Streik-Aktion: Niedergelassene Ärzte in der Region beklagen zu viel Bürokratie und zu wenig Wertschätzung
Niedergelassene Ärzte wollen die Politik am Mittwoch mit einer ganztägigen Streikaktion auf Probleme in der Branche aufmerksam machen.

Es geht um die fehlende Wertschätzung gegenüber Arztpraxen und auch das Fortbestehen des Terminservicegesetzes mit Leistungsbudgetierung. Um hier ein Zeichen zu setzen, haben der Medi-Verbund und der Spitzenverband der fachärztlichen Berufsverbände Baden-Württemberg (SFB) für Mittwoch, 7. Dezember, zu einer ganztägigen Streikaktion niedergelassener Ärzte aufgerufen. Auch die Praxis Dres. Lang und Mosbacher aus Bad Friedrichshall und das Haut- und Laserzentrum Heilbronn von Dr. Bernd Salzer werden sich am Streik beteiligen.
Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der niedergelassenen Chirurgen (ANC Baden-Württemberg Nord) habe er eine Vorbildfunktion, erklärt Dr. Andreas Lang aus Bad Friedrichshall seine Teilnahme. "Viele Dinge laufen nicht so, wie sie laufen sollten." Ein Aspekt sei das Terminservicegesetz mit Leistungsbudgetierung. "Damit sollte erreicht werden, dass Patienten schneller einen Termin bekommen." Die Behandlung und Leistung werden extrabudgetär vergütet. "Sonst hatten wir immer nur ein bestimmtes Kontingent an Patienten, die wir behandeln, und an Leistung, die wir abrechnen konnten." Der Bundesrat habe noch nicht unmittelbar zugestimmt, aber das Gesetz sei nun im Begriff, wieder aufgehoben zu werden.
Durch die Streikaktion soll erreicht werden, "dass das Gesetz zumindest bis Ende des Jahres fortbesteht", so Lang. Das gebe der Ärzteschaft mehr Planungssicherheit. "Langfristig möchten wir erreichen, dass die unsägliche Budgetierung für gesetzlich Versicherte entfällt." Aktuell gebe es Praxen, die in jedem Quartal zwei Wochen schließen müssten, weil sie die Behandlung nicht bezahlt bekommen.
Mangelnde Wertschätzung und "überbordende Bürokratie"
Auch was die monetäre Wertschätzung der Mitarbeiter niedergelassener Praxen angehe, sieht Lang Nachholbedarf. "Während der Pandemie kam diese Unterstützung den Krankenhäusern zugute. Unsere Mitarbeiter gingen leer aus. Dabei haben auch wir in Sachen Impfen unterstützt."
Die "überbordende Bürokratie" mache den Praxen zudem zu schaffen. "30 bis 50 Prozent der ohnehin knappen Zeit gehen für bürokratische Dinge drauf." Hinzu komme die Energiekrise. "Im Bereich der Chirurgie haben wir einen hohen Strombedarf beispielsweise durch Röntgenaufnahmen und chirurgische Instrumente. Das alles trifft uns ganz hart."
Mit dem Streik wolle man zudem auf die frei werdenden Praxissitze aufmerksam machen. "Junge Menschen scheuen oft das Risiko und gehen dann doch lieber in die Krankenhäuser", weiß Lang.
Die Bad Friedrichshaller Praxis wird am 7. Dezember vormittags besetzt sein, aber keine Patientenbehandlungen durchführen. "Es finden eine Team-Sitzung sowie eine Fortbildung statt", erklärt Lang. Auch von anderen Praxen habe er die Rückmeldung bekommen, dass sie die Arbeit am 7. Dezember niederlegen wollen.