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ARD und ZDF im Kreuzfeuer der Kritik

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Die einen schimpfen über den Rundfunkbeitrag, andere halten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für unverzichtbar. Mitglieder des SWR-Rundfunkrats äußern sich zur aktuellen Kritik.

Nach hohen Boni, falschen Spesenabrechnungen, Mitnahmementalität, Filz und Vetternwirtschaft beim Sender RBB gerät der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) in Erklärungsnot. Einige Bürger schimpfen übers Fernsehprogramm und den Rundfunkbeitrag. Der Wirtschaftswissenschaftler Hanno Beck von der Hochschule Pforzheim kritisiert die üppige Finanzausstattung des ÖRR. Der Rundfunkbeitrag garantiere den Sendern mehr als acht Milliarden Euro Einnahmen. Der ÖRR sei von allen Krisen wie sie andere Branchen erfahren ausgenommen. Kein Wunder, dass da Geld verpulvert werde, sagt der 56-Jährige.

Unterhaltung als öffentlicher Auftrag

Marianne Kugler-Wendt verteidigt die Öffentlich-Rechtlichen. Die 67-jährige Heilbronnerin ist Mitglied des SWR-Rundfunkrats. "Qualität hat ihren Preis", kommentiert sie die Höhe des Rundfunkbeitrags und die daraus resultierenden Einnahmen, die der ÖRR ausgeben kann. Unterhaltung gehört für Kugler-Wendt neben Information und Bildung klar zum Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen. Unterhaltungssendungen würden unsere Werte und Kultur vermitteln.

Leichte Kost wie "Die Fallers" oder eine lesbische "Tatort"-Kommissarin seien ein Spiegelbild der Gesellschaft, sie drückten deren Diversität aus, meint Kugler-Wendt. Formate wie "Kaffee oder Tee" am Nachmittag bildeten das gesellschaftliche Leben ab. "Sie zeigen, was im Land passiert. Beiträge etwa über das Ehrenamt oder die Landfrauen sind wichtig." Kugler-Wendt zufolge überwiegt im SWR zur Hauptsendezeit die Information.


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Neben Sarina Pfründer, Bürgermeisterin in Sulzfeld, oder Bauernpräsident Joachim Rukwied aus Eberstadt sitzt der Landtagsabgeordnete Dr. Rainer Podeswa (65) im SWR-Rundfunkrat. "Das größte Problem des ÖRR ist eine obszöne Überfinanzierung und die daraus resultierende Arroganz, auf jede Kundenorientierung zu verzichten", teilt der Vorsitzende des Heilbronner AfD-Kreisverbands in einer E-Mail mit. Der ÖRR habe sich vom Grundsatz einer ausgewogenen und objektiven Berichterstattung nach den anerkannten journalistischen Grundsätzen verabschiedet.

Auswüchse wie im RBB beim SWR nicht denkbar

Die Hohenloher Landtagsabgeordnete Catherine Kern (60), medienpolitische Sprecherin der Grünen und ebenfalls Mitglied des SWR-Rundfunkrats differenziert: Zuschauer erhielten beim ÖRR fundierte, ausgewogene Nachrichten. Über die Auswüchse beim RBB sagt sie: "Das ist unmöglich, was da passiert ist. Beim SWR ist so etwas undenkbar."


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Das Fernsehprogramm des ÖRR erfreut sich laut Kern großer Beliebtheit. Sie sagt aber auch: "Wir befinden uns in einem Transformationsprozess. Das lineare Fernsehen ist ein Auslaufmodell." Darunter leide die Qualität jedoch nicht. Es gebe eine Vielzahl von Sendungen - vor allem für Kinder - die dem Auftrag des ÖRR nachkämen. Rundfunkgebühren abzuschaffen, ist für die gebürtige Engländerin keine Option. In den USA, in denen es im Grunde keinen ÖRR gebe, stehe das Land kurz vor einem Bürgerkrieg.

Ausbau von Informationssendungen gefordert

Ökonom und Autor Hanno Beck fordert seit Jahren eine Reform des ÖRR. "Schluss mit ,Roten Rosen", Quizshows und Kochsendungen." Diesen Teil des ÖRR brauche kein Mensch. Angesichts zahlreicher Streamingdienste, Youtube und vieler anderer Kanäle im Internet fragt er, ob die Gesellschaft "allen Ernstes an einer Unterversorgung an Entertainment leidet". Beck sieht den öffentlichen Auftrag in einem Ausbau der faktenbasierten Information. Dazu brauche es jedoch nicht die Vielzahl an Sendeanstalten und Sendern.

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Im Zentrum des Skandals stehen die entlassene Intendantin Patricia Schlesinger und der zurückgetretene RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf. Beide wiesen die gegen sie gerichteten Vorwürfe zurück. Es geht unter anderem um Beraterverträge für ein RBB-Bauprojekt, um Abstimmungen zwischen beiden zu Gehalt und Boni für Schlesinger sowie um Aufträge für deren Ehemann bei der Messe Berlin. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsannahme.

 

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Kommentare

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am 25.08.2022 10:38 Uhr

Wir bezahlen pro Jahr 2600 € Rundfunkgebühren für 34 Hotelzimmer die vorwiegend von Bundesbürgern belegt werden die ohnehin schon Rundfunkgebühren bezahlen. Egal wie gut oder schlecht die Auslastung ist. Bei 8 Milliarden Euro an Zwangsgebühreneinnahmen besteht keine Notwendigkeit zu sparen. Der Fall Schlesinger ist die Spitze eines Eisberges der alle öffentlichen Sendeanstalten betrifft. Einsicht innerhalb des Rundfunkrates zu erwarten ist Sinnlos. Wer einen Sumpf trockenlegen möchte sollte nicht die Frösche fragen. Es wird Zeit, dass die Politik einschreitet und zwar mit einer Halbierung der Gebühren.

Jürgen Mosthaf

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