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Pläne für Erddeponie bei Großbottwar: Schilder sollen „Größenwahn“ verdeutlichen

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Die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg (AVL) hat Großbottwar als möglichen Standort für eine 45 Hektar große Erddeponie auserkoren. Das hat den Gemeinderat wie auch die Nachbarkommunen auf den Plan gerufen, die eine hohe Verkehrsbelastung befürchten und die Landschaft im Bottwartal in Gefahr sehen.

An der Grenze von Großbottwar zu Oberstenfeld erwägt die AVL den Bau einer Erddeponie. Der Großbottwarer Gemeinderat positioniert sich mit einer Plakataktion schon jetzt klar gegen das Vorhaben.

Foto: Zwingmann
An der Grenze von Großbottwar zu Oberstenfeld erwägt die AVL den Bau einer Erddeponie. Der Großbottwarer Gemeinderat positioniert sich mit einer Plakataktion schon jetzt klar gegen das Vorhaben. Foto: Zwingmann

Wohin mit dem in Zukunft anfallenden Erdaushub und Bauschutt? Diese Frage stellt sich seit geraumer Zeit die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg (AVL) und sucht daher nach einem neuen Standort für eine Deponie. Nach derzeitigem Stand soll diese entweder in Hemmingen bei Leonberg oder in Großbottwar entstehen. Doch in beiden Kommunen – wie auch in deren Nachbarschaft – regt sich bereits kurz nach Bekanntwerden der Pläne scharfer Protest.

So will man sich auch in Beilstein kritisch mit dem möglichen Deponiestandort Großbottwar auseinandersetzen. Schließlich würde die 45 Hektar große Anlage in diesem Fall an der Gemarkungsgrenze zu Oberstenfeld ganz im nördlichen Zipfel des Landkreises Ludwigsburg gebaut. „Und damit direkt bei uns hinterm Berg“, wie der Beilsteiner SPD-Stadtrat Bernd Kircher in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats betonte. Er forderte, dass sich die Stadt „dringendst positioniert“. Denn: „Die Lkw werden zur Anlieferung sicher nicht nur über die Autobahn kommen“, befürchtet Kircher eine höhere Verkehrsbelastung auch für die Nachbarkommunen.

Diese Ansicht teilt die Verwaltung in Großbottwar. Dort zeigt man sich nach Aussage von Bürgermeister Ralf Zimmermann „schockiert“ über die Pläne der AVL und hält den Standort „auch verkehrstechnisch für völlig ungeeignet“, betonte er bei einem Ortstermin am Montag. In diesem Punkt sei er sich auch mit seinem Oberstenfelder Amtskollegen Markus Kleemann einig.

Angepeilten Standort mit 22 Schildern abgesteckt

Entlang der gut 4,5 Kilometer langen Grenze des potenziellen Areals zwischen Sauserhof und Köchersberg hat der Gemeinderat 22 Schilder aufgestellt, die zum einen die Dimensionen der Erddeponie und zum anderen ganz klar die Position der Stadt deutlich machen sollen: „Nein zur Deponie“ steht darauf neben einer Umrisskarte des Gebiets und einem Verweis auf die voraussichtliche Kapazität: „750 Tonnen Abfall täglich, 52 Jahre lang“.

 


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Für deren Anlieferung würden rund 16.000 zusätzliche Lkw-Fahrten pro Jahr fällig, wie der Fraktionssprecher der FBWV Grossbottwar und stellvertretende Bürgermeister, Thomas Stigler, betont. Dies führe „zu einer weiteren enormen Verkehrsbelastung im bereits stark belasteten Bottwartal“. Die Deponie selbst sowie zusätzlich erforderliche Ausgleichsmaßnahmen zerstörten wertvolle Ackerböden und ökologisch wichtige Streuobstwiesen.

Stadtspitze weiß bisher wenig Konkretes über das Vorhaben

„Unser Vorhaben, an der Autobahn ein Gewerbegebiet zu entwickeln, wurde von Kreis und Regierungspräsidium abgelehnt, weil es die Landschaft als Erholungsraum zerstören würde. Was aber macht dann hier eine viel größere Erddeponie?“, wirft Bürgermeister Ralf Zimmermann ein. Die geplante Anlage sei größer als die gesamte bebaute Fläche von Winzerhausen. „Dieser Größenwahn soll und darf so nicht kommen“, richtet er deutliche Worte nach Ludwigsburg. Die Informationspolitik der AVL sei zudem „ausbaufähig“: Der Gemeinderat als kommunaler Entscheidungsträger wisse bislang nur sehr wenig über das Vorhaben, etwa zur Qualität und Klassifikation des Materials, das dort einmal lagern soll. Den potenziellen Standort habe man selbst nur aus ungenauen Vorlagen rekonstruieren können.

 


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Pläne sollen bei Infoveranstaltung vorgestellt werden

Das Argument der AVL, das Areal sei nicht einsehbar, wollen die Großbottwarer ebenfalls nicht gelten lassen. „Es ist sogar von ziemlich vielen Seiten einsehbar, etwa von Burg Lichtenberg“, verdeutlicht Thomas Stigler. „Die Deponie würde den landschaftlichen Charme grundlegend verändern“, ist er überzeugt. Die Plakataktion werde daher sicherlich nicht die letzte Aktion sein, mit der sich die Stadt dagegen positioniert. Am 16. November will die Abfallverwertungsgesellschaft bei einer Infoveranstaltung in der Kellerei ihre Pläne für den möglichen Standort Großbottwar vorstellen.

Suche nach einem geeigneten Standort

Die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg betreibt in Schwieberdingen die Erddeponie „Am Froschgraben“. Die soll nach dem Ende der Laufzeit in rund zehn Jahren stillgelegt werden. Deshalb wird ein neuer Standort gesucht, an dem eine Deponie für mineralische Abfälle wie Bodenaushub und Bauschutt gebaut werden könnte. Aus einer Liste von zehn potenziellen Orten haben sich dabei Hemmingen und Großbottwar herauskristallisiert. Auch die seien „keineswegs perfekt, sondern weisen – wie alle anderen Standorte im dicht besiedelten Landkreis Ludwigsburg – auch Nachteile auf“, heißt es in einer Beratungsvorlage des AVL-Aufsichtsrats.

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