Inder sollen Metzgereien retten: Darum werden ausländische Azubis gebraucht
Immer weniger Schlachtbetriebe, immer weniger Azubis: Die Fleischer-Innung Heilbronn-Hohenlohe-Schwäbisch-Hall setzt große Hoffnung auf ein Ausbildungsprojekt mit Indien.

Im kommenden Jahr soll alles besser werden: Dann kommen 100 Auszubildende aus Indien nach Baden-Württemberg. 20 davon sollen helfen, den Fachkräftemangel bei den Metzgereibetrieben in der Region zu lindern, erzählt Harald Hohl, Obermeister der Fleischer-Innung Heilbronn-Hohenlohe-Schwäbisch-Hall. Bei der Infoveranstaltung zum landesweiten Indien-Projekt, wie es Hohl nennt, war das Interesse unter den 82 Mitgliedsbetrieben seiner Innung groß.
Kein Wunder: "Bei uns will ja jeder Schulabgänger studieren. Wir finden keine Leute mehr." Die angehenden Fachkräfte aus Indien aber seien voll motiviert, so die Erfahrung der Kollegen von Harald Hohl. 2022 haben die ersten ihre Lehrjahre im Landkreis Lörrach begonnen. 2023 kamen schon 74 angehende Azubis nach Baden-Württemberg, nachdem sie online gecastet wurden und im Anschluss fleißig Deutsch gelernt haben. Nur wer das Sprachniveau der Stufe B1 vorweisen kann, darf kommen. Aber Hohl weiß: In der Hoffnung auf eine Arbeitsstelle und ein besseres Leben in Deutschland investieren ihre Familien bis zu 15.000 Euro in Deutschkurse und die Personalvermittlungsagentur.
Fleischerbranche kämpft mit Folgen des Fachkräftemangels
Dass die Lage auf dem Ausbildungsmarkt dramatisch ist, zeigen auch die Zahlen der Auszubildenden in der Region: Unter den insgesamt 4137 Auszubildenden des Jahres 2022 im Bezirk der Handwerkskammer Heilbronn-Franken waren nur 28 Fleischer. Auf die Kreise unserer Region heruntergebrochen waren dies im Hohenlohekreis nur drei Fleischerazubis, 2019 waren es noch elf.
In der Stadt Heilbronn machten 2022 fünf Fleischer-Azubis eine Ausbildung (2019: acht). Nur im Landkreis Heilbronn ist die Zahl wesentlich höher und sogar leicht gestiegen: Im vergangenen Jahr lernten 20 Azubis, drei mehr als noch im Jahr 2019, das Fleischerhandwerk.
Immer weniger Schlachtbetriebe wegen Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel sei einer der Gründe dafür, dass die Zahl der Schlachtbetriebe in der Region kontinuierlich abnimmt, so Hohl. "Noch sind wir zwar gut mit Schlachtbetrieben bestückt, es gibt Gegenden da ist es ganz anders", weiß der Obermeister. Doch: In Heilbronn existiert schon lange keine Schlachtmetzgerei mehr. Im Schlachthof im Bahnhofsviertel wurde 1993 das letzte Mal geschlachtet.
Laut den Zahlen der Landratsämter gibt es im Hohenlohekreis aktuell noch 13, im Landkreis Heilbronn 21 Schlachtbetriebe. Ein weiterer Grund aufzugeben sei für viele eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2004 gewesen, so Hohl. "Da hätten viele umbauen müssen. So haben sie dann gesagt: Dann lass ich es halt."