IG Metall will Würth in der Tarifbindung
Der Vorstoß des 1. Bevollmächtigten aus Schwäbisch Hall, Uwe Bauer, stößt beim Schraubenhändler aus Künzelsau auf wenig Gegenliebe. Zumal es hier eine Vorgeschichte gibt.

Während der laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie für Baden-Württemberg hat die IG Metall Schwäbisch Hall den Schraubenhändler Würth in Künzelsau dazu aufgefordert, einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft abzuschließen. Die bisher von Würth bezahlten Entgelterhöhungen orientierten sich zwar an den Abschlüssen in der Metallindustrie, seien aber auf freiwilliger Basis erfolgt und gäben den Beschäftigten somit wenig Sicherheit, erklärte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Schwäbisch Hall, Uwe Bauer.
AWKG-Chef Heckmann sieht keine Vorteile in der Tarifbindung
Der Vorschlag stößt bisher nicht auf Interesse: "Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Tarifbindung weder für unsere Mitarbeitenden noch für das Unternehmen Vorteile bringt", erklärte Norbert Heckmann, Sprecher der Geschäftsleitung der Adolf Würth GmbH & Co. KG (AWKG), auf Anfrage unserer Redaktion.
Das Unternehmen orientiere sich aber an den Tarifabschlüssen. Der Entgeltabschluss 2022 in der AWKG habe sogar über den Abschlüssen der IG Metall gelegen.
Reinhold Würth hatte vor zu viel Einfluss der IG Metall gewarnt
Brisanz hat der Vorstoß der IG Metall, weil sich vor den Betriebsratswahlen im Mai Reinhold Würth persönlich an seine Mitarbeiter wandte und ihnen empfahl, keine IG-Metall-Mitglieder in ihre Vertretung zu wählen.
Er sah offenbar auch die Gefahr, dass ein Tarifvertrag erkämpft werden sollte, und wies darauf hin, dass die Belegschaft über die Jahrzehnte immer bessergestellt worden sei, als es die Tarifverträge der IG Metall vorgesehen hätten. Dieser Darstellung widersprach Bauer damals.
Die vermeintliche Einflussnahme von Reinhold Würth führte damals zu Irritationen - auch wenn sie rechtlich nicht zu beanstanden war. Sie seien in einem persönlichen Gespräch zwischen dem 87-Jährigen und den IG-Metall-Vertretern im Betriebsrat aber ausgeräumt worden, hieß es später.
IG Metall selbstbewusst nach Erfolg bei den Betriebsratswahlen
Die IG Metall wiederum nahm nun explizit Bezug auf die Betriebsratswahl und das gute Abschneiden der Gewerkschafter: "Seit die IG Metall im Betriebsrat bei Würth stark vertreten ist, kommt Bewegung in das Thema." Mit Flugblattaktionen habe die Gewerkschaft auf das Thema aufmerksam gemacht und sei "auf positive Resonanz gestoßen". Uwe Bauer fasst es so zusammen: "Es geht um höhere Einkommen, um Sicherheit und Gerechtigkeit."
Nun bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Die AWKG ist an weiteren Gesprächen nicht interessiert - und weiß, dass die IG Metall nicht die Mehrheit in der Arbeitnehmervertretung hat.
"Zusammen mit den konstruktiven Kräften des Betriebsrates werden wir auch für 2023 ein leistungsfähiges Paket für unsere 7500 Beschäftigten schnüren", erklärt Norbert Heckmann. Er wolle den Spielraum erhalten, den die Verhandlungen außerhalb von Tarifverträgen ermöglichten.
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