Startschuss zu Audis großer Modelloffensive.  Foto: Audi

Mit dem Standort in der Region hat Oliver Hoffmann eine besondere Verbundenheit. 2006 arbeitete der heutige Technik-Vorstand in der Entwicklung für die großen Benzinmotoren in Neckarsulm. Daher liegt im das Werk besonders am Herzen. Das gilt auch für die Werkbelegung innerhalb des Konzerns, also die Verteilung neuer Modelle auf die verschiedenen Standorte. "Wir planen mittelfristig zwei Elektroautos für die Oberklasse. Bis Ende des Jahreswollen wir entscheiden, wo diese Fahrzeuge gefertigt werden", erzählt Hoffmann. "Für den Standort Neckarsulm spricht natürlich die große Erfahrung mit Fahrzeugen in diesem Segment." Insider berichten, dass die Chancen für Neckarsulm, den rein elektrischen Nachfolger des A8 und ein weiteres E-Auto in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts produzieren zu dürfen, sehr gut stehen.

Batterien, Digitales und vieles mehr

Aber auch die Technische Entwicklung in Neckarsulm erhält neue Aufgaben. "Wir starten im Herbst am Standort Neckarsulm mit dem Aufbau eines Batterietechnikums zur Erprobung von Hochvoltspeicher-Technologien", so Hoffmann. Wie die Heilbronner Stimme exklusiv recherchiert hat, erhält die Technische Entwicklung in Neckarsulm darüber hinaus zusätzliche Kompetenzen. So übernimmt der Standort dem Vernehmen nach bereits ab Herbst zusätzlich den Bereich Thermomanagement. Dabei geht es darum, die Akkus von Elektroautos in einem optimalen Temperaturfenster zu halten, damit sie am leistungsfähigsten sind. Darüber hinaus wird den Audi-Technikern in Neckarsulm unseren Recherchen zufolge die Verantwortung für das sogenannte Digital Lifecycle Management (DLCM) übertragen. Damit sollen Fahrzeuge von Audi nach ihrer Auslieferung aktuell gehalten werden. Oliver Hoffmann: "Die Technische Entwicklung am Standort Neckarsulm wird mit weiteren Kompetenzen noch einmal deutlich aufgewertet."

 


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Formel 1 ab 2026

Ab 2026 startet Audi in der Formel 1 und entwickelt dafür die Antriebseinheit selbst im Motorsportzentrum in Neuburg an der Donau. "Die Formel 1 ist eine riesige Kommunikationsplattform, die Zuschauer werden immer jünger. Es gibt kein anderes Betätigungsfeld im Motorsport, das weltweit so eine Aufmerksamkeit generiert", sagt Technik-Vorstand Oliver Hoffmann. "Es ist für uns bei Audi eine tolle Möglichkeit, Technologie-Kompetenz zu zeigen." Die Antriebseinheit soll noch 2023 erstmals getestet werden.

 
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