Licht und Schatten auf der Frankenbahn
Mit dem Winterfahrplan ab Mitte Dezember kommt der Stundentakt auch beim Regionalexpress auf der Frankenbahn. Trotzdem führt das vorerst wohl nicht zu mehr Verlässlichkeit, eher im Gegenteil, warnt der Verkehrsclub Deutschland.

Es ist kein ganz gewöhnlicher Fahrplanwechsel, der Mitte Dezember ansteht. Auf der Frankenbahn bringt der Winterfahrplan viel Neues. Mit Abellio und GoAhead werden erstmals zwei Bahn-Konkurrenten auf der Strecke zwischen Stuttgart und Würzburg unterwegs sein.
Stündlich wird nicht nur der Regionalexpress zwischen Heilbronn und Würzburg verkehren, sondern auch die Regionalbahn, die alle Stationen bedient. Und doch gibt es für den Verkehrsclub VCD Anlass zur Sorge.
Schüler und Pendler von Verschlechterungen betroffen
"Es ist ein Stundentakt-System mit Fehlern", fasst Hans-Martin Sauter, Vorstand im VCD Regionalverband Hall-Heilbronn-Hohenlohe, zusammen. Er betont, dass er die Fortschritte durchaus anerkennt. "Eigentlich ist das supergut." Aber die Fehler im System könnten zu gewissen Zeiten vor allem für Schüler und Pendler große Nachteile mit sich bringen.
Späte Verbindung bleibt
Jürgen Link aus Lauffen ist beim Studium des Winterfahrplans auf eine vermeintlich unerfreuliche Neuerung gestoßen. "Der letzte Zug zwischen Heilbronn und Stuttgart über Lauffen fährt schon um 22.32 Uhr", teilt er unserer Redaktion mit. Bisher gab es hier noch eine Verbindung um 23.09 ab Heilbronn. "Das finde ich wichtiger als den ICE-Halt." Doch der NVBW gibt Entwarnung. Hier habe sich ein Fehler bei der Übermittlung des Fahrplans eingeschlichen. Denn die späte Verbindung bleibt. Der Zug wird Heilbronn künftig um 23.12 Uhr verlassen.
Morgens werden das vor allem jene zu spüren bekommen, die den Zug nutzen, der Osterburken um 6.14 Uhr verlässt. Bisher war dies eine besonders praktische Verbindung, die bis Heilbronn alle Haltepunkte bediente. Der Zug kam beispielsweise um 7.07 Uhr in Heilbronn-Sülmertor an, was für Berufssschüler praktisch war. Um 7.12 Uhr ging es dann vom Heilbronner Hauptbahnhof ohne weiteren Halt bis nach Stuttgart - Fahrzeit 35 Minuten. "Für alle, die um 8 Uhr im Umfeld des Bahnhofs mit der Arbeit beginnen, ideal", sagt Sauter. Diese Verbindung wird gekürzt.
Künftig kein Sprinter nach Stuttgart mehr
So fährt die Regionalbahn um 6.14 Uhr ab Osterburken nun mit deutlich geringerer Kapazität nur noch bis Bad Friedrichshall Hauptbahnhof (Jagstfeld). "Dort sollen 350 Schüler und Pendler dann auf die Stadtbahnen umsteigen", sagt Sauter. "Das ist kaum möglich." Alternativ müssten Schüler, die ans Sülmertor wollen, von 6.53 bis 7.38 Uhr in Jagstfeld auf den nächsten Regionalexpress warten. "Das macht auf Dauer keiner."
Die zweite Verbindung, die Osterburken bisher um 6.21 Uhr verlässt und mit Halt an allen Bahnhöfen das Sülmertor um 7.20 Uhr erreicht, wird im Dezember sogar ersatzlos gestrichen. "So fehlen unter dem Strich ein bis zwei Züge, und die Durchbindung nach Heilbronn wird deutlich schlechter", fasst Sauter zusammen. "In den Hauptverkehrszeiten bräuchten wir zusätzliche Verstärkung."
Ein Bedarfshalt, für den kein Bedarf festgestellt werden kann
Es gibt ein weiteres Problem. Der Fahrplan sieht nämlich vor, dass zwischen Osterburken und Jagstfeld an fast allen Haltestellen nur noch bei Bedarf angehalten wird. Laut Fahrplan sind damit keine 50 Sekunden Wartezeit vorgesehen, so Sauter. Damit seien frühmorgens bei der Schülerbeförderung Verspätungen unvermeidbar.
Und: In den Abellio-Zügen können Fahrgäste zwar per Knopfdruck einen Halt anfordern, doch diese Züge werden erst mit mehrmonatiger Verspätung ausgeliefert. Bis dahin fährt weiter die Deutsche Bahn, in deren Zügen es keine solchen Knöpfe gibt. Der Halt ist damit an jedem Bahnhof zwingend, Verspätungen absehbar.
NVBW nimmt die Hinweise ernst
"Ja, das ist natürlich nicht ganz ohne, aber es ist auch eine Folge dieser Ersatzkonzepte", stellt Felix Schmidt-Eisenlohr, Verkehrsplaner bei der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), fest. Zu ändern sei in diesem Fall kaum noch etwas. Was sich die Planer allerdings genauer anschauen, sind die Verbindungen in den Morgenstunden. "Wir nehmen die Hinweise des VCD ernst. Sie wurden uns schon bei der Fahrplankonferenz mitgeteilt", sagt Schmidt-Eisenlohr.
Was die Verbindungen nach Stuttgart in den Morgenstunden angeht, so bleibe es bei der gleichen Anzahl an Fahrten wie bisher, sagt der NVBW-Experte. Nur die Schnellverbindung Heilbronn-Stuttgart falle weg. "Vielleicht lässt sich aber auch da noch was machen." Alle Wünsche könnten aber wohl nicht erfüllt werden. Und was die Zeit während der Sanierung der Schnellstrecke Stuttgart-Mannheim angeht - wenn der ICE und täglich Dutzende Güterzüge zusätzlich unterwegs sind - so werde es in diesen Sommermonaten sicherlich eng auf der Strecke zwischen Heilbronn und Würzburg.
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