Attraktive Innenstadt? Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut besucht Neuenstadt und Heilbronn
Es stellen sich die Fragen: Wie lässt sich der Wohlfühlcharakter steigern und wie können Bürger für einen Stadt-Bummel begeistert werden.
Die Innenstadt in Neuenstadt ist von 2012 bis 2015 mithilfe von Fördermitteln neu gestaltet worden. Wie sie sich entwickelt hat und was geplant ist, um den stationären Einzelhandel zu stärken, hat sich die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) bei einem Besuch am Mittwoch angesehen. Ihre Reise führte sie von Neuenstadt weiter nach Heilbronn, wo sie das Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme (KODIS) sowie das Stadtzentrum besuchte.
Wie wichtig sind attraktive Innenstädte?
„Eine attraktive Innenstadt ist die Voraussetzung für Innenstadtbelebung“, sagte Neuenstadts Bürgermeister Andreas Konrad. Es spielten aber noch viele andere Faktoren eine Rolle, um den Strukturwandel zu schaffen, erläuterte Hoffmeister-Kraut. Um Menschen in die Innenstädte zu locken, brauche es Frequenzbringer und Orte der Begegnung. „Für die Gesellschaft sind attraktive Innenstädte wichtig“, betonte sie. Wenn sie aussterben, sei oft Vandalismus die Folge. Das Land wolle dabei unterstützen, das zu vermeiden – etwa durch Berater.
Eine Analyse soll aufzeigen, was die Bürger über Neuenstadt denken
Neuenstadt ist Teil einer solchen Fördermaßnahme und arbeitet mit Unterstützern des Regionalverbands Heilbronn-Franken zusammen, um den Einzelhandel und die Gastronomie weiter zu stärken. „Wir freuen uns, dass wir ausgewählt wurden. Eine Analyse der bestehenden Strukturen kann nur von Vorteil sein“, sagte Tanja Munding, Vorsitzende des Stadtmarketingvereins „Wir für Neuenstadt“ bei einer Diskussionsrunde auf der Bühne der Freilichtspiele. Das Ziel des Vereins sei es, die Aufenthaltsqualität und das Angebot weiter zu verbessern. Sie erhoffe sich Erkenntnisse darüber, was die Menschen in die Stadt zieht, was sie über das Sortiment, die Öffnungszeiten oder Parkmöglichkeiten denken.
Die Befragung der Bürger startet gleichzeitig zum Stadtfest
Das alles soll eine Befragung offenbaren, die dieses Wochenende beim Stadtfest beginnt, berichtete Cornelius van Vugt vom Regionalverband. Sie laufe im Anschluss noch zwei Wochen online weiter. Den QR-Code zur richtigen Seite finde man auf Plakaten, Flyern und im Amtsblatt. Bei sogenannten Workshops im Sommer sollen Ergebnisse präsentiert werden. Die Berater entwickelten daraus zusammen mit der Stadt und dem Stadtmarketingverein Maßnahmen.
Auch weitere Kommunen durchlaufen diesen Beratungsprozess und sollen gegenseitig voneinander lernen, erläuterte Cornelius van Vugt. Dass Neuenstadt hier am Ball bleibt, obwohl es bereits eine lebendige und attraktive Innenstadt hat, lobte die Wirtschaftsministerin. „Sie haben ja auch noch Potenzial zu gestalten“, stellte sie mit Blick auf ältere Gebäude am Marktplatz fest, die ihr Konrad bei einem Rundgang gezeigt hatte.
Heilbronn: Hoffmeister-Kraut besucht Bildungscampus und Einzelhändler
Der Einzelhandel in der Stadt geht allmählich zurück. Die Angebote an Gastronomie, Dienstleistungen und Wohnungen nehmen hingegen zu. 70 Prozent der Bürger kämen eher zum Verweilen, als zum Einkaufen in die Innenstadt. Diese Veränderung sei längst erkannt und als kommunalpolitisches Topthema in den Gremien präsent, wie Oberbürgermeister Harry Mergel betont. „Die Menschen wollen sich begegnen. Insofern müssen wir darauf reagieren und die Aufenthaltsqualität verbessern“.
Innovationsschub durch die Pandemie
Die Pandemie habe viele Branchen in große Schwierigkeiten gebracht. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. „Durch die Digitalisierung, die wir in dieser Zeit erlebt haben und dadurch, dass viele auch gezwungen waren, neue Wege zu gehen, gab es auch einen Innovationsschub“, sagt Hoffmeister-Kraut.
Mit Künstlicher Intelligenz die Innenstadt lebenswerter machen
Die Ministerin besuchte das Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme (KODIS) am Bildungscampus. Das vom Wirtschaftsministerium geförderte Forschungszentrum beschäftigt sich damit, wie mit der Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) die Bedürfnisse der Kunden besser bedient werden können.
Ein Beispiel dazu lieferte die mobile Paketstation „Paxi“. Die selbstfahrende Box kann Pakete zur Wunschzeit an beliebige Orte liefern. Durch diese Art der Paketzustellung könne der Lebensraum Innenstadt besser genutzt werden. „Es gibt keine Transporter, die Lärm und Emissionen produzieren“, weiß Oliver Riedel, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Außerdem könne so der Einkauf künftig direkt in eine Transportbox gestellt werden, um ihn sich ans Auto liefern zu lassen.
Im Schuhhaus Kaufmann werden die Kunden gezählt
Jeder Kunde wird gezählt, der durch die Tür des Schuhhaus Kaufmann geht. Inhaber Johannes Nölscher setzt nicht nur auf Kundenbindung durch geschultes Personal und angesagte Marken, sondern auch auf ein datenbasiertes Geschäftsmodell. „Ich habe einen Frequenzmesser an der Tür, der misst, wie viele Personen täglich ins Geschäft kommen und wie viele etwas kaufen.“ Nach Auswertung der Daten könne er so die Personalplanung anpassen. Nölsche, der gleichzeitig Vorsitzender der Stadtinitiative ist, betont: „Digitalisierung ist absolute Pflicht für Einzelhändler.“
Bei Tritschler in Heilbronn steht das Einkaufs-Erlebnis im Vordergrund
Beim Fachhändler Tritschler steht eine Show-Küche im Verkaufsraum und das Erleben der Ware im Vordergrund. „Dass wir im Laden auch mal was für unsere Kunden kochen oder sie die Produkte anfassen können, zeichnet uns aus. Dieses Erlebnis hat man nur bei stationären Händlern“, erzählt Inhaber Thomas Breuninger.
Hoffmeister-Kraut: "Heilbronn ist auf einem sehr guten Weg"
„Dass sich Menschen in der Innenstadt begegnen, kommt auch dem stationären Einzelhandel zugute. Es entsteht ein Ökosystem. Eine Stadt, die sich zukunftsfähig entwickelt und Heilbronn ist auf einem sehr guten Weg“, sagt Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut.