Verkehrsminister Hermann: Reaktivierung der Zabergäubahn innerhalb von zehn Jahren möglich
Verkehrsminister Winfried Hermann sieht gute Chancen für die Zabergäubahn. Er fordert die Kommunen zum Handeln auf. Bei der Bottwartalbahn, das wurde bei seinem Besuch in Lauffen deutlich, ist die Lage ein wenig anders.

Innerhalb von zehn Jahren könnte die Zabergäubahn reaktiviert werden, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montagabend bei einem Infoabend vor rund 150 Besuchern im Poetensaal der Lauffener Stadthalle zum Thema "Neue Chancen für die Schiene?".
Doch um dieses Zeitfenster einhalten zu können, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Die standardisierte Bewertung, die die Wirtschaftlichkeit nachweisen soll, muss positiv ausfallen. Nach den Worten des Ersten Landesbeamten im Heilbronner Landratsamt, Lutz Mai, wird sie im zweiten Quartal fertig sein.
Hindernisse auf dem Weg zur Reaktivierung
"Es hängt auch davon ab, ob es Einwände gegen das Projekt geben wird", so Winfried Hermann und ob die Bahn den Betrieb selbst übernehmen will. Und schließlich muss ein weiteres Problem gelöst werden: Das Stellwerk am Bahnhof Lauffen muss modernisiert werden. Hier stehen 30 bis 40 Millionen Euro an Investitionen im Raum. Ob die Kosten in die Wirtschaftlichkeitsrechnung einfließen oder nicht, ist dabei eine entscheidende Frage.
Winfried Hermann versucht nach eigenen Angaben, das Stellwerk-Thema von der Wirtschaftlichkeitsberechnung zu trennen und in Verhandlungen mit der Deutsche Bahn separat zu behandeln. "Hier brauchen wir eine Organisationsform, dann können wir das Projekt hinbekommen", so Hermann.
Kommunen sollen Förderanträge stellen
Der Minister ermunterte die anwesenden Bürgermeister unter anderem aus Lauffen, Ilsfeld, Brackenheim und Zaberfeld: "Es lohnt sich für die Kommunen, das Thema voranzutreiben." Das Land könne aber nur dann fördern, wenn die Kommunen Anträge stellen.
Im Gegensatz zur Zeit vor zehn Jahren gebe es inzwischen vor allem in Baden-Württemberg hohe Fördersummen von Bund und Land. Er freue sich über alle Bürgermeister, die aktiv sind. "Wir sind bereit, Förderanträge zu stellen, wissen aber nicht, an wen wir sie adressieren müssen", so der Brackenheimer Bürgermeister Thomas Csaszar.
Auch auf das Thema Bottwartalbahn ging Hermann ein. Dieses Projekt sei schwieriger umzusetzen, da die Wirtschaftlichkeit bisher nicht gegeben sei. Allerdings bestehe hier ein hohes Reaktivierungspotenzial.
Der Verkehrsminister machte deutlich, dass man in den kommenden 20 Jahren kontinuierlich hohe Summen in die Modernisierung der Infrastruktur der Bahn investieren muss, um sie wieder attraktiv für die Menschen zu machen. Der Grund liege darin, dass die Bahn in den vergangenen Jahrzehnten den Schienenverkehr nicht modernisiert, sondern kaputtgespart hat. Weichen, Stellwerke und Technik stammten noch aus den 1970er Jahren. Immer mehr neue Züge würden mit immer weniger Schienennetz konfrontiert.
Hinzu kommt der demografische Wandel. Hermann: "Dies trifft die Bahn besonders hart, weil in den kommenden Jahren viele aus der Babyboomer-Generation in den Ruhestand gehen." Und Nachwuchs gebe es nicht, weil auch das Image der Bahn sehr gelitten hat. Auf der anderen Seite gebe es inzwischen eine überparteiliche Einsicht, "dass wir die Bahn brauchen".

Viel Kritik gab es aus den Reihen der Besucher in der anschließenden Fragerunde an der Unzuverlässigkeit der Bahn wie Verspätungen und Zugausfälle und mangelnden Informationen darüber.
Buskilometer bleiben
Groß ist die Befürchtung in den Anrainerkommunen von Zabergäubahn und Bottwartalbahn, dass eine Reaktivierung zu Lasten des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gehen werde. Der Erste Landesbeamte des Landkreises Heilbronn, Lutz Mai, hat beim Infoabend in Lauffen klargestellt: "Wir haben in den vergangenen 25 Jahren keine Buskilometer aus dem Plan genommen." Dies sei auch nicht beabsichtigt. Der Zubringerverkehr werde nur umgelegt und hat eine andere Taktung.



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