Zukünftige Pflege schon heute gestalten: Generationenwechsel bei der Sozialstation Bad Rappenau/Bad Wimpfen
Generationenwechsel auf der Leitungsebene der Sozialstation: Geschäftsführer Johannes Klopprogge gestaltet seine Personalpolitik im Weitsicht und zieht Führungspersonal rechtzeitig nach.

Die eine will die Pflegedienstleitung der evangelischen Sozialstation Bad Rappenau/Bad Wimpfen abgeben, aber noch nicht in den Ruhestand gehen. Die andere hat erst jetzt die Möglichkeit aufzustocken. Die eine ist 60 Jahre alt, die andere 44. Doris Maier-Prescha sagt von sich, dass die Arbeit sie mehr herausfordere als noch vor zehn Jahren. Helga Bachmann erklärt: "Für mich ist das im Moment ideal. jetzt kann ich nochmal einen Schritt nach vorne machen."
Die Sozialstation mit Sitz in Bad Rappenau bereitet sich auf einen Generationenwechsel vor - und zwar ganz bewusst.
Boomer in Leitungsfunktion
Dass die geburtenstarken Jahrgänge Zug und Zug aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden, ist noch nicht bei allen angekommen, da ist Geschäftsführer Johannes Klopprogge sicher. Was sich aus seiner Sicht durch alle gesellschaftlichen Bereiche zieht, spitzt sich in medizinischen Berufen und speziell in der Pflege noch einmal zu: Wer ist da, wenn die Boomergeneration eines Tages gepflegt werden muss?
"Wir haben uns das mal ganz genau angeschaut", sagt Klopprogge. Und Konsequenzen gezogen. Der umtriebige Leiter der Sozialstation Bad Rappenau/Bad Wimpfen hat die Zahl der Ausbildungsplätze von einem auf vier erhöht, "das ist viel für ein kleines Unternehmen".
Gute Erfahrungen habe man auch mit Leitungskräften in Teilzeit gemacht, sagt er. Wer will, kann bei ihm auch ein Führungskräfte-Praktikum machen. Für Johannes Klopprogge ist kein Arbeitszeitmodell mehr in Stein gemeißelt. Den Wunsch von Doris Maier-Prescha, nach 14 Jahren Verantwortung auch wieder abzugeben ohne gleich in den Ruhestand zu gehen, gestaltet der Geschäftsführer aktiv mit.
"Für mich ist sie eine der ersten aus der Boomergeneration in Leitungsfunktion, die bald aufhört", sagt er und betont, dass andernorts das Problem oft ausgesessen werde. Dabei "werden wir als Gesellschaft noch große Probleme bekommen, wenn diese Generation aus dem Arbeitsleben ausscheidet", ist sich Klopprogge sicher. Rechtzeitig habe er sich daher entschieden, den Generationenwechsel einzuläuten.
Interne Lösung schon gefunden
Mit Helga Bachmann hat die Sozialstation intern eine geeignete Nachfolgerin gefunden. Die 44-Jährige hat ihre Fortbildung zur Pflegedienstleitung bereits begonnen, damit es laut Johannes Klopprogge eine gute und ausreichend lange Übergabezeit gibt. Bachmanns Stelle als Teamleiterin im Bereich Hauswirtschaft und Betreutes Wohnen wird bereits jetzt ausgeschrieben.
"Würde ich diesen Beruf noch einmal wählen?" Doris Maier-Prescha kann diese Frage mit "Ja" beantworten. Die 60-Jährige ist examinierte Krankenschwester. 20 Jahre lang hat sich in diesem Beruf gearbeitet. Seit 2009 ist sie in der ambulanten Pflege tätig. Maier-Prescha schätzt die Gestaltungsmöglichkeiten, die sie immer hatte. "Für mich kommt nichts anderes in Frage als ein Beruf am Menschen."
Pflege, betonen Maier-Prescha und Johannes Klopprogge, "ist ein Beruf mit super Perspektiven, gerade mit der neuen generalistischen Pflegeausbildung". Am Beispiel der Pflegedienstleiterin, die sich 2024 noch einmal verändern wird, könne man sehen, welche Wege einem in diesem Beruf offen stehen. "Was möchte oder kann ich in einer bestimmten Lebensphase machen?" Diese Frage will der Leiter der Sozialstation in Bad Rappenau für sein Personal kreativ beantworten.