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Heilbronner Waldorfschule will Lehrer entlasten und Pädagogik modernisieren

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Als erste Waldorfschule in Deutschland führt die Heilbronner Einrichtung eine Schulleitung ein. Dadurch sollen Lehrer entlastet werden. So funktioniert das Schulmodell ohne Hierarchien.

Von Stefanie Pfäffle
Die Schule fit für die Zukunft machen (von links): Schulleiterin Ursula Plonka, Klassenlehrerin Evelin Scheffler und Oberstufenlehrer Daniel Vujanic.
Foto: Stefanie Pfäffle
Die Schule fit für die Zukunft machen (von links): Schulleiterin Ursula Plonka, Klassenlehrerin Evelin Scheffler und Oberstufenlehrer Daniel Vujanic. Foto: Stefanie Pfäffle  Foto: Pfäffle, Stefanie

"Früher waren Waldorfschullehrer quasi rund um die Uhr in der Schule, aber in der heutigen Zeit ist es einfach notwendig, Aufgaben und Strukturen effektiver zu bündeln." Das erklärt Ursula Plonka, seit Juli die pädagogische und organisatorische Schulleitung der Waldorfschule Heilbronn. Damit ist sie nach eigener Aussage die erste in ganz Deutschland. "Ich bin quasi ein Versuchsmodell", ergänzt Ursula Plonka augenzwinkernd.

Schulmodell ohne Hierarchien

Im Gegensatz zu staatlichen Schulen arbeiten Waldorfschulen in Selbstverwaltung, im Prinzip ohne Hierarchien. Der Vorstand des Trägervereins ist in Heilbronn aus Eltern zusammengesetzt. Er wiederum bestellt einen Geschäftsführer, der rechtliche und finanzielle Dinge im Blick hat. Die Lehrer sind für Pädagogik und Organisation zuständig.


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Und zwar jeder einzelne für alles. "Die Selbstverwaltung ist ein Fass ohne Boden, gerade für junge Kollegen ist das nicht attraktiv", stellt Oberstufenlehrer Daniel Vujanic fest. Es herrscht Lehrermangel, ergänzt Ursula Plonka. Die Waldorfpädagogik biete viel kreativen Spielraum, allerdings wird dafür ein deutlich geringeres Gehalt als an staatlichen Schulen gezahlt. Die neue Struktur soll die Lehrer entlasten und damit den Job wieder attraktiver machen. "Sie sollen mehr Zeit haben, um sich auf die Kinder zu konzentrieren."

Die Schulleitung befindet sich zwar weiter auf derselben Ebene wie das Kollegium, hat aber das große Ganze im Blick. Die Lehrer arbeiten in verschiedenen Gremien zusammen, aber eben nicht mehr jeder in allen.


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Eltern bringen sich stark ein

Auch Eltern können sich einbringen. "Ich bündele, blicke von außen drauf, damit wir so effektiv wie möglich durch internen Austausch gemeinsam Schule gestalten können", erläutert Plonka. So wird es zwar weiterhin den berühmten Waldorfdonnerstag geben, bei dem anthroposophische und pädagogische Themen beleuchtet werden, aber eben nicht mehr die Schulführungskonferenz im Anschluss.

Was hat sich bewährt, was möchte das Kollegium an der Schule, was nicht - das sind alles Fragen, auf die Antworten gegeben werden sollen. Noch ist die Schule dabei, ihre neue Struktur zu finden. Dabei wird auch darüber diskutiert, wie die Waldorfpädagogik in die heutige Zeit transferiert werden kann. "Die Grundsätze von Rudolf Steiner sind sehr wichtig, wir müssen aber den Zeitgeist und die Gesellschaft der Zukunft im Blick haben", betont Plonka.


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Künftig auch Fachhochschulreife im Angebot

So soll zum Beispiel im kommenden Jahr auch die Fachhochschulreife als neuer Abschluss angeboten werden. Und es gelte, gegen Klischees zu kämpfen. "Wir sind keine esoterischen Sonderlinge", ergänzt Vujanic.

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